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Profil: Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP)

 

Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP)

Stand des Artikels: 1996

Gründung: 1979

Verbot: 24. Februar 1995

Sitz: Halstenbek bei Hamburg

Zahl der Mitglieder: ca. 1000.

Funktionäre: Friedhelm Busse (Bundesvorsitzender), Siegfried Borchardt und Amdt-Heinz Marx (Stellvertreter), Glenn Goertz (Schatzmeister/Geschäftsführer); Landesvorsitzende: Glenn Goertz (Schleswig-Holstein), Andre Goertz (Hamburg), Thorsten Heise (Niedersachsen), Siegfried Borchardt (Nordrhein-Westfalen), Carsten Dost (Hessen), Falco Schüssler (Bayern), Josef Rösch (Baden-Württemberg), Lars Burmeister (Berlin-Brandenburg), Bernd Rittmann (Sachsen), Klaus Acker (Rheinland-Pfalz), Andreas Eich (Saarland)[1]

Struktur: Die Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP) wurde 1979 als Splitterpartei von Martin Pape gegründet. Zu Bedeutung gelangte die FAP 1984, als Mitglieder der verbotenen Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS/NA) nach einem Aufruf Michael Kühnens in die FAP eintraten. Sie bauten bundesweit Strukturen auf und dominierten bald die Partei. Pape blieb zwar bis 1988 Bundesvorsitzender, war aber faktisch einflußlos. 1986 spaltete sich die FAP, als sich ein Großteil der FAP-Funktionäre um Jürgen Mosler und Volker Heidel von Kühnen aufgrund seiner Homosexualität lossagt. Im November 1988 wurde Busse von dem Kühnen-feindlichen Flügel zum Bundesvorsitzenden gewählt. Erst ab 1989 entspannte sich die Situation, die Anhänger Kühnens verließen weitestgehend die Partei. Mitte 1989 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Busse und einem Flügel um Michael Swierczek und Mosler, die Busse einen chaotischen Führungsstil vorwarfen. 1990 wurde Busse wiedergewählt, Mosler und Swierczek verließen die Partei, Swierczek gründete daraufhin die Nationale Offensive. 1995 entschied das Bundesverfassungsgericht, daß es sich bei der FAP nicht um eine Partei im Sinne des Grundgesetzes handelt, der Bundesinnenminister verbietet sie daraufhin am 24. Februar 1995. Die FAP rekrutierte sich größtenteils aus der neofaschistischen Skinhead-Subkultur. Ihre regionalen Schwerpunkte lagen im Ruhrgebiet, Niedersachsen und Berlin. 1985 wurde die Freie Betriebszellen-Organisation, die Die Werkschar herausgab, gegründet. Für weibliche Mitglieder existierte die FAP-Frauenschaft.

Aktivitäten: Die FAP tritt hauptsächlich mit Propaganda-Aktionen in der Öffentlichkeit auf. Sie nimmt an den jährlichen Rudolf Heß-Gedenkmärschen teil, führte eigene Aufmärsche durch und beteiligt sich mehrmals erfolglos an Wahlen. Darüberhinaus treten Mitglieder und Sympathisanten immer wieder durch gewalttätige Aktionen in Erscheinung. FAP-Funktionäre sind an der Anti-Antifa-Kampagne beteiligt. In mehreren Städten werden die Nationalen Infotelefone von FAP-Mitgliedern betrieben. 1991 wird die Bundesgeschäftsstelle von Oberhausen nach Halstenbek verlegt, ab 1995 sollte sie nach Berlin umziehen. 1992 wird Karl Polacek (Landesvorsitzender Niedersachsen) nach Österreich abgeschoben. 1993 stellt Bundesinnenminister Kanther einen Verbotsantrag, in der Folgezeit lösen sich sämtliche Kameradschaften in Nordrhein-Westfalen, Bonn und Hamburg und Umgebung offiziell auf. 1995 wird die FAP verboten, dennoch werden die Strukturen weitergeführt, bzw. schon seit 1993 in andere Zusammenhänge überführt. Nach Berichten des Spiegels finden vor dem Verbot Gespräche zwischen Wolfgang Nahrath, Vorstandsmitglied der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD), und Busse über die Übernahme von FAP-Mitgliedern in die NPD statt.[2] In Berlin-Brandenburg sind FAP-Funktionäre in die Aktivitäten der Nationalen eingebunden. Viele Kreis- und Ortsverbände der FAP bilden seit dem Verbot scheinbar unabhängige Kameradschaftszusammenhänge.

Periodika: Die FAP gab eine Vielzahl von lokalen Publikationen mit meist geringer Auflage heraus. Als bundesweite Periodika erschien Standarte, die seit 1993 als monatlich erscheinende Zeitschrift in professioneller Gestaltung vertrieben wurde. Herausgeber war Friedhelm Busse, verantwortlich zeichnete Andre Goertz. Von 1989 bis 1990 erschien die FAP-Intern als interner monatlicher Rundbrief mit Michael Swierczek als Verantwortlichen. Als Nachfolge diente bis 1993 die Neue Nation mit dem Herausgeber und Verantwortlichen Friedhelm Busse.

Programmatik: Seit der Übernahme der FAP durch die Mitglieder der ANS/NA trat sie offen neofaschistisch auf, die rassistische Hetze und die Rehabilitierung des Nationalsozialismus - »(...) erst nach 1933 hatte ein deutschdenkender Mensch überhaupt die Möglichkeit erhalten, seine politischen Vorstellungen offen zu äußern«[3] - standen im Mittelpunkt ihrer Programmatik.

Zusammenarbeit: Die FAP arbeitete v.a. mit anderen neofaschistischen Organisationen zusammen, seit dem Tod Kühnens 1991 gab es auch wieder bessere Kontakte zu Gruppen der Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front. Gute Verbindungen bestehen nach wie vor in die rechte Skinhead-Szene. Einzelne Landes- und Kreisverbände haben sich verstärkt in organisationsübergreifenden Bündnissen - wie zusammen mit Mitgliedern der Wiking Jugend, der Deutschen Liga für Volk und Heimat u.a. - im Frankenrat oder in der Initiative Gesamtdeutschland in Bonn engagiert.

Bedeutung: Die FAP war bis zu ihrem Verbot 1995 die größte neofaschistische Organisation in Deutschland. Im Gegensatz zu Kaderorganisationen wie der Nationalistischen Front als breite Sammlungsorganisation konzipiert, zog sie mit ihrem militanten Aktionismus und ihrer einfachen Programmatik vor allem Jugendliche an, rekrutierte neue Mitglieder und sicherte dem Neofaschismus durch provozierende Auftritte Medienpräsenz.

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.258ff

[1] Antifaschistische Aktion/BO: Kampf der FAP 1994.
[2] Vgl. Der Spiegel vom 13.3.1995.
[3] FAP-Referat Propaganda (Hrsg.): Argumentationshilfen I. O.J., o.0. S. 13.

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