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Profil: Paneuropa-Union (PEU)

 

Paneuropa-Union (PEU)

Stand des Artikels: 1996 [enthält UPDATE]

Gründung:1923

Sitz: München

Zahl der Mitglieder: europaweit ca. 200.000

Funktionäre: (Stand Anfang 1996): Otto von Habsburg (Internationaler Präsident), Ingo Friedrich (Internationaler Vizepräsident), Siegbert Alber (Präsident der PEU Deutschland e.V.), Bernd Posselt (Vizepräsident); weitere Mitglieder: Lothar Bossle, Hans Filbinger, Josef Stimpfle, Peter Dehoust, Hartmut Koschyk, Rosemarie Gräfin Huyn, Wolfgang Stock, Rudolf Wollner, Hans Christoph Bonfert
Update: Präsident der PEU Deutschland e.V.: Bernd Posselt, Vizepräsidenten: Ursula Schleicher, Alfred Gomolka, Renate-Charlotte Rabbethge, Dirk Hermann Voß.

Struktur: Die Internationale Paneuropa-Union (PEU) ist gegliedert in Ländersektionen, wobei die BRD-Sektion die größte mit den meisten Landesverbänden repräsentiert und an deren Spitze oft führende Funktionäre der Unionsparteien stehen. Mehr als 80 Organisationen sind korporative Mitglieder, u.a. Witikobund, Bund der Vertriebenen (BdV), Sudetendeutsche Landsmannschaft, Pommersche Landsmannschaft, die dem italienischen Movimento Sociale Italiano (MSI) nahestehende Gewerkschaft Comitato Tricolore degli Italiani nel Mondo (CTIM). 1975 entstehen europaweit Paneuropa-Jugend-Organisationen, Bundes-Vorsitzender der Paneuropa-Jugend Deutschland (PEJ) wird Bernd Posselt. Stellvertreter: Habsburg-Tochter Walburga von Habsburg, Helmut de Craigher, Jaroslav Bocek und Olaf Kappelt.
Kappelt wird 1977 Vorsitzender des Christlich-Paneuropäischen Studienwerks e.V., der als Trägerverein des Brüsewitz-Zentrums fungiert. Die PEJ erhielt Starthilfe von der Studiengesellschaft für staatspolitische Öffentlichkeitsarbeit e.V. Sitz der PEJ ist München, derzeitiger Bundesvorsitzender ist Knut Abraham, sein Stellvertreter ist Bernd Potthoff. Eine PEU-nahe Stiftung ist die Coudenhove-Kalergi-Stiftung (Vorstand Bernd Posselt).

Aktivitäten: 1923 wird die PEU durch den österreichischen Diplomaten Richard N. Coudenhove-Kalgeri als europäische Einigungsbewegung gegründet. Bis zu dessen Tod 1973 bleibt die PEU relativ unbedeutend. 1973 übernimmt Otto von Habsburg die Leitung, womit die PEU bei den Unionsparteien und beim Bund der Vertriebenen (BdV) erheblich an Bedeutung gewinnt. In der Folgezeit erlangen immer mehr Funktionäre aus Vertriebenenverbänden Funktionen in der PEU. Ab 1988 entwickelt die PEU verstärkte Aktivitäten in Osteuropa, wobei sie sich dort auf von Bernd Posselt aufgebaute Untergrundgruppen der PEU stützen kann. Kontakte zur ungarischen Regierung werden 1989 nach eigenen Angaben dazu genutzt, die Massenflucht der DDR-Bürger über Ungarn zu unterstützen.[1] Zentrale Aktivitäten der PEU Deutschland sind die jährlichen »Europakongresse«. 1991 findet der Kongreß in Halle a. d. Saale unter dem Motto »Machen wir Europa reif für seine Rolle in der Welt!« statt. Im Oktober 1993 wird die Landesversammlung in Starnberg/Andechs unter dem Motto »Europa den Europäern!« durchgeführt, als deren Schirmherr Edmund Stoiber fungiert.

Periodika: Paneuropa Deutschland erscheint vierteljährlich im Paneuropa-Verlag GmbH in Augsburg, verantwortlich zeichnet Wolfgang Stock; Redaktion: u.a. Bernd Posselt, Knut Abraham, Hans-Christoph Bonfert; Autoren: Otto von Habsburg, Karl Carstens, Alfons Goppel, Freiherr von Heeremann, Hans Maier, Lothar Späth, Erich Hans, Toni Herget, Helmut Bärwald, Wolfgang Strauss. Paneuropa intern, gegründet von Heinrich Aigner, erscheint seit 1980 mindestens 17mal im Jahr. Verantwortlich ist Bernd Posselt.

Programmatik: 1928 beschreibt Coudenhove-Kalergi das Ziel Paneuropa als »Staatenbund und Zollverein zur Rettung Europas, der abendländischen Kultur und der weißen Rasse«.[2] Unter Otto von Habsburg ist die PEU zu einem »Werbeverein für ein extrem konservatives Europa« geworden, die an der Forderung nach einem starken Europa unter Führung eines Deutschlands in den Grenzen von 1937 festhält. Habsburg: »Wir sind Großeuropäer. Für uns ist die Linie, die im Februar 1945 in Jalta durch Nichteuropäer quer durch unseren Erdteil gezogen wurde, keine gültige Grenze.« Ebenso Bernd Posselt: »Es geht um die Entscheidung, ob ganz Europa frei sein wird. Es gilt, die heutigen Grenzlinien zu verändern.«[3] Und: »Jetzt geht es um nicht mehr und nicht weniger als um den dritten Versuch in diesem Jahrhundert, Europa neu zu ordnen.«[4]

Zusammenarbeit: Die PEU arbeitet eng mit Organisationen des rechtskonservativen Spektrums zusammen (Deutsch-Südafrikanische Gesellschaft, Deutschland-Stiftung e.V., Hanns-Seidel-Stiftung, Ludwig-Frank-Stiftung, Studiengesellschaft für staatspolitische Öffentlichkeitsarbeit e.V., Verein für das Deutschtum im Ausland, Konrad-Adenauer-Stiftung).

Bedeutung: Die Politik der Paneuropa Union wird stark von Otto von Habsburg bestimmt, dessen Politik extrem antikommunistisch und auf ein »Europa der Vaterländer« unter wirtschaftlicher Führung Deutschlands orientiert ist. Die PEU bildet mit der Assoziierung bedeutender Organisationen des rechtskonservativen Spektrums eine mächtige Lobby, die bei der künftigen Entwicklung Europas eine ernstzunehmende Rolle spielen dürfte. (B)

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Anmerkungen:

[1] Vgl. Paneuropa Deutschland, Nr. 3/1992. S. 38.

[2] R. N. Coudenhove-Kalergi: Kampf um Paneuropa. Wien/Leipzig 1928, S. 87.

[3] K. Hirsch: Rechts von der Union. München 1989, S. 301.

[4] Der Rechte Rand, Nr. 21, S. 16.

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.205-206

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