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Profil: Bund Heimattreuer Jugend (BHJ) - Der Freibund

 

Bund Heimattreuer Jugend (BHJ) - Der Freibund

Stand des Artikels: 1996

Gründung: 1958

Sitz: Remscheid

Kontaktadresse: 37005 Göttingen

Funktionäre: Rüdiger Dorff (Bundesführung 1995), Annika Jessen (Leitstelle West 1995), Bernd Widmer (Leitstelle Süd 1995), Ludger Bünger (Bundesgeschäftsführung 1996).

Struktur: Der bundesdeutsche Bund Heimattreuer Jugend (BHJ) wurde nach dem Vorbild des BHJ in Österreich aufgebaut. Hans Hübner (Ex-Reichsjugend, die Jugendorganisation der Sozialistischen Reichspartei) gründet 1958 den BHJ-Franken. Es folgt der Aufbau weiterer, nur lose miteinander verbundener Gruppen. 1960 wird der BHJ als bundesweite Organisation gegründet. Die Strukturen werden ausgebaut, dennoch zerfällt der Bund aufgrund innerer Streitigkeiten und staatlicher Repression. 1962 schließen sich die übriggebliebenen Gruppen zum neuen BHJ e.V. zusammen. Die Standorte als kleinste selbständige Einheit des BHJ werden von den Leitstellen koordiniert.[1] Die Mitglieder sind zwischen sieben und 26 Jahre alt.
1988 beschließt die Mehrheitsfraktion um Bundesführer Henning Otto die Umbenennung in BHJ - Der Freibund e.V. Dieser Flügel fordert die Reformierung des Bundes, eine verstärkte Bezugnahme auf bündische Traditionen und ein gemäßigteres Auftreten in der Öffentlichkeit. Als Symbol wird nun statt der Odalsrune die aufgehende Sonne auf schwarzer Fahne gewählt. 1983 spaltet sich fast die gesamte Leitstelle West ab und tritt seitdem als Gemeinschaft Volkstreuer Jugend auf. 1990 wird von dem Flügel um den ehemaligen Bundesführer Michael Will und den Bundeskassenwart Hans Soltner Die Heimattreue Jugend e.V. gegründet.[2]

Aktivitäten: Im Mittelpunkt der Aktivitäten des BHJ und des Freibundes steht die Durchführung von Fahrten und Lagern sowie politisch-kulturelle Schulungen. Außerdem werden Leitstellentage, Älterentreffen und Veranstaltungen wie Sonnenwendfeiern durchgeführt. 1961 wird der BHJ-Standort Westberlin wegen Störaktionen und Herstellungsplänen von Blend- und Sprengkörpern aufgelöst. Ab 1963 entwickelt sich der BHJ neben der Wiking Jugend (WJ) zur wichtigsten Kraft innerhalb des Kameradschaftsringes Nationaler Jugendverbände (KNJ). 1965 schließt sich der BHJ dem Arbeitskreis Volkstreuer Verbände an. Ab 1969 schafft er es als eine der wenigen nationalistischen Jugendgruppen, seine Strukturen bis in die siebziger Jahre hinein zu retten. Die Führungsspitze spaltet sich in einen v.a. an der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands orientierten und einen auf Reformen und an der historischen bündischen Jugend ausgerichteten Flügel. 1974 beginnen sich mit der Wahl von Hartmut Voigts zum Bundesführer die Modernisierungsbefürworter durchzusetzen, dieser Prozeß wird durch seinen Nachfolger Gernot Mörig beschleunigt. Seit Ende der siebziger Jahre versucht der BHJ, sich von seinem rechtsextremen Ruf zu lösen und tritt moderater in der Öffentlichkeit auf. Mitte der 80er Jahre kommen die Aktivitäten u.a. wegen internen Streitigkeiten fast vollständig zum Erliegen, die Mitgliederzahl geht von vormals 400-500 auf ca. 100-200 zurück. Seit Ende der 80er Jahre werden verstärkt Reisen in die ehemaligen deutschen Gebiete in Osteuropa unternommen.

Periodika: Na klar! Jugendzeitschrift für Umwelt, Mitwelt, Heimat erscheint seit 1983 vierteljährlich und enthält Fahrtenberichte, Interviews und ideologische Grundsatzartikel. Schriftleiter ist Gernot Dorff. Zuvor erschienen die Nachrichten der Nationalen Jugend von 1963-1966 (zugunsten von Der neue Aufbruch des KNJ eingestellt), der Jugendpressedienst und 1976-1983 Der Trommler.

Programmatik: Der Freibund setzt die Entwicklung des BHJ seit den siebziger Jahren fort und sieht sich in der Tradition der historischen bündischen Jugend. Mittelpunkt der Ideologie ist ein mythisches Naturverständnis, die Forderung nach »ganzheitlicher« Erfahrung im Rahmen der »Gemeinschaft« und der Rückgriff auf germanische Überlieferungen.[3]

Zusammenarbeit: Obwohl der BHJ eng mit verschiedenen Organisationen zusammenarbeitete, hat er sich doch seine Eigenständigkeit bewahrt. Unterstützung erhielt er v.a. von dem Freundeskreis der Nationalen Jugend, der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands und dem Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes, ab 1979 von der Deutschen Kulturgemeinschaft. Er arbeitete eng mit der WJ zusammen, distanzierte sich aber 1978 aufgrund ihres paramilitärischen Charakters von ihr. Der Freibund hatte Kontakte zum Collegium Humanum. Kooperiert wird mit der Jungen Freiheit. Seit 1976 finden Treffen mit dem Überbündischen Kreis völkisch-bündischer Gruppen statt, der Freibund hält besonders mit dem Freundeskreis der Artamanen Verbindung. Doppelmitgliedschaften bestehen mit den Mitgliedsverbänden der Deutschen Gildenschaft.

Bedeutung: Der BHJ war neben der WJ eine der wenigen kontinuierlich arbeitenden rechtsextremistischen Jugendorganisationen. Aus seinen Reihen sind u.a. Jürgen Rieger, Hans-Michael Fiedler und Gisa Pahl hervorgegangen. Der Freibund verfügt zwar bei weitem nicht über die Integrationskraft des alten BHJ, spricht aber dennoch Jugendliche im vorpolitischen Raum an und bindet sie an seine Programmatik. (B)

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.227f

Anmerkungen:

[1] Vgl. P. Dudek; H.-G. Jaschke: Rechtsextremismus in der Bundesrepublik. Opladen 1984, S. 437 ff.
[2] Vgl. blick nach rechts, Nr. 11/1993, S. 4 f.
[3] Vgl. V. Wölk: Natur und Mythos. Duisburg 1992, S. 17.

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