apabiz logo
antifaschistisches pressearchiv und bildungszentrum berlin e.v.
home | eMail | English
 
Archiv Bildung Publikationen Verein Netz
Bibliothek Materialien Sondersammlungen apabiz en detail

Profil: Europäische Neuordnung (ENO, Nouvel Ordre Europeen)

 

Europäische Neuordnung (ENO, Nouvel Ordre Europeen)

Gründung: 30. September 1951

Zahl der Mitglieder: ca. 150

Funktionäre: Gaston-Armand Amaudruz (CH), Erwin Vollenweider (CH), Rene Binet (F), Fritz Rößler (alias Dr. Franz Richter, Mitbegründer, BRD), Winfried Schneider (kommissarischer ENO-Sekretär, BRD)

Aktivitäten: Die ENO entstand als Abspaltung von der Europäischen Sozialen Bewegung (ESB) und wurde im September 1951 auf einem ESB-Kongreß durch den Funktionär der Volkspartei der Schweiz, Erwin Vollenweider, und Gaston-Armand Amaudruz gegründet. In Frankreich lösten sich im März 1952 die Mehrheit der Comite national francais von Maurice S. Bardèche und der ESB auf und schlossen sich um Rene Binet der ENO an. Die Differenzen zwischen ESB und ENO lagen in der Betonung der »rassepolitischen Zielsetzung« als verbindendes Mittel der einzelnen europäischen Mitglieder und des kämpferisch-praktischen Elements. In der Züricher Erklärung von 1951 forderte die ENO: »Um die (weiße, d. Verf.) Rasse verteidigen zu können, muß Europa sich vereinigen. Die Verteidigung der Rasse verlangt Maßnahmen europäischen Maßstabes; sie verlangt eine politische Gewalt, die derjenigen der Vereinigten Staaten von Amerika oder der Sowjetunion zumindestens gleichkommt.«[1] Die ENO verstand sich als Vereinigung gleichgesinnter Personen und bildete lediglich Sekretariate, aber keine nationalen Sektionen in den einzelnen Ländern. Über die im Januar 1953 auf ihrem Kongreß gegründete Europäische Verbindungsstelle (EVS) vereinigten sich Parteien und Gruppen der einzelnen Länder. Amaudruz wurde Leiter des Sekretariats in Lausanne auf Lebenszeit. Aus der BRD beteiligte sich der Deutsche Block (der Michael Schenk-Dengg als Sekretär stellte und die folgende Tagung vom 12.-13. Dezember 1953 in Lörrach organisierte) sowie unter Walter Matthaei die Reichsjugend und seine am 2. Dezember 1952 gegründete Wiking Jugend (WJ). 1955 verließen u.a. die Schweizer Volkspartei (unter Vollenweider), der DB und die WJ aufgrund von Auseinandersetzungen an der »Südtirol-Frage« die EVS, welche damit in der Bedeutungslosigkeit versank. Die ENO selbst organisierte die einzelnen nationalen Jugendgruppen als Junge Europäische Legion. In der BRD hielt sie Verbindung zum Bund Heimattreuer Jugend, dem Bund Nationaler Studenten (Klausdieter Ludwig war Mitglied der ENO), dem Jugendbund Adler, der Wiking Jugend und der Kameradschaft Deutscher Jugend. Zu Beginn der 60er Jahre wurden mehrere Versammlungen der ENO in der BRD verboten und aufgelöst. In den siebziger Jahren bildeten sich in der Schweiz jüngere Gruppen der ENO unter dem Namen Nouvel Ordre Sociale.[2] Als Publikation der ENO wird seit 1951 von Amaudruz der Courrier du Continent herausgegeben. Seit den 70er Jahren pflegt Amaudruz enge Verbindungen zu Thies Christophersen und wurde zu einem der Hauptvertreter der international agierenden Auschwitzleugner. Auf Treffen wie 1991 in Hagenau (F) sind Personen des militant-neofaschistischen Lagers der jüngeren Generation wie Christian Worch zugegen.

Bedeutung: Die ENO war bis in die 90er Jahre der kontinuierlichste organisatorische Zusammenhang europäischer Anhänger des Faschismus. Die zusammenhaltende Klammer waren alle zwei bis drei Jahre stattfindende internationale Treffen, die Ideologie der »Weißen Rasse« und die von Amaudruz herausgegebene Zeitschrift Courrier du Continent. Doch wandelte sich im Laufe der Jahrzehnte ihre politische Bedeutung. Die historische ENO hatte bei ihrer Gründung die Neuordnung Europas und die Vernetzung der einzelnen neofaschistischen Organisationen über die Führungspersonen in den Europäischen Ländern zum Ziel. Hiermit scheiterte sie bereits Ende der 60er Jahre. In der Folgezeit konzentrierte sich die Arbeit immer mehr auf die Leugnung des Holocausts. Die heutigen Treffen haben eher den Charakter eines ??? (B)

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Anmerkungen:

[1] Zitiert nach H. W. Schmollinger: Deutscher Block. In: R. Stöss (Hrsg.): Parteienhandbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945-1980. Opladen 1986, S. 834.

[2] Zur Geschichte der Organisation vgl. J. Frischknecht; P. Haffner; U. Haldimann; P. Niggli: Die Unheimlichen Patrioten. Politische Reaktion in der Schweiz. Zürich 1984, S. 468 ff. und S. 738 ff.; sowie den antikommunistisch eingefärbten Band von W. Smoydzin: Hitler lebt. Vom internationalen Faschismus zur Internationalen des Hakenkreuzes. Pfaffenhofen a.d. Um 1966, S. 91 ff.

[3] Vgl. auch Antifaschistisches Autorenkollektiv: Drahtzieher im braunen Netz. Hamburg 1996, S. 216 f

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.163ff

Weitere Materialien:

Auch 2005 noch erhältlich: Der Courrier du Continent, Bulletin du Nouvel Ordre Européen, herausgegeben von Gaston-Armand Amaudruz (CH). Ausgabe Nr.469 vom Juni 2005.

 

© für alle: 2005 antifaschistisches pressearchiv und bildungszentrum berlin e.v.

Seitenanfang

 

Zurück

 

© 2002 antifaschistisches pressearchiv und bildungszentrum berlin e.v.

http://www.apabiz.de | mail@apabiz.de
Impressum