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Profil: Europäische Ärzteaktion

 

Europäische Ärzteaktion

Stand des Artikels: 1996

Sitz: 89000 Ulm

Mitglieder: Dr. Siegfried Ernst, Dr. Alfred Häußler und Dr. Georg Götz, Wolfgang Borowsky.

Struktur: Die Europäische Ärzteaktion (im folgenden: EÄA) entstand als erste bundesdeutsche Organisation von Abtreibungsgegnern aus der von Siegfried Ernst geführten Aktion Ulm 70.

Aktivitäten: Der Vorsitzende Siegfried Ernst wird 1984 zu einer Geldstrafe verurteilt. Er hatte dem DGB unterstellt, mit seinem Eintreten für Abtreibungen die gleichen Ziele wie die NSDAP zu verfolgen. Im September 1990 veranstaltet die EÄA in Dresden gemeinsam mit anderen Organisationen wie der Aktion Leben e.V. und den Christdemokraten für das Leben einen Kongreß unter dem Motto »Lebensrecht und Zukunft Europas«. 1991 schickt die EÄA an alle Bundestagsabgeordneten im Vorfeld der Neuregelung des Paragraphen 218 den Anti-Abtreibungsfilm Der stumme Schrei und weiteres Propagandamaterial. Seit 1993 wird gemeinsam mit dem -> Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis (VPM), dem Verein für Konservative Kultur und Bildung e.V. u.a. der jährliche Kongreß »Mut zur Ethik« durchgeführt. Referenten waren -> Günter Rohrmoser, Konrad Löw, -> Lothar Bossle u.a.

Periodika: Seit 1978 gibt die EÄA die Zeitschrift Medizin und Ideologie heraus, die monatlich eine Auflage von 7.000 (1993) erreicht. Verantwortlich zeichnet Alfred Häußler. Neben den Verbandsmitgliedern Häußler und Ernst veröffentlichen häufig Günter Rohrmoser, der Vorsitzende der Juristenvereinigung Lebensrecht Bernward Büchner und -> Christa Meves in der Zeitschrift.

Programmatik: 1973 warnt Ernst im Namen der EÄA, daß in der Abtreibungsfrage »der persönliche Egoismus entarteter Frauen, Männer und Mediziner benützt wird (...) zur Durchsetzung internationaler ideologisch-politischer Ziele, die letzten Endes den Umsturz unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung herbeiführen wollen.« In einer Resolution an den Bundestag schreibt die EÄA 1975, die Liberalisierung des Paragraphen 218 habe nicht nur den »Tod von Millionen ungeborenen deutschen Kindern der kommenden Generation, sondern den Untergang des Volkes selbst« zur Folge. »Denn “Deutschland” ist weder ein rein geographischer noch ein nur sprachlicher
Begriff, und seine biologische Identität hat man in den letzten Jahrzehnten bewußt zerstört, um zu verhindern, daß es jemals wieder “ein Volk” wird.«[1] Die Neufassung des Paragraphen 218 im Juni 1992 wird als »neues Ermächtigungsgesetz« kommentiert.

Zusammenarbeit: Durch ihre Tätigkeit in ärztlichen Standesorganisationen nehmen Mitglieder der EÄA vielfältigen Einfluß im Sinne des Verbandes. Internationale Kontakte pflegt die EÄA über die -> Paneuropa-Union im Europaparlament und die 1974 von der EÄA mitbegründete World-Federation of Doctors who respect Human Life. Mitglieder der EÄA sind in anderen Verbänden tätig, so in der Aktion Leben e.V. und der Aktion Lebensrecht für Alle. Siegfried Ernst war Gründungsmitglied der Bewegung für das Leben, er führte Anfang der 70er Jahre Gespräche mit der -> Nationaldemokratischen Partei Deutschlands und arbeitete mit -> Manfred Roeder zusammen.

Bedeutung: Die EÄA gilt als die einflußreichste Organisation der Abtreibungsgegner. Sie bedient die Ärzteschaft mit vorwiegend ideologischen Argumenten. Sie versteht den Kampf gegen Abtreibungen als allgemeinen Widerstand gegen die Zerstörung einer nationalen Identität und einer geplanten Vernichtung des deutschen Volkes insgesamt. In ihren Positionen klingen weltverschwörerische und antikommunistische Töne an. Die »Mut zur Ethik«-Kongresse, die sie federführend vorbereitet, tragen zur Vernetzung des rechtskonservativen Lagers bei. (B)

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Anmerkungen:

[1] Zitiert nach Frauen gegen § 218 - Bundesweile Koordination (Hrsg.): Vorsicht »Lebensschützer«. Hamburg 1991, S. 196.

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.191-193

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