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Profil: Dienstagsgespräch

 

Dienstagsgespräch

Stand des Artikels: 1996 [enthält UPDATE]

Gründung: 1991

Kontaktanschrift: 14193 Berlin

Organisator: Hans-Ulrich Pieper

Struktur: Das Dienstagsgespräch trifft sich jeden 2. Dienstag im Monat zu Gesprächsrunden mit 50-100 Teilnehmern, die jeweils durch einen Referenten eingeleitet werden. Ein engerer Kreis zieht sich nach den Veranstaltungen zu Beratungen zurück.

Aktivitäten: 1991 gründet sich das Dienstagsgespräch »nach dem erfolgreichen Vorbild der Düsseldorfer Herrenrunde«[1]. Als Referenten des Dienstagsgesprächs waren u. a. angekündigt: Jörg Haider, Manfred Brunner, Peter Staisch (n-tv), Herbert Fleissner, Heinrich Lummer, Dr. Wilhelm Nölling (Ex-Präsident der Hamburger Landeszentralbank), Günter Kießling (General a. D.), Rolf Schmidt-Holz (ehem. Stern-Redakteur), Gerhard Löwenthal, Prof. Jörg Schill (Vorstandsvorsitzender von Babcock-Borsig), Prof. Ulrich Steger (Vorstandsmitglied von VW), Dr. Gerhard Köhler (Vizepräsident des Bundeskriminalamtes), Carl Zimmerer und Wolfgang Seifert. Unter den Gästen befanden sich u. a. Tilman Fichter (SPD), Ekkehard Wruck (CDU), Axel Hahn (FDP), Markus Roscher (FDP), Rainer Zitelmann (FDP), Alexander von Stahl (FDP) und Hans-Christoph Bonfert. Auf den Treffen werden Kontakte zwischen den Teilnehmern und Mitarbeitern der Jungen Freiheit hergestellt und ihnen Unterstützung zugesagt. Die Teilnahme Bonferts seit April 1993 (zu diesem Zeitpunkt war er Pressesprecher des Innensenators Dieter Heckelmann) führen zu einer Koalitionskrise zwischen SPD und CDU in Berlin.

Programmatik: Ziel des Dienstagsgesprächs war nach Einschätzung der Polizei, »eine Auswahl von Kapital und Intelligenz der rechten Szene bzw. rechtskonservativer Parteien«[2] zusammenzuführen. Intensiv wurde die Erneuerung der Parteienlandschaft rechts der CDU durch eine nationalliberale Kraft diskutiert und in diesem Zusammenhang die Junge Freiheit unterstützt.

Zusammenarbeit: Neben der Unterstützung für die Junge Freiheit ist vor allem auf die Kontakte des Organisators Hans-Ulrich Pieper zu rechtsextremen Organisationen hinzuweisen. In Berlin sind hier das Hoffmann-von-Fallersleben-Bildungswerk und die Tagungen der Deutsch-Europäischen Studiengesellschaft zu nennen.

Bedeutung: Dietmar Staffelt (SPD) erklärte in der Plenarsitzung des Berliner Abgeordnetenhauses am 23. Juni 1994: »Das gefährliche ist der intellektuelle Überbau (...) Die entscheidende Dimension der Gefährdung der Bundesrepublik ist die gleiche wie in der Weimarer Zeit, sie liegt nämlich dort, wo Wirtschaft und rechtsradikale Intellektuelle miteinander in Verbindung geraten und das Klima, die Theorien und das Gedankengebäude schaffen, um eine existierende Demokratie zu zerstören«[3]. Nachdem die Öffentlichkeit Kenntnis von dem Gesprächskreis genommen hatte, nahm die Beteiligung ab. Ob das Dienstagsgespräch fortgeführt wird, ist nicht bekannt.[4] (B)

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Anmerkungen:

[1] Selbstdarstellung. Zitiert nach SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin: Die Affäre Bonfert/ Heckelmann. Berlin 1994, S. 5.

[2] Zitiert nach D. Rulff: Rote Karte für Heckelmann. Die Tageszeitung vom 20.6.1994, S. 4.

[3] SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, 1994, S. 11 (s. Anm. 1).

[4] Anfang 2006 feierte das Berliner Dienstagsgespräch sein 15-jähriges Bestehen.

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.189-190.

Weitere Materialien:

SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin: Die Affäre Bonfert/ Heckelmann. Berlin 1994.

 

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