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Profil: Völkischer Bund (VB)

 

Völkischer Bund (VB)

Stand des Artikels: 1996

Gründung: 1985 (aufgelöst im Mai 1995)

Sitz: 65034 Wiesbaden

Zahl der Mitglieder: ca. 25

Funktionäre: Peter Naumann, Heidemarie Naumann, Bernhard Archner

Struktur: Der Aufbau des VB war hierarchisch und zentralistisch. Ein Kern von ca. 25 Personen[1] stand unter der straffen Führung des Begründers und Anführers Peter Naumann. Auf den Sonnwendfeiern des VB fanden sich bis zu 100 Personen ein, an die hohe Anforderungen in puncto Disziplin und Konspirativität gestellt wurden.

Aktivitäten: Auf Sonnwendfeiern des VB 1985/86 referieren u.a. Emil Maier-Dorn, Lisbeth Grolitsch und Peter Stöckicht (Nationaldemokratische Partei Deutschlands).[2] Mitglieder des VB werden 1987 bei einem Aufmarsch am Grab von Rudolf Heß festgenommen.[3] Die VB-Begründer Peter Naumann und Bernhard Archner werden im Oktober, u. a. wegen Sprengstoffanschlägen in den Jahren 1977 bis 1979, festgenommen. 1988 wird Naumann in Frankfurt u.a. wegen der geplanten Befreiung von Rudolf Heß aus dem alliierten Kriegsverbrecher-Gefängnis in Berlin-Spandau (als geplante terroristische Vereinigung bewertet) zu 4 Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt. Von 1989 bis 1993 werden aufgrund seiner Haftstrafe bis Dezember 1990 und nachfolgenden Bewährungsauflagen keine öffentlichen Aktivitäten durchgeführt. Der Völkische Bund startet 1993 eine Propagandaaktion unter dem Motto »Ewig lebt der Toten Tatenruhm«. 1995 verkündet Naumann die Auflösung des Völkischen Bundes. Im August übergibt er der Polizei 13 Waffen-Depots.

Programmatik: Der VB sah seine Aufgabe in der Vermittlung von Grundsätzen des Nationalsozialismus und von Grundregeln zum Aufbau verdeckt wirkender Strukturen. Er verstand sich als Kadertruppe von »ausgesuchten«, »besten Charakteren«[4] und nahm für sich in Anspruch, »neue Wege aufzuzeigen « und »Beispiele zu geben« in »Inhalt, Disziplin und Organisation«.[5] In Seminaren wurde ein aggressiver Rassismus vertreten und unter der Parole »Kampf den Dunkelmännern« Verschwörungstheorien gelehrt. Schwerpunkte der VB-Propaganda waren Solidaritätsbekundungen mit dem »Freiheitskampf« in Südtirol, die Verherrlichung der Wehrmacht und der SS sowie die Forderung nach »Rache« für den verstorbenen Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß.

Zusammenarbeit: Der VB war eng verzahnt mit dem radikalen Flügel der hessischen NPD. Mit der Arbeitsgemeinschaft Nationaler Verbände (ANV), einer Bündnisplattform von NPD, Aktion Oder-Neiße und -> Notverwaltung des deutschen Ostens führte der VB in den Jahren 1985 bis 1987 Veranstaltungen durch, was ihm zeitweise die irreführende Bezeichnung ANV/VB einbrachte. Von 1990 bis 1995 waren vornehmlich Kontakte zu den ->Jungen Nationaldemokraten, zum Arbeitskreis Deutscher Interessen in Berlin, zur Nationalistischen Front und zum Bund Oberland feststellbar. Zu dem Freundeskreis Ulrich von Hutten bestand eine langjährige Verbindung.

Bedeutung: Der Völkische Bund war ein militant neofaschistischer Zirkel um Peter Naumann. Die Selbstauflösung der Organisation im Mai 1995 war eine Reaktion auf das öffentliche Interesse an Naumann, der ab 1994 als mutmaßlicher Ausbilder rechtsterroristischer Kreise bekannt wurde. (B)

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S. 315f

Anmerkungen:

[1] Hessischer Minister des Innern: Verfassungsschutzbericht in Hessen 1987, S. 23.

[2] Einladung zur Weihnachts- und Sonnenwendfeier am 13.12.1986.

[3] Vgl. Nachrichten der HNG, Nr. 98.

[4] Vgl. Wir - Der Völkische Bund, 1985.

[5] Ebenda.

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Weiterführende Literatur:

 

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