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Profil: Hofgeismarer Kreis der Jungsozialisten Deutschlands

 

Hofgeismarer Kreis der Jungsozialisten Deutschlands

Stand des Artikels: 1996

Gründung: 11. April 1992

Sitz: 04275 Leipzig

Zahl der Mitglieder: ca. 200

Führende Mitglieder: des Leipziger Kreises: Sascha Jung, Harald Heinze, Dirk Larisch, Markus Glaubig, Heiko Oßwald; Bayern: Erwin Breisach; Berlin: Christian Böttger und Nordrhein-Westfalen: Bernhard Knappstein (Vorsitzender der -> Jungen Landsmannschaft Ostpreußen und Mitglied der Kölner Burschenschaft Germania)

Struktur: Der Hofgeismarer Kreis in Leipzig entsteht 1992 infolge des »Aufrufs zur Gründung eines Vereins zur Förderung des nationalen Gedankens und der Solidarität in der deutschen Jugend« und versteht sich als rechtes Gegengewicht zu den offiziellen Jungsozialisten (Jusos) in der SPD. Durch die schnell erreichte Publizität in den Medien gründen sich im burschenschaftlichen Umfeld schnell Arbeitsgemeinschaften der Hofgeismarer in den Ländern Bayern und Nordrhein-Westfalen.

Aktivitäten: In das Licht der Öffentlichkeit geraten die Leipziger Hofgeismarer 1992 durch die Sendung Fakt, als sie im Zuge der rassistischen Ausschreitungen in Rostock gegen Asylbewerber an den ersten beiden Tagen Sympathien für das Geschehen bekunden.[1] Das darauf gegen sie angestrebte Parteiausschlußverfahren attestiert ihnen eine im Kern mit den SPD-Grundsätzen zu vereinbarende Grundeinstellung[2] und verhängt lediglich für Sascha Jung und Harald Heinz ein einjähriges Funktionsverbot.

Periodika: Der Polttische Rundbrief wird unregelmäßig von der Leipziger Gruppe herausgegeben. Verantwortlich zeichnet Dirk Larisch. Schriftleiter sind Sascha Jung und Heiko Oswald.

Programmatik: Inhaltlich stehen die »rechten Jusos« in der Tradition des historischen »Hofgeismarer Kreises« der Weimarer Republik um Hermann Heller und Ernst Niekisch. Diese sahen sich als Querfrontstrategen, die die nationale Bewegung der Weimarer Zeit mit einem vom Marxismus gereinigten »Sozialismus« vereinen wollten.[3] Heute schreiben die Hofgeismarer: »Ebenso wie in der Weimarer Republik stehen wir heute, nach der Wiedervereinigung, vor großen nationalen Aufgaben, die unserer Meinung nach nur durch ein neues Gemeinschaftsgefühl und ein neues nationales Bewußtsein, das dem Konsumdenken etwas Positives gegenübersetzen muß, gelöst werden können.«[4]

Zusammenarbeit: In enger Zusammenarbeit mit den Burschenschaften und der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen kennen die heutigen Hofgeismarer keine Berührungsängste. Ihre Mitglieder schreiben für Zeitschriften wie Sleipnir, ->Junge Freiheit und geben der österreichischen Aula ein Interview. Kurz nach Beendigung der Funktionssperre innerhalb der SPD tritt Sascha Jung bereits wieder im Rahmen der Freien Deutschen Sommeruniversität als Referent auf, eingebettet von Beiträgen namhafter Rechtsextremisten wie Robert Steuckers (Europagedanken der Konservativen Revolution), Josef Schüßlburner (Europa als Reichsersatzideologie) und des Oberst a.D. Eberhard Heder (Die Waffen-SS, eine europäische Armee).

Bedeutung: Der Hofgeismarer Kreis sieht sich in der Tradition der nationalrevolutionären Kräfte der Weimarer Republik. Sie vertreten einen extremen Nationalismus und arbeiten innerhalb der SPD für ein »nationales Wiedererwachen«. Hierfür arbeiten sie auch mit konservativen und rechtsextremen Gruppierungen zusammen. (B)

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Anmerkungen:

[1] Die Sendung Fakt wurde am 16.9.1992 ausgestrahlt.

[2] Vgl. Entscheidung in dem Parteiordnungsverfahren 7/1993/P, S. 4.

[3] Vgl. P. Kratz: Rechte Genossen. Neokonservatismus in der SPD. Berlin 1995, S. 229.

[4] Warum Hofgeismarer Kreis? Flugblatt ohne Jahresangabe, S. 2.

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.193f

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