Deutsche Unitarier
Religionsgemeinschaft e.V.
Stand des Artikels: 1996 [enthält
UPDATE]
Gründung: 1950
Sitz: Hamburg
Geschäftsstelle: Finningen
Zahl der Mitglieder: ca. 2600
Funktionäre [UPDATE]:
Gunde Hartmann (Präsidentin). 1990 legt Horst Prem auf Druck seines
Arbeitgebers Messerschmidt-Bölkow-Blohm/DASA, wo er Leiter der geheimen
Forschungs- und Entwicklungsabteilung ist, sein Amt nieder. Sigrid Hunke,
von 1971-1983 Vizepräsidentin und 1985-1988 Ehrenpräsidentin,
prägt die Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft nachhaltig. Wolfgang
Deppert und Hans Dieter Kahl, nacheinander Leiter des Geistigen Rates,
wirken im wissenschaftlichen Beirat der Unitarischen Blätter. Ein
weiterer Theoretiker ist Hubertus Mynarek.
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Struktur: Auf einem konspirativen Treffen 1947 bei Hameln
verabreden Herbert Böhme, Rudolf Wahlbaum, Eberhard Achterberg, Herbert
Grabert, Marie-Adelheid Prinzessin Reuß zur Lippe und andere Protagonisten
des Nationalsozialismus die Unterwanderung der Rheinhessischen Freiprotestanten.
Bis 1950 sammeln sich etliche deutsch-völkische und deutsch-christliche
Mitstreiter in der Gemeinschaft, der sie ihre Inhalte unterschieben und
in Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft umbenennen. Drei Jahre später
verlassen die Freiprotestanten die Organisation.
Der Amtssitz ist Hamburg, die Geschäftsstelle liegt in Finningen.
Regional sind sie in Gemeinden und Landesgemeinden organisiert, u. a.
in Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Hameln und Kiel, die dem Vorstand
unterstehen. Der Geistige Rat hat eine beratende Funktion. Neben dem Bund
Deutsch-Unitarischer Jugend e.V. stehen ihnen diverse Institutionen nahe:
das Hilfswerk der Deutschen Unitarier e.V., die Unitarische Akademie e.V.,
die Freie Akademie e.V. und das Jugend- und Bildungswerk Klingberg, sowie
der Dachverband freier Weltanschauungsgemeinschaften. Unitariernahe Vereine
sind Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbänd.
Aktivitäten: In den Gemeinden werden u. a. besinnliche
Stunden gestaltet, Gesprächskreise organisiert sowie Alten- und Krankenbetreuung
angeboten. Zu den Themen Religion, Philospohie, Ökologie etc. finden
Tagungen und Seminare statt, u.a. regelmäßig der Unitariertag,
1995 in Hitzacker. Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre führen die
Unitarier diverse Rechtsstreite gegen die Bezeichnung »Nazi-Sekte«,
in denen sie unterliegen.
Periodika: Im 47. Jahrgang erscheinen zweimonatlich
die unitarischen blätter für ganzheitliche Religion und Kultur,
bis 1977 glaube und tat. Sie werden über den Verlag Deutsche Unitarier
Religionsgemeinschaft in Ravensburg vertrieben. Die Familie Ramm leitet
ihn. Gunde Hartmann und Jörg Witzel bilden u. a. die Redaktion. Autoren
sind u. a. Mynarek, Thomas Leutkart, Bernt Friesmann und Eberhard Achterberg.
Ihre Werke werden, wie die unitarischen hefte, im Verlag vertrieben.
Programmatik: Die Unitarier stehen in der Nachfolge
der Deutschen Glaubensbewegung, u. a. um Jakob Wilhelm Hauer. In der Gemeinschaft
»herrscht die Tendenz vor, unterschiedlich erscheinende ideologische
Ansätze des Organizismus (...) zusammenzuführen, um am Ende
zu einer einheitlichen (...) europäischen Religion zu gelangen«[1].
Als Fundus dient u. a. Hunkes Europas eigene Religion, Mynareks Ökologische
Religion und weitere esoterische Ansätze, u. a. von Teilhard de Chardin.
Das Ergebnis ist »die pantheistische Legitimierung selbstgöttlicher
faustischer Taten« und die Propagierung der »Volksgemeinschaft«.[2]
Zusammenarbeit: Kontakte bestehen bzw. bestanden u.
a. zur Nationaldemokratischen Partei Deutschlands, zu den Republikanern,
zum Weltbund zum Schutze des Lebens, dem Deutschen
Kulturwerk Europäischen Geistes, dem Grabert-Verlag
und zu Personen der »Neuen Rechten«, z. B. Henning Eichberg.
Weiter zu Mitgliedern von CDU, FDP, SPD und BUND. U. a. ist sie in der
Eekboom Gesellschaft für freigeistige Kultur e.V. und der Sigrid
Hunke Gesellschaft e.V. involviert.
Bedeutung: Die Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft
ist eine völkisch, nationalistisch und rassistisch motivierte Gemeinschaft,
die vor allem durch ihre sozialen Einrichtungen in der Mitte der Gesellschaft
etabliert ist. (AS)
Autor: Andreas Speit
Anmerkungen:
[1] P. Kratz: Die Götter des New Age. Berlin 1994, S. 288.
[2] Ebenda, S. 289 f.
Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher
Rechtsextremismus,
Berlin 1996, S.378-380
Weitere Materialien:
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