Von Bundeswehr
bis Waffen-SS
von Patrick Schwarz
Seit dem Erscheinen der ersten Ausgabe der Deutschen Militärzeitschrift
(DMZ) verbreitet das Hochglanzmagazin Geschichtsrevisionismus unter dem
Deckmantel von Völkerverständigung und geschichtlicher Aufklärung.
Der mehrmalige Wechsel der Herausgeber änderte nichts an dieser inhaltlichen
Ausrichtung, so dass auch von den neuen inoffiziellen Herausgebern, Gerlind
Mörig und Dietmar Munier, wenig Neues zu erwarten ist.
Die DMZ erschien erstmals im April 1995 und postulierte den Anspruch,
"die Erlebnisgeneration zu Wort kommen (zu lassen) und all den Jüngeren
(zu) schildern, was sie wirklich empfunden, erlebt und durchgemacht hat".[1]
Diese Erlebnisgeneration setzt sich aus ehemaligen Angehörigen der
verschiedensten Waffengattungen der deutschen Wehrmacht zusammen, die
nun als Autoren Geschichtsrevisionismus betreiben. Aber auch Fachhistoriker
fanden ihren Platz in dem Magazin.
Den Schwerpunkt der Hefte bildeten und bilden eine verklärte Darstellung
des Zweiten Weltkrieges und deutschen militärischen Führungspersönlichkeiten.
So wird etwa in der jüngsten Ausgabe der "erste Feldzug der
deutschen Wehrmacht" – die Bombardierung spanischer Städte
durch die Legion Condor – als "Friedensmission" und "Befreiung
Spaniens von der kommunistischen Unterwanderung" abgefeiert.[2]
Abgerundet wird derartiges durch Berichte über die Bundeswehr, die
Nationale Volksarmee und neueste Waffentechnik aus aller Welt.
Die Köpfe dahinter
Ins Leben gerufen wurde die DMZ im Jahre 1995 vor allem von Harald Thomas,
dem ehemaligen Geschäftsführer des rechtsextremen Nationaleuropäischen
Jugendwerkes (NEJ). Thomas übergab seine Herausgebertätigkeit
aber bereits im März 1997 aus gesundheitlichen und finanziellen Gründen
an die Medien-Marketing-Team GmbH (MTM) aus Bad Soden-Salmünster,
die bereits seit der Gründung Ende 1995 Erfahrungen im Vertrieb von
verschiedenen geschichtsrevisionistischen Produkten gesammelt hatte, die
sich an die gleiche Zielgruppe wie die DMZ wendeten. Die Zeitschrift sollte
weiterhin "Brücken schlagen zwischen den Generationen"
und die "Verknüpfung zwischen Geschichte und aktuellen militärischen
und militärpolitischen Themen" vorantreiben.[3]
Die zahlreichen Werbeabzeigen reich(t)en vom rechtskonservativen Deutschland-Magazin
über diverse militärische Fachverlage bis zu Verlagen und Versänden
des rechtsextremen Spektrums.[4] Die redaktionelle Arbeit wurde
im Auftrag von MTM von Oberstleutnant a.D. Wolfgang Dischert übernommen,
welcher u.a. Erika Steinbach, Horst Lummer, Steffen Heitmann und Jörg
Schönbohm als Interviewpartner für das revisionistische Blatt
gewinnen konnte. Neben der Herausgabe der DMZ verfügte MTM über
ein umfangreiches Vertriebsprogramm.
Die DMZ heute
Nachdem im Dezember 2003 das Insolvenzverfahren gegen die beiden
Geschäftsführerinnen Hildegard Hardt und Martina Wassmuth,
geb. Hardt eröffnet wurde, kündigte die Geschäftsführerin
des Verlagsnetzwerkes Lesen & Schenken, Gerlind Mörig,
den Abonnenten die Weiterführung der DMZ im neu gegründeten
Verlag Deutsche Militärzeitschrift an.
Lesen & Schenken selbst ist mit seinen etwa 20 Mitarbeitern
ein finanzstarkes rechtsextremes Unternehmen, das mehrheitlich dem
Rechtsextremisten Dietmar Munier gehört. Somit ist die praktische
Weiterführung der DMZ gesichert und der neue Chefredakteur
Josef Gruber konnte ein Bekenntnis zur "Kontinuität deutscher
Militärtradition"[5] für die Zukunft versprechen.
1) |
Harald Thomas in DMZ Nr. 1, Apr-Jun ‘95,
S. 5. |
2) |
Richard Lobsien in DMZ Nr. 37 Jan-Feb ’95,
S.22 ff. |
3) |
DMZ Nr.8, Jan-Mrz ’97, S. 7. |
4) |
Z.B. Nation Europa Verlag, Pour le Mérite-Verlag,
Leopold Stocker-Verlag und Verlag Bublies. |
5) |
Josef Gruber in DMZ Nr. 37, Jan-Feb ’04,
S. 3. |
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Autoren der DMZ |
Bruno
Bandulet (Hrsg. Deutschland-Brief), Rolf-Josef
Eibicht, Heinz Höhne, Klaus
Hornung (ehem. Präsident Studienzentrum Weikersheim),
Gerd-Helmut Komossa (Gesellschaft für
die Einheit Deutschland e.V.), Hans-Ulrich Kopp
(Archiv der Zeit e.V., Rosenheim), Werner Maser,
Claus Nordbruch, Reinhard Pozorny,
Klaus Rainer-Röhl, Franz W.
Seidler, Alfred Schickel (Vors.
Zeitgeschichtliche Forschungsstelle Ingolstadt), Emil
Schlee (ehem. MdEP der Rep), Walter Staffa
(Witikobund, Deutsche Studiengemeinschaft), Franz
Uhle-Wettler, Joachim von Leesen |
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Quelle: monitor
Nr.14, März 2004
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