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Profil: Deutsche Gemeinschaft (DG)

 

Deutsche Gemeinschaft (DG)

Gründung: 1949

Auflösung: 1965

Zahl der Mitglieder: ca. 2.000

Funktionäre: August Haußleiter (Vorsitzender 1952-65); Dr. Renate (Haußleiter-) Malluche (seit 1952 Generalsekretärin), Kurt Graebe (Vors. 1950-52), Dr. Walter Becher, Dr. Paul Wilhelm

Aktivitäten: 1949-1951 arbeitete die Deutsche Gemeinschaft (DG) eng mit dem Block der Heimatvertrieben und Entrechteten (BHE) zusammen. 1950 führten beide Parteien einen gemeinsamen Wahlkampf zur Landtagswahl in Bayern (es entfielen sechs Mandate auf die DG) und 1952 in Baden-Württemberg (die DG erhielt 16 Mandate). 1956 wurde die DG in Berlin als Nach- folgeorganisation der Sozialistischen Reichspartei verboten. Das bis 1961 von ihr vertretene Konzept, eine »Neue Mitte« neben dem dominierenden Bürgerblock CDU/CSU zu formieren, ging nicht auf. Auch die Versuche, sich als »Gesamtdeutsche Unabhängigkeitsbewegung« zu etablieren, scheiterten. Die Wahlergebnisse bei Bundes- und Landtagswahlen bewegten sich um 0,1-0,3 Prozent. Der Entwicklung konnte auch nicht durch das Wahlbündnis Dachverband der Nationalen Sammlung 1953 zusammen mit der Deutschen Sozialen Bewegung des Karl-Heinz Priester aufgehalten werden. Die DG war formal in Orts-, Kreis- und Landesgemeinschaften untergliedert. Als Unterorganisation bestand u. a. die Junge Deutsche Gemeinschaft unter Günter Hessler und Kurt Neumann. Parteinah arbeitete die Deutsche Werkgemeinschaft und der Deutsche Bauern- und Mittelstandsbund. Die DG gab neben Regional- und Jugendschriften das Blatt Die Deutsche Gemeinschaft - Blatt für Recht, Freiheit und Ordnung heraus.[1] 1965 ging die DG in die neu gegründete Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher auf.[2]

Bedeutung: Die DG verstand sich als Partei des »Neuen Nationalismus« und stand in Konkurrenz zur Sozialistischen Reichspartei sowie der Deutschen Reichspartei, verblieb jedoch nach der Wandlung von einer Vertriebenen- hin zu einer Weltanschauungspartei im Stadium einer Kleinstpartei. Inhaltlich legte sie die Betonung auf Nationalneutralismus und Gegnerschaft zur Westintegration, auf nationalen Befreiungskampf gegen Imperialismus und auf Volksgemeinschaft gegen ideologische, politische und ökonomische Widersprüche. So lag ihre Besonderheit in der Etablierung einer spezifischen rechtsextremen Alternative, deren ideologischen Ansätze bei der Entstehung einer »neuen« und nationalrevolutionären »Rechten« in den 70er Jahren mitverwandt wurden. (B)

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Anmerkungen:

[1] Zu den Publikationen dieses Spektrums siehe Brüdigam, Heinz: »Der Schoß ist fruchtbar noch«. Röderberg, Frankfurt a. M. 1964. S.75f

[2] Siehe zur Organisationsgeschichte: R. Stöss; Vom Nationalismus zum Umweltschutz. Die Deutsche Gemeinschaft/Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher im Parteiensystem der Bundesrepublik. Opladen 1980.

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.156f

Weitere Materialien:

Aus den "Lehrsätzen" der Deutschen Gemeinschaft:

"Die Deutsche Gemeinschaft lehnt die Anwendung des Begriffes »Nation Europa« ab, da er gegen jeden völkischen Grundsatz verstößt und durch einen Taschenspielertrick den Kontinent an die Stelle der Nation zu setzen versucht.
Die Deutsche Gemeinschaft ist die deutsche Freiheitsbewegung. Sie weiß sich in dieser Funktion verbunden mit allen um ihre Freiheit und Unabhängigkeit kämpfenden Völkern dieser Erde. Den Begriff der sogenannten »dritten Kraft« lehnt die Deutsche Gemeinschaft innenpolitisch und außenpolitisch ab, da der Freiheitswille lebendig geformter Völker die erste politische Kraft auf Erden darstellt.
Die Deutsche Gemeinschaft ist die Trägerin des modernen deutschen Sozialismus, der die Ehre und den Rang der wertschaffenden Arbeit über das erbärmliche Verdienertum der Finanzspekulation stellt.
Die Deutsche Gemeinschaft hat als einzige deutsche Partei diesem modernen deutschen Sozialismus ein konkretes Programm gegeben, nach dem die Wirtschaft dem Volke dient, nach dem die Krisen des Liberalismus verhindert werden können und die soziale Gleichberechtigung aller Berufe und Stände gewährleistet ist."

Zitiert nach: Hirsch, Kurt: Rechts von der Union: Personen, Organisationen, Parteien seit 1945; ein Lexikon. München, 1989. S.41f

 

Plakatwand in München zur Bundestagswahl 1961. Foto: dvz-Archiv

 

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