Profil: Compact
Untertitel: Magazin für Souveränität (seit 2013), zuvor: unabhängiges Monatsmagazin
Gründung: 2010
Herausgeber: Compact-Magazin GmbH in Werder (Havel)
Erscheinungsweise: monatlich
Auflage: 72.500 (letztmalige Eigenangabe vom August 2016)
Redaktion: Jürgen Elsässer (Chefredakteur, V.i.S.d.P.), Martin Müller-Mertens (CvD), Daniell Pföhringer (Politik), Iris N. Masson (Online), Jonas Glaser (Kultur), Mario Alexander Müller (Reportage), Markus Reinhardt (Cover), Iris Fischer (Cover), Steffen Jordan (Layout/Bild)
AutorInnen (u.a.): Marc Dassen, Jan von Flocken, Manfred Kleine-Hartlage, Akif Pirinçci, Helmut Roewer, Karl Albrecht Schachtschneider, Martin Sellner
AnzeigenkundInnen (u.a): AfD, Ahriman-Verlag, Die Deutschen Konservativen e.V., eigentümlich frei, Entsorgungs- und Umzugsspedition Ebert GmbH, kapitalsichern.de, Kai-Homilius-Verlag, KOPP-Verlag, pi.shirtzshop.de, Preußische Allgemeine Zeitung, 9 Leben GmbH
Das Compact-Magazin ist eine extrem rechte, verschwörungsideologische Zeitschrift. Anders als viele kleinere extrem rechte Printmedien, die nur über ein Abonnement zu beziehen sind, findet sich Compact in vielen Zeitungsläden und Supermärkten. Meist liegt das 68-seitige Monatsheft in direkter Nähe zu etablierten Politmagazinen wie Der Spiegel oder Stern. Innerhalb der extremen Rechten hat das Blatt seit seiner Gründung deutlich an Einfluss gewonnen.
2010 gründete Verlagseigentümer Kai Homilius gemeinsam mit Jürgen Elsässer und Andreas Abu Bakr Rieger das Magazin, das dasKernangebot der gleichnamigen GmbH mit Sitz im Brandenburgischen Werder (Havel) darstellt. Als Geschäftsführer der GmbH fungierte bis Anfang 2018 Kai Homilius. Auf ihn folgte Compact-Chefredakteur Jürgen Elsässer. Bereits vor der Gründung des Compact-Magazins erschien im Kai-Homilius-Verlag eine Compact-Buchreihe. Elsässer hatte zuvor jahrelang in linken Medien publiziert, bevor er zunehmend nationalistische und verschwörungsideologische Töne anschlug. Andreas Abu Bakr Rieger, aktuell Herausgeber der Islamischen Zeitung, verließ Compact nach internen Streitigkeiten.
Von Anfang an betreibt Compact eine aggressive Medienstrategie. Das Printangebot wird ergänzt durch die Sonderreihen Compact-Spezial, Compact-Edition und Compact-Geschichte, welche sich mit bestimmten Einzelthemen befassen. Hinzu kommt ein breites Online-Angebot: Artikel auf der eigenen Website bilden tagesaktuelle Themen ab und bieten so die Möglichkeit, außerhalb des Monatsrhythmus auf Ereignisse zu reagieren. Auch Demonstrationen und ähnliche Protesttermine werden online beworben. Die seit Ende 2014 produzierten halbstündigen Clips Compact-TV im Stil einer Nachrichtensendung erscheinen seit Januar 2018 wöchentlich auf Plattformen wie YouTube, wo sie rund 91.000 Personen abonniert haben.
Auch werden Events werden veranstaltet. Seit 2012 versammelt die »Konferenz für Souveränität« jedes Jahr mehrere hundert Teilnehmende aus dem In- und Ausland. Organisiert wird sie in Zusammenarbeit mit dem als kremlnah geltenden Institut de la Démocratie et de la Coopération aus Paris. Unter dem Titel Compact-Live finden Saalveranstaltungen an wechselnden Orten statt. Auch Lesereisen werden angeboten. All diese Angebote sollen LeserInnen an das Produkt Compact binden, ein Wir-Gefühl erzeugen und das Bild eines professionellen, leistungsfähigen Medienhauses vermitteln.
Über Interviews versucht die Redaktion, bekannte Persönlichkeiten außerhalb des eigenen Dunstkreises zu gewinnen. In den vergangenen Jahren waren dies vor allem VertreterInnen des offen völkischen Flügels der AfD und der sogenannten »Neuen Rechten«.
Inhaltlich deckt Compact einen Großteil der extrem rechten Themenpalette ab. Lediglich offene NS-Verherrlichung ist nicht zu finden. Politische Themen werden im Heft regelmäßig jeder Komplexität beraubt. Grundlegend für den Stil der Zeitschrift ist eine verschwörungsideologische Weltsicht. Egal ob Migration, Bankenkrise oder Familienpolitik, glaubt man dem Magazin, sind überall finstere Mächte am Werk, die mit Vorliebe in den USA ausgemacht werden. Schon der Untertitel »Magazin für Souveränität« verweist darauf, dass Deutschland nicht souverän, sondern fremdbestimmt sei. Bei entsprechenden Deutungen sind antisemitische Ressentiments meist nicht weit. Diese funktionieren in ihrer perfiden Logik auch ohne die Nennung von Jüdinnen und Juden. In Compact finden sie sich in Form personifizierter Schuldzuweisungen für komplexe kapitalistische Verhältnisse, des mal mehr, mal weniger ausgesprochenen Phantasmas einer im verborgenen agierenden ›Weltregierung‹ und in einem Bild von Israel als ›Schurkenstaat‹.
Ebenfalls herbeigeschrieben wird eine »Homo-« beziehungsweise »Genderlobby«, die mittels gendersensibler Lehrpläne und Aufklärungsbroschüren stets eifrig an der »Umerziehung« arbeite. Auf staatliche Gleichstellungspolitiken wie Gendermainstreaming wird mit aggressiv formulierter Ablehnung reagiert. Grundlegende Debatten über sexualisierte Gewalt und die dazugehörigen gesellschaftlichen Machtverhältnisse, zuletzt im Zuge von »#metoo«, werden im Magazin, für das fast ausschließlich Männer schreiben, als überzogen dargestellt.
Ein weiteres wiederkehrendes Thema sind Geheimdienste. Die ungeklärten Fragen im NSU-Komplex dienen einer Erzählung, nach der die Verantwortung für die Taten ausschließlich bei den Behörden liege. Neonazis werden hingegen von jeder Schuld entbunden, ihr Handeln so entpolitisiert. Behördlicher Rassismus, der die Taten des NSU jahrelang begünstigte, wird geleugnet.
Parteipolitisch präferiert die Redaktion ganz offen die AfD. Das Compact-Magazin versteht sich jedoch vor allem als Bewegungsmedium. Dabei gibt man sich nicht mit einer beobachtenden Rolle zufrieden. Bei den »Montagsmahnwachen für den Frieden« trat Chefredakteur Elsässer anfangs als Redner auf, später suchte er die Nähe zu den Hooligans gegen Salafisten. VertreterInnen von PEGIDA und den Identitären durften von Beginn an bei den »Souveränitätskonferenzen« sprechen oder im Heft schreiben. Die AfD will Elsässer der Bewegung gegenüber in die Pflicht nehmen. Die neue soziale Bewegung von Rechts hat mit Compact ein publizistisches Sprachrohr gefunden. Im Zusammenspiel von Partei und Bewegung kommt dem Magazin derzeit eine Schlüsselrolle zu.
Autor: Kilian Behrens
Dieser Text erschien zuerst in der Zeitschrift Der Rechte Rand Nr. 172 (Mai/Juni 2018) und wurde für das vorliegende Profil redaktionell bearbeitet und gekürzt.
Stand: November 2019