Studienzentrum Weikersheim
Stand des Artikels: 1996
Gründung:1979
Sitz: 70178 Stuttgart
Zahl der Mitglieder: ca. 650
Funktionäre: Albrecht Jebens (Geschäftsführer);
Kuratorium: u.a. -> Hans Filbinger (Präsident), Prof. Dr. Lothar
Bossle, Dieter Blumenwitz, -> Klaus Hornung, Nikolaus Lobkovicz; weitere
Mitglieder: -> Rolf Schlierer (kooptiertes Mitglied bis 1989), Otto
Esser, -> Otto von Habsburg, Heinz Karst, -> Hans-Ulrich Kopp, Elisabeth
Noelle-Neumann, Prof. Peter Berglar
Struktur: Dem Studienzentrum Weikersheim ist als Jugendorganisation
das Junge Weikersheim angegliedert, und 1993 wird die dem Studienzentrum
verbundene Hans-Filbinger-Stiftung in Stuttgart aus der Taufe gehoben.
Dessen Stiftungsmitglieder sind u. a. Gerhard Mayer-Vorfelder, Erwin Vetter,
Gerhard Löwenthal, -> Christa Meves, Heinz Karst, Karl Paul Schmidt
(alias Paul Carell), Willi Dempf (Schatzmeister). Das Studienzentrum Weikersheim
hat Anfang 1996 insgesamt 650 Mitglieder (80 Mitglieder in Junges Weikersheim,
30 Unternehmen sind als Vereinsmitglieder eingeschrieben).
Aktivitäten: Das Studienzentrum wird 1979 mit Spenden
aus der Industrie durch Hans Filbinger ins Leben gerufen und wirkt seit
1981 an den Deutschlandkongressen in Berlin mit. In der Folgezeit veranstaltet
es jährlich den Weikersheimer Kongreß sowie eine Vielzahl von
Veranstaltungen. Nachdem 1989 die Kuratoriumsmitgliedschaft von Rolf Schlierer
(REP) bekannt wird, folgt am 19. Juli unter öffentlichem Druck sein
Ausschluß aus diesem Gremium. 1991 wird die Jugendabteilung Junges
Weikersheim gegründet. Im September 1992 wird zum ersten Mal die
Weikersheimer Hochschulwoche abgehalten, die seither jährlich stattfindet.
Im Mai 1993 heißt Filbinger beim 15. Weikersheimer Kongreß
»Deutsche aus allen Gauen« willkommen.
1994 referiert beim 16. Kongreß Michael Walker von der rechtsextremen
Zeitschrift The Scorpion. Die 3. Weikersheimer Hochschulwoche im September
wird durch Daimler-Benz gefördert. Seit 1985 hat das Studienzentrum
Weikersheim insgesamt über 450.000 DM an Bundeszuschüssen erhalten.
Diese Förderung findet weiterhin statt. Referenten waren u.a. ->
Wolfgang Strauss, Hans-Ulrich Kopp, -> Alfred Schickel, Wolfgang Schäuble,
-> Wolfgang Seiffert, -> Hans-Dietrich Sander, Hartmut Jetter, Hans-Helmuth
Knütter, Ansgar Graw, -> Karlheinz Weißmann, -> Manfred
Brunner.[1]
Periodika: Das Mitteilungsblatt Weikersheimer Blätter
erscheint seit 1987 zweimal pro Jahr in unregelmäßigen Abständen
mit einer Auflage von ca. 1.500 Exemplaren. Autoren sind u.a. Hans Filbinger,
-> Günter Rohrmoser, Klaus Hornung, Bernd Posselt, Günther
Willms und Hans-Ulrich Kopp.
Programmatik: Günter Rohrmoser, Autor der Weikersheimer
Blätter, wirft in einem Interview mit der -> Jungen Freiheit (Nr.
3/1989) der CDU »politische, geistige und moralische Knochenerweichung«
vor und fordert, die Frage der »nationalen und multikulturellen
Zukunft der Deutschen« als zentralen Gegenstand zukünftiger
Wahlkämpfe zu behandeln. Bereits 1983 kam vom Studienzentrum die
Forderung nach aktiver, offensiver Wiederherstellung Deutschlands. So
werden in der Erklärung Königsberg 2000 Akzente zur Entwicklung
Nordpreußens sowie die Ansiedlung von Rußlanddeutschen in
der Königsberger Region verlangt. In der Einladung zur 3. Weikersheimer
Hochschulwoche heißt es: »Die Ideologien des 19. Jahrhunderts
sind verbraucht, doch der Sozialismus/Kommunismus ist nicht tot (...)«.
Die Verteidigung des Rechtsstaats gelänge nur »durch den Rückgriff
auf unsere kulturelle Tradition und unser christliches Erbe.« Ein
verjüngendes Moment bildet das Junge Weikersheim, dessen Initiatoren
sich verstärkt um Referenten der »Neuen Rechten« wie
Tomislav Sunic oder Robert Steuckers bemühen.
Zusammenarbeit: Das Studienzentrum Weikersheim versucht
u.a. über die Zusammenarbeit mit unionsnahen Institutionen in gemeinschaftlichen
Seminaren und Veranstaltungen seine Positionen zu verbreiten. Des weiteren
bestehen Verbindungen zu Organisationen und Personen aus dem konservativen
bis rechtsextremen Bereich, wie z.B. der -> Paneuropa-Union oder des
Vereins zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis (VPM)
und der -> Burschenschaft Danubia.
Bedeutung: Das Studienzentrum Weikersheim setzt mit
seinem Sympathisantenkreis die Tradition fort, die in den siebziger Jahren
die -> Deutschland-Stiftung von Kurt Ziesel oder das Institut für
Demokratieforschung von Lothar Bossle innehatte. Seine Aufgabe ist es,
»durch Diskussionsangebote nach ganz rechtsaußen möglichst
(zu) verhindern, daß sich zu viele vom rechten Rand endgültig
aus der Union verabschieden.«[2] Das Studienzentrum wird
so zum verbindenden Moment zwischen konservativer und rechtsextremer Strömung.
Zusätzlich gewinnt es an Bedeutung durch die Entstehung weiterer
Denkzirkel am Rande der Union. (B)
Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli
Jentsch, Kurt Ohrowski
Anmerkungen:
[1] Vgl. LUPE e.V.: Studienzentrum Weikersheim. Berlin 1994.
[2] U. Sieben u.a.: Deutsche Demokraten. Göttingen 1994,
S. 202.
Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher
Rechtsextremismus,
Berlin 1996, S.207 ff
Weitere Materialien:
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