Unabhängige Ökologen Deutschlands (UÖD)
Stand des Artikels: 1996
Gründung: 27. April 1991
Sitz: 31823 Springe
Zahl der Mitglieder: ca. 200
Funktionäre: Prof. Dr. Dr. Herbert Pilch (1. Vorsitzender);
stellvertretende Vorsitzende: Constanze Lehmann, Heinz-Siegfried Strelow
(zugleich Bundessprecher), Wolfram Bednarski, Margot Lauschke (Ehrenvorsitzende)[1].
Weitere führende Mitglieder sind Helmut Kirchner, Baldur Springmann
bzw. waren Aurel Archner und Hans Rustemeyer.
Struktur: Entstanden sind die Unabhängigen Ökologen
Deutschlands (UÖD) aus zwei Arbeitskreisen innerhalb und im Umfeld
der -> Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP): dem Arbeitskreis
Ökologische Politik, der zunächst innerhalb der ÖDP weiterarbeitete,
und der Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Ökologen, die darin
keinen Sinn mehr sah und u.a. mit Mitgliedern der Republikaner zusammenarbeitete.
Offiziell als Unabhängige Ökologen Deutschlands gründet
man sich durch Zusammenschluß der beiden Kreise am 27. April 1991
in Lahnstein. Es bilden sich Landesgruppen der UÖD, u.a. in Hessen,
Rheinland-Pfalz und 1995 in Hamburg.
Aktivitäten: Im Januar 1990 finden die ersten Treffen
des Arbeitskreises Ökologische Politik am Rande des ÖDP-Parteitags
statt. Grundsätzlich ist man noch zu einem Brückenschlag mit
der ÖDP bereit, insofern sie ihre Programmatik »irgendwo zwischen
rot und grün« revidiere. Frühzeitig versucht die UÖD
unter dem von ->Henning Eichberg entwickelten regionalistischen, »nationalrevolutionären«
Ansatz zu wirken. Am 6.-7. Juli 1991 veranstaltet sie das Seminar »Ökologen
und Heimatschützer in einem Boot«. Es gelingt ihr, Vertreter
von regionalistischen Bewegungen wie Klaus Laske (Sachsenbund), Helmut
Schmidt-Harries (Niedersächsische Landespartei) und Hubert Dorn (Bayernpartei)
mit Rechtsextremisten wie Uwe Meenen (-> Junge Nationaldemokraten)
sowie Vertretern des Fränkischen Bundes und ->Siegfried Bublies
(-> wir selbst) zusammenzuführen. 1994 gedachten die UÖD
mit einem Trauermarsch des 80. Todestages von Hermann Löns. Regelmäßig
werden Seminare abgehalten, bei denen u.a. ->Alfred Mechtersheimer,
Alfons Benedikter und Hubert Dorn referieren.
Periodika: Als Verbandszeitschrift erscheint Ökologie
- Zeitschrift für Natur und Heimatschutz. Ökologisches Forum
viermal im Jahr mit einem Umfang von ca. 28 Seiten.
Programmatik: Programmatisch lehnen die UÖD jegliche
technische Fortschrittsgläubigkeit, Zentralismus und die Entwicklung
zu einer multikulturellen Gesellschaft strikt ab. Ihr Anliegen ist der
Heimat- und Lebensschutz: »Nur wer sein eigenes Land liebt und pflegt
und den Reichtum der Sprachen und Kulturen vor Zentralismus und multikultureller
Vermassung schützt, achtet auch die Heimatliebe anderer Völker.«[2]
1995 wird dem »Naturkonservativismus« im Sinne von ->Herbert
Gruhl der »Bioregionalismus« als neues Element hinzugefügt.
Gastkommentare von Haimo Schulz Meinen (Earth First) in Ökologie
weisen darauf hin.
Zusammenarbeit: Die Kontakte der UÖD reichen vom
->Hofgeismarer Kreis über »aufrechte Konservative«
wie Roberto Rink (->Deutsche Soziale Union), Rudolf Bahro und Alfred
Mechtersheimer (Friedenskomitee 2000), zu regionalistischen Bewegungen
wie der Bayernpartei und dem Sachsenbund. Teile der UÖD unterstützen
den Sammlungsprozeß des ->Bündnis Konstruktiver Kräfte
Deutschlands. Gezielt suchen sie Verbindungen zu regionalistischen und
konservativ-ökologischen Bewegungen in Europa wie zur Union für
Südtirol, der Ökologisch-Freiheitlichen Partei der Schweiz und
der Mouvement Ecologiste Independant um Antoine Waechter.
Bedeutung: Ihre wichtigste Funktion sehen sie darin,
»zur “Ökologisierung” des konservativen Parteienspektrums«
beizutragen.[3] Bereits frühzeitig betonte die UÖD
die Ausrichtung ihrer Arbeit auf strikt parteiunabhängiger Basis.
Sie versteht sich als »ökologische Pressure group«, die
in alle Parteien hineinwirken will. Dies schließe jedoch nicht aus,
daß man mittelfristig wieder selbst eine aktive politische Rolle
spielen könne. (B)
Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli
Jentsch, Kurt Ohrowski
Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher
Rechtsextremismus,
Berlin 1996, S. 315f
Anmerkungen:
[1] Laut der Vorstandswahl auf der Bundesversammlung vom 11.-12.
November 1995. Vgl. Ökologie, Nr. 4/1995, S. 3
[2] Zitiert nach DESG-inform, Nr. 10/1991, S. 4.
[3] Zitiert nach DESG-inform, Nr. 6-7/1993, S. 1.
Weitere Materialien:
Weiterführende Literatur:
© für alle: 2005 antifaschistisches pressearchiv und bildungszentrum
berlin e.v.
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