Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung
Stand des Artikels: 1996
Gründung:1958
Sitz: 80638 München
Funktionäre: Heinrich Meier (Geschäftsführer
geb. 1953), Kuratoriumsmitglied der Franz-Schönhuber-Stiftung[1]
und Anfang der siebziger Jahre Schriftleiter der der -> Nationaldemokratischen
Partei Deutschlands nahestehenden Schülerzeitung Im Brennpunkt. Meier
war außerdem Mitglied im Exekutivrat der Solidaristischen Offensive.
Sein Vorgänger war -> Armin Mohler.
Struktur: Vorstand und Stiftungsrat der Stiftung werden
vorwiegend von Führungspersonen der Siemens AG bzw. von Managern
aus deren Umkreis besetzt. Die Ehrenämter haben meist Angehörige
der Familie Siemens inne.
Aktivitäten: Am 30. Oktober 1958 wird die Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung
in München gegründet. 1961 wird Armin Mohler stellvertretender
Geschäftsführer und 1964 Geschäftsführer. Mohler veranstaltet
»Mentorenabende«, Vortragsreihen, Symposien und Salons[2],
in denen er rechte Denker wie Arnold Gehlen, Hellmut Diwald, -> Hans-Jürgen
Eysenck, Bernhard Willms, -> Robert Hepp, Konrad Lorenz und Paul Karl
Schmidt (Pseudonym Paul Carell) zu Worte kommen läßt. 1979
organisiert er eine Veranstaltung zusammen mit der Evangelischen Zentralstelle
für Weltanschauungsfragen zum Thema »Außerkirchliche
religiöse Gemeinschaften«, und 1980 startet eine Veranstaltungsreihe
unter dem Titel »Neue Anthropologie«. Am 1. August 1985 löst
Heinrich Meier Mohler als Geschäftsführer ab. Die 1986 von Meier
initiierte Siemens-»Sondervortragsreihe« vermittelt ein biologistisches
Weltbild. In derselben Richtung wirkt die 1988 veröffentlichte, sozialdarwinistische
»Evolutionsbiologie«-Reihe. Als Referenten waren hier u.a.
Richard Dawkins, der Lorenz-Schüler Norbert Bischof, Richard D. Alexander,
Hans Kummer und Roger D. Masters tätig.
Programmatik: Seit Beginn der sechziger Jahre werden
die Inhalte der Stiftung von Armin Mohler bestimmt, dessen Linie einer
»neurechten« Denkfabrik von Nachfolger Heinrich Meier beibehalten
wird.
Zusammenarbeit: Meier und Mohler haben zahlreiche Verbindungen
zu konservativen, aber auch zu rechtsextremen Personen. Als Referenten
waren u.a. Karl Steinbuch, —> Otto von Habsburg, Konrad Lorenz,
Irenäus Eibl-Eibesfeld, Hellmut Diwald, »Paul Carell«,
Peter Berglar, Bernhard Willms, -> Christa Meves, Ernst Nolte und ->
Hans-Joachim Arndt tätig.
Bedeutung: Der Autor Peter Kratz kam 1991 zu dem Schluß,
daß es sich bei der Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung um »die
vielleicht wichtigste Einrichtung “neurechter Ideologiebildung”
und ihrer Vernetzung mit konservativer Politik und Kapitalinteressen im
deutschsprachigen Raum«[3] handelt. (B)
Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli
Jentsch, Kurt Ohrowski
Anmerkungen:
[1] Blick nach Rechts, Nr. 2/1996, S. 5.
[2] C. Leggewie: Der Geist steht rechts. Berlin 1987, S. 197.
[3] Vgl. P. Kratz: Siemens zum Beispiel. Kapitalinteressen der
»Neuen Rechte«. In: R. Hethey/P. Kratz (Hrsg.): In bester
Gesellschaft. Göttingen 1991, S. 33.
Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher
Rechtsextremismus,
Berlin 1996, S.183f
Weitere Materialien:
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