Auf den Veranstaltungen sowie in der Publikation Preußische
Nachrichten von Staats- und Gelehrten Sachen[2] kommen
Vertreter unterschiedlicher politischer Ausprägung zu Wort.
Dabei ist die Spannweite groß. Sie reicht von rechtskonservativen
Monarchisten und Streitern für einen "Freistaat Preußen"
bis zu den Befürwortern eines autoritären Neoliberalismus,
von Ministerpräsident Matthias Platzeck bis zum rechtsextremen
Publizisten Hans-Dietrich Sander (siehe monitor
Nr.7).
Einig sind sich die Preußen-Freunde darin, dass es so nicht
weiter gehen kann. Es herrsche "Werteverfall und zunehmende
Orientierungslosigkeit", die Wirtschaft sei auf Grund der "Globalisierung"
"völlig ins Schlepptau multinationaler Konzerne geraten".
Verhindert werden soll eine weitere Überfremdung (sic!) auf
kulturellem Gebiet, um nicht "Teilen seiner nationalen Identität"
beraubt zu werden. Die Medien bedienten "niedere Instinkte",
das Erziehungswesen sei bankrott, die Politiker korrupt anstatt
Diener des Staates.[3] Rechter Populismus pur.
Ein besonderes Anliegen der Gesellschaft gilt der Förderung
der Wirtschaft. Interessant sind hier zwei Argumentationen. Zum
einen wird – wie oben - Globalisierung als ein von außen
gesteuerter Prozess zu Lasten der einheimischen Wirtschaft interpretiert.
Dies korrespondiert mit Tendenzen, einen regionalen Wirtschaftsraum
Preußen inklusive polnischer Gebiete zu stärken. Eine
Steilvorlage für die Vertriebenenverbände. Hans-Joachim
Winter wiederum fordert mehr Autorität in der "liberalisierten
Gesellschaft", da ja in der Wirtschaft "der autoritäre
Führungsstil die ganz selbstverständliche und erfolgreiche
Art und Weise der Leitung ist."[4] Winter, früherer
Autor der rechtsextremen Staatsbriefe, fordert daher auch die "Wiedergeburt
Deutschlands", deren Notwendigkeit von der »politischen
Klasse vehement bestritten« werde.
Neu im Vorstand ist seit Oktober 2002 Fürst Ferdinand von
Bismarck, der über Jahre hinweg an der "Ruhestätte"
des "Eisernen Kanzlers" in Friedrichsruh "Reichsgründungsfeiern"
ahielt. Den Beirat verlassen hat dagegen Wolfgang Venohr, der zuletzt
durch die Publikation seiner Jugenderinnerungen im Verlag der Jungen
Freiheit auf sich aufmerksam gemacht hatte.
1) |
Preußische Gesellschaft, Zielsetzungen.
In: http://www.preussen.org/page/frame.html. |
2) |
Nach Eigenangaben 10.000 Leser. |
3) |
Volker Tschapke, Neujahrsempfang der Preußischen
Gesellschaft. Das Preußenjahr ist vorbei – es lebe
Preußen! In: Preußische Nachrichten Nr.50, Februar
2002. |
4) |
Hans-Joachim Winter, Preußens Chancen
bestehen im Unzeitgemäßen. In: Preussische Nachrichten,
Nr. 53, Mai 02. |
Quelle: monitor
Nr.8, Januar 2003 |
Die Preußische Gesellschaft |
Präsident:
Volker Tschapke (Bauunternehmer, Beirat der Bundesvereinigung
Mittelständischer Bauunternehmen e.V.)
Beirat:
Hans-Jürgen Bartsch (Direktor Dresdner Bank), Heiner
Bertram (Präsident des 1.FC Union Berlin), Fürst
Ferdinand von Bismarck, Hanan Bracksmajer, Dr. Rainer Glagow
(Leiter der Verbindungsstelle Berlin der Hanns-Seidel-Stiftung),
Richard Schild (Regierungsdirektor), Regina Seidel (Unternehmerin,
Bundesvorstand Verband Deutscher Unternehmerinnen, Förderkreis
der Deutschen Oper Berlin), Wolfgang Steinriede (Ex-Chef der
Berliner Bankgesellschaft), Dr. Wilfried Vedder u.a.
Autoren
in den Preussischen Nachrichten: Arnulf Baring,
Erhardt Bödecker (Privatbankier, Betreiber eines Brandenburg-Preußen-Museums
in Wustrau), Wolfgang Fürniß (CDU, ehemaliger Wirtschaftsminister
des Landes Brandenburg), Werner Gegenbauer (Präsident
der Industrie- und Handelskammer Berlin), Peter Gillies (Journalist,
Autor in Die Welt, Mitglied der Jury des Ludwig-Erhard-Preises
für Wirtschaftspublizistik der gleichnamigen Stiftung),
Uwe Greve (CDU, Vorsitzender der Ost- und Mitteldeutschen
Vereinigung in der CDU/CSU, Mitbegründer des Bundes der
Selbstständigen – Deutscher Gewerbeverband e.V.,
Vorsitzender des Bismarck-Bundes e.V., Autor in Criticon,
Deutschland-Magazin, Zeit-Fragen und Ostpreußenblatt),
Dr. Wolfgang Lasars (Referent bei der Jungen Landsmannschaft
Ostpreußen, Autor in Junge Freiheit), Jörg Schönbohm,
Heimo Schwilk (Autor in Welt am Sonntag, Junge Freiheit, Criticon
und Gegengift), Prof. Dr. Wolfgang Stribrny (Mitarbeiter des
Zollernkreises und Preußeninstitut e.V., Referent bei
der Landsmannschaft Ostpreußen), Dr. Kurt Wernicke,
Dr. Eckhart Werthebach. |
|