Hilfskomitee Südliches Afrika (HSA)
Stand des Artikels: 1996
Gründung: 1976
Sitz: 96408 Coburg
Funktionäre: Dr. Olaf Otto Dillmann aus Münster
(Vorsitzender), Staatsanwalt a.D. Dr. Karl Spiess aus Coburg (Stellvertreter),
Klausdieter Ludwig, Peter Dehoust. Weitere Mitglieder: Karl Gültig
(Vorsitzender 1978-1990), Dr. Martin Pabst (Vorsitzender 1990-1994).
Struktur: Das Hilfskomitee Südliches Afrika (HSA)
bietet einen Rahmen für die Zusammenarbeit von Mitgliedern der Unionsparteien
und Rechtsextremisten. Bedeutende HSA-Mitglieder sind Redaktionsmitglieder
bzw. Anteilseigner bei Nation und Europa (Dehoust, Gültig).
Aktivitäten: 1976 Gründung des HSA auf Initiative
von Peter Dehoust und Klausdieter Ludwig. U. a. organisiert das Komitee
jährliche Südafrika-Seminare, wirbt für »Solidariät
mit Weiß-Afrika«, organisiert Reiseveranstaltungen und propagiert
einen Jugendaustausch zwischen Deutschland und Südafrika. Das 2.
Seminar Südliches Afrika im September 1977 wird zusammen mit der
Deutsch-Südafrikanischen Gesellschaft (DSAG) veranstaltet und vom
Nation-Europa-Freundeskreis e.V. mitgetragen. Es wird beschlossen, daß
sich das HSA als fränkische Regionalorganisation der DSAG neu konstituiert.
Seither werden die Seminare zusammen mit der DSAG veranstaltet. 1992 tritt
das
HSA dem Förderverein deutscher Schulvereine in Namibia bei. Im Mai
ist der im Zusammenhang mit der Ermordung des ANC-Führers Chris Hani
verhaftete Journalist Artur Kemp (Pretoria) Teilnehmer am 16. Südafrika-Seminar,
wo er zur Gewalt gegen »die Schwarzen« aufruft und rassistische
Thesen verbreitet.[1] Im April 1995 findet das 19. Südafrika-Seminar
im fränkischen Gunzenhausen (nicht wie üblich in Coburg) statt.
Der Chefredakteur der rechtsextremen, südafrikanischen Zeitung Patriot,
Henk van de Graaf, besucht die Redaktion von Nation und Europa und trifft
in diesem Zusammenhang auch mit Karl Spiess zusammen.
Periodika: Der Rundbrief an den Freundeskreis des HSA
erscheint zweimal jährlich. In ihm berichtet das HSA über seine
laufende Arbeit und wirbt für seine Projekte in Afrika. Ansonsten
ist Nation und Europa das wichtigste Sprachrohr des HSA.
Programmatik: Das HSA unterstützt und propagiert
eine Apartheidspolitik. Für »ethnische Segregation« hätten
sich bereits »die Denker der Antike« ausgesprochen, während
»“multikulturelle” Konzepte noch stets zu Bürgerkrieg
und kulturellem Niedergang geführt hätten«.[2]
So appelliert es z.B. in Rundschreiben an seinen Freundeskreis, durch
Spenden die »Schaffung eines Gegengewichtes zu der südwestafrikanischen
Agitation« durch Öffentlichkeitsarbeit zu ermöglichen.
Zusammenarbeit: Über Jahre arbeitete das HSA mit
der DSAG zusammen, teilweise gibt es eine Personalüberschneidung.
DSAG- und HSA-Mitglieder sind z.B. Martin Pabst und Karl Spiess, der 1993
DSAG-Vorsitzender in Coburg war. Wie Spiess sind weitere DSAG-Mitglieder
Angehörige der Unionsparteien. Enge Kontakte bestehen weiter zur
Evangelischen Notgemeinschaft in Deutschland e.V., gemeinsame Veranstaltungen
wurden mit dem Witikobund[3] und der Paneuropa-Union durchgeführt.
Das HSA erhielt bisher publizistische Unterstützung von Publikationen
wie Student, Konservativ heute, Klüter Blätter, Mut, Nationalpolitische
Studien. Desweiteren treten HSA-Mitglieder bei rechtsextremen Organisationen
in Erscheinung, wie z.B. HSA-Vorsitzender Dillmann, der beim Nordischen
Ring[4] referierte.
Bedeutung: Mit der Initiierung des Hilfskomitees Südliches
Afrika unternahm das damalige Mitglied der Nationaldemokratischen Partei
Deutschlands, Peter Dehoust, den Versuch, Anschluß an den rechten
Rand der Unionsparteien zu gewinnen. Mit seinen guten Verbindungen zur
äußersten Rechten in Südafrika ist das HSA ein wichtiger
Bestandteil im internationalen Netzwerk des Rechtsextremismus. (B)
Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli
Jentsch, Kurt Ohrowski
Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher
Rechtsextremismus,
Berlin 1996, S.273f
Anmerkungen:
[1] Vgl. Die Tageszeitung vom 30.4.1993.
[2] Vgl. Nation und Europa, Nr. 5/1995, S. 66.
[3] Vgl. R. Opitz: Faschismus und Neofaschismus. Berlin/Ost 1984,
S. 529.
[4] blick nach rechts, Nr. 5/1996, S. 13.
Weitere Materialien:
Weiterführende Literatur:
© für alle: 2005 antifaschistisches pressearchiv und bildungszentrum
berlin e.v.
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