Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und
Verhaltensforschung
Stand des Artikels: 1996
Gründung: 1972
Sitz: Hamburg
Zahl der Mitglieder: ca. 100
Funktionäre: Jürgen Rieger (Vorsitzender
seit 1972), Dr. Siegward Knof (Zweiter Vorsitzender), Dr. Wielant Hopfner
Struktur: Die Gesellschaft für biologische Anthropologie,
Eugenik und Verhaltensforschung (im folgenden GBA) entsteht aus der Deutschen
Gesellschaft für Erbgesundheitspflege, die Anfang der 60er Jahre
gegründet wurde. Sie vereinigt in ihrem wissenschaftlichen Beirat
führende Vertreter des westdeutschen Rechtsextremismus wie Rolf Kosiek,
Hans Georg Amsel oder Hans-W. Hammerbacher, Repräsentanten des »Lebensschutzes«
wie Günther Schwab, ausländische Vertreter des Rechtsextremismus
wie C. D. Darlington, F. J. Irsigler, Alain de Benoist oder Donald A.
Swan und Vertreter der Anthropologie wie Arthur R. Jensen (USA).
Aktivitäten: Neben der Herausgabe der Zeitschrift
Neue Anthropologie führt die GBA in den 70er Jahren überwiegend
Jahrestagungen durch. 1975 hält Christa Meves bei der Gesellschaft
einen Vortrag zum Thema »Geburtenschwund aus psychologischer Sicht«.
Daneben versucht die GBA, durch Rundschreiben Einfluß auf die offizielle
Anthropologie, auf Ärzte und Lehrer zu gewinnen. Seit 1991 finden
die Tagungen im Rahmen der jährlichen Hetendorfer Tagungswochen statt,
einer Gemeinschaftsveranstaltung mit anderen von Rieger dominierten Vereinen
wie der Artgemeinschaft, dem Nordischen Ring, dem Familienwerk e.V., dem
Freundeskreis Filmkunst sowie der Gesellschaft für freie Publizistik.
Bei den Tagungswochen treten u.a. auf: Jürgen Rieger, Udo Walendy,
Wolfgang Juchem, Harry Radegeis, Karl Baßler, Hermann Thiele.
Periodika: Seit 1972 erscheint vierteljährlich
die Neue Anthropologie. Sie tritt die Nachfolge der seit ca. 1964 von
der Deutschen Gesellschaft für Erbgesundheitspflege herausgegebenen
Zeitschrift Erbe und Verantwortung - Eugenische Rundschau an. Die Auflage
lag 1987 bei 2.100 Exemplaren.[1] Autoren sind vorwiegend Mitglieder
des wissenschaftlichen Beirates.
Programmatik: Die GBA entfaltet seit den 70er Jahren
eine Propaganda, die sich inhaltlich an die nationalsozialistische Rassepolitik
anlehnt. Ideologische Bezugspunkte sind die Werke von Hans F. K. Günther
ebenso wie Riegers Buch, Rasse: Ein Problem auch für uns! In diesem
Sinne wird vorrangig die »Rassenmischung« bekämpft, die
die »nordische Rasse« schwäche und dem Untergang weihe.
Gefordert werden eugenische Praktiken wie die Sterilisation Schwerkrimineller,
Erbkranker etc.
Zusammenarbeit: Die GBA war bis 1974 als Arbeitskreis
Humangenetik korporatives Mitglied des Weltbundes zum Schütze des
Lebens. Personelle, organisatorische und vor allem ideologische Verbundenheit
bestehen mit Vertretern des biologischen Rassismus in Großbritannien
(Zeitschrift Mankind Quarterly) und Frankreich (Alain de Benoist) sowie
durch die Aktivitäten Riegers zum nordisch-germanischen Neuheidentum
(Artgemeinschaft, Nordischer Ring) und zur Northern League in den Niederlanden.
Bedeutung: Der GBA gelang es seit 1972 in zunehmendem
Maße, Einfluß auf die Gemeinde der bundesdeutschen Anthropologen
zu nehmen. Ursache war zum einen die unzureichende Distanz der mit der
Rassepolitik der Nationalsozialisten vorbelasteten Wissenschaft, aber
auch die erfolgreiche Anbindung internationaler Wissenschaftler an die
Zeitschrift und den Beirat. Der aktuelle Einfluß der GBA auf den
wissenschaftlichen Diskurs ist mittlerweile wieder verschwindend gering.
Die Gesellschaft leidet offensichtlich unter Nachwuchssorgen und tritt
nur noch in Verbindung mit der Person Riegers in Erscheinung. (B)
Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli
Jentsch, Kurt Ohrowski
Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher
Rechtsextremismus,
Berlin 1996, S.265f
Anmerkungen:
[1] Vgl. S. Jäger: Rechtsdruck. Bonn 1988, S. 52.
Weitere Materialien:
Weiterführende Literatur:
© für alle: 2005 antifaschistisches pressearchiv und bildungszentrum
berlin e.v.
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