Der Schlesier
Stand des Artikels: 1996
Untertitel: Unabhängige, gesamtdeutsche Wochenzeitung
Gründung: 1948
Sitz: 45657 Recklinghausen
Erscheinungsweise: wöchentlich
Auflage: ca. 20.000
Herausgeber: Hans-Joachim Ilgner. Der Schlesier ist
das Mitteilungsblatt des Förderkreises Deutsche Einheit für
die Ostprovinzen und das Sudetenland.
Redaktion: Der alleinige Redakteur ist Hans-Joachim
Ilgner.
Vertrieb: Eigenvertrieb
Autoren: Ernst Bloncewski, Karlheinz Bruns, J. von Falkenburg,
W. Gabriel, Horst G.W. Gleiß, Ursula Haverbeck-Wetzel, Georg Jaeckel,
Martin Jenke, K.-E. Lober, Heinz Lorenz, Erwin Schütz, Damian Spielvogel,
Klaus Ullmann, Udo Wörffel, Helmut Sauer
Charakteristik: 1948 erscheint Der Schlesier erstmals
als Nachfolgezeitung der Breslauer Nachrichten und war jahrelang das Organ
der -> Landsmannschaft Schlesien (LMS). Nach den Auseinandersetzungen
und Protesten um das geplante Motto »Schlesien bleibt unser«
auf dem 1985 stattfindenden Deutschland-Treffen der LMS stellte die Bundesregierung
die Bezuschussung des Schlesiers (1984 waren dies noch 18.000 Mark) ein.[1]
Das Blatt war wegen seiner revanchistischen Verlautbarungen unter in-
und ausländische Kritik geraten. 1988 trennt sich daraufhin auch
die LMS von ihrem Zentralorgan. Seit dieser Zeit wird Der Schlesier als
Mitteilungsblatt des Förderkreises deutsche Einheit herausgegeben.
Trotzdem verfügt die Zeitung innerhalb der LMS noch über Rückhalt,
und viele ihrer Vertreter schreiben für sie. Ein Antrag im Oktober
1989 an den Bundesvorstand der LMS, den Schlesier wieder als Zentralorgan
einzusetzen, scheiterte denkbar knapp bei Stimmengleichheit[2].
Das Blatt hat sich zu einem rechtsextremen Kampfblatt entwickelt. Autoren
wie Karlheinz Bruns schreiben gleichzeitig für die -> Deutsche
National-Zeitung. Wahlaufrufe für die -> NPD und -> Die Republikaner
werden abgedruckt. Wesentliche ideologische und programmatische Kernpunkte
des Schlesiers sind die (teilweise) Rehabilitierung des NS-Regimes, der
Kampf gegen die »Kriegsschuldlüge« und gegen die »Umerzieher«.
Entschieden tritt man gegen die sogenannte »Verzichtspolitik«
der Bundesregierung,
die sich mit der Anerkennung der polnischen Westgrenze »zu Erfüllungsgehilfen
des Super-Versailles der Siegermächte«[3] macht, auf.
1994 räumte auch die Bundesregierung ein, daß es »tatsächliche
Anhaltspunkte« für eine rechtsextreme Tätigkeit gibt.[4]
Bedeutung: Der Schlesier ist nach wie vor eine der auflagenstärksten
Vertriebenenzeitungen. Trotz seiner rechtsextremen Ausrichtung verfügt
das Blatt auch heute über einen großen Rückhalt speziell
in der LMS. Der Schlesier dient aber vor allem Rechtsextremisten um ->
DVU, NPD, den Republikanern und den -> Unabhängigen Nachrichten
als eine Art Diskussionsforum und als Werbemittel zur Propagierung ihrer
Publikationserzeugnisse. (B)
Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli
Jentsch, Kurt Ohrowski
Anmerkungen:
[1] Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der PDS
»Der Verfassungsschutz und die
Zeitung “Der Schlesiers”. Bundestags-Drucksache 12/1096 vom
30.8.1991.
[2] Vgl. Der Schlesier vom 6.11.1989.
[3] Der Schlesier vom 23.4.1990.
[4] Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der
PDS »Überprüfung der Zeitung “Der Schlesier”
auf eine rechtsextreme Ausrichtung«. Bundestags-Drucksache 12/7291
vom 12.4.1994.
Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher
Rechtsextremismus,
Berlin 1996, S.425f
Weitere Materialien:
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berlin e.v.
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