Arbeitsgemeinschaft Naturreligiöser Stammesverbände
Europas (ANSE)
Stand des Artikels: 1996
Gründung: 1989
Sitz: 82541 Ammerland
Zahl der Mitglieder: ca. 500
Funktionäre: Sigrun Schleipfer (aka Sigrun Freifrau
von Schlichting), Klausdieter Ludwig, Heinrich Jörn und Susanne Schönlaub,
Franz Schmid, Bernhard Schulz.
Struktur: Die ANSE versteht sich als ein Zusammenschluß
von sogenannten Stammesverbänden, wie z.B. die der Bajuwaren, der
Ostariker, der Semnonen, der Burgunder, Franken und Thüringer. Die
einzelnen Stämme haben eigene »Stammesfürsten«.
Sigrun Schleipfer ist die zentrale Person der ANSE. Als Verein wurde die
ANSE 1994 wieder aus dem Vereinsregister gelöscht.
Aktivitäten: Die Arbeitsgemeinschaft Naturreligiöser
Stammesverbände Europas (ANSE) tritt 1989 erstmalig in Erscheinung
und wird 1992 als Verein eingetragen. Die einzelnen Stämme führen
regelmäßig Treffen und Kulthandlungen durch wie Sonnenwendfeiern,
Julfeiern, Runenseminare oder Eddatreffen. Überregional nimmt die
ANSE an verschiedenen Treffen, wie dem auf europäischer Ebene organisiertem
Fest der Leinernte, teil.
Periodika: Seit 1990 erscheint die nach den Raben auf
Odins Schultern benannte Zeitung Huginn und Muninn monatlich.
Diese wurde bis Ende 1995 von Sigrun Schleipfer herausgegeben. Seit diesem
Zeitpunkt zeichnet Bernhard Schulz als Verantwortlicher. Die Publikation
veröffentlicht Artikel zu germanischem und heidnischem Brauchtum
sowie zur Vor- und Frühgeschichte. Geworben wurde u. a. für
die Aktion Lebensborn von Ernst Tag, den Hexenkreis Yggdrasil e.V., den
Armanen-Orden und die Zeitungen Lebensborn und Unabhängige
Nachrichten.
Programmatik: Die ANSE vertritt eine Mischung aus heidnischer
Germanentümelei und esoterischen Elementen. Hinter der Verbreitung
eines angeblich alteuropäischen Glaubens verbirgt sich Rassismus,
Homophobie und Antisemitismus. Das Konzept der Stammesverbände weist
Parallelen zu Henning Eichbergs Regionalismusvorstellungen auf.
Zusammenarbeit: Die ANSE ist eng mit der Gemeinschaft
zur Erhaltung der Burgen e.V. und dem Hilfskomitee für die Kinder
Osteuropas e.V. verbunden. Sie arbeitet zumindest in Teilen mit der Artgemeinschaft,
den Goden oder der Deutschgläubigen Gemeinschaft zusammen. Personelle
Kontakte bestehen zu einigen heidnischen Gruppen der BRD und des europäischen
Auslands. So wird mit der Odinic Rite aus Großbritannien, den A'satruarmenn
aus Island und mit verschiedenen Gruppen aus Osteuropa zusammengearbeitet.
Wichtigstes Treffen ist dabei das jährlich stattfindende »Fest
der Leinernte«.
Bedeutung: Die ANSE ist eine Art Vorfeldorganisation
des Armanen-Ordens. Während aber der Armanenorden keine öffentlichen
Aktivitäten entfaltet, wirkt die ANSE nach außen und versucht
sowohl Personen aus dem Alternativspektrum als auch des organisierten
Rechtsextremismus anzusprechen (Anzeigen in Nation und Europa)
und einzubinden (z. B. Schönlaub, Ludwig). Mit ihrer Arbeit nimmt
sie Einfluß auf Teile der Esoterikszene. (B)
Autor: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch,
Kurt Ohrowski
Anmerkungen:
Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher
Rechtsextremismus,
Berlin 1996, S.367-368
Weitere Materialien:
© für alle: 2005-2009 antifaschistisches pressearchiv und bildungszentrum
berlin e.v.
|