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Chronologie antisemitischer Vorfälle 1993

 

Januar

  • Berlin: Mehrere hundert Berliner Juden erhalten vor dem Jahrestag der Machtübergabe an die Nationalsozialisten Drohbriefe, in denen sie aufgefordert werden Deutschland zu verlassen.
  • Berlin: Die Fraktion der Rep stellen in der Bezirksverordneten-Versammlung von Tempelhof den Antrag die Städtepartnerschaft mit Nahariya in Israel zu kündigen.
  • Eisenhüttenstadt: Der jüdische Friedhof in Eisenhüttenstadt wird geschändet.
  • Berlin: Vor dem Architekturbüro, welches für die Bauleitung der Synagoge zuständig ist, wird ein Schweinkopf aufgehängt.

Februar

  • Prenzlau: Die Gedenktafel für die jüdische Gemeinde in Prenzlau wird gestohlen.

März

  • Berlin: Abgeordnete fordern die Abschiebung sowjetischer Juden aus Berlin.
  • Berlin: Die Synagoge in Berlin-Charlottenburg wird mit Parolen beschmiert.
  • Oranienburg: Eine Gedenktafel "zur Erinnerung an das erste KZ Deutschlands" wird beschädigt.
  • Eisenhüttenstadt: Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen wird der jüdische Friedhof in Eisenhüttenstadt geschändet. Hakenkreuze und andere Nazisymbole werden gesprüht, Grabsteine umgeworfen.

April

  • Berlin: Angeblich aus Furcht vor antisemitischen Aktionen muss eine Gedenktafel für den früheren Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde an einem Nachbarhaus angebracht werden.
  • Repten: Zentrale Gebäude und Straßen in Repten bei Vetschau werden mit rassistischen und antisemitischen Parolen großformatig beschmiert.
  • Prenzlau/Berlin: Die Polizei nimmt den 22-jährigen Arbeiter und Sympathisanten der Nationalistischen Front Thomas Haberland aus Prenzlau und den 19-jährigen Ingo Kehn aus Berlin wegen Beteiligung an einem Brandanschlag auf die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen fest. Gegen weitere 15 Berliner Skinheads wird ermittelt.
  • Neuruppin: Auf dem jüdischen Friedhof Lindow bei Neuruppin werden Grabsteine umgeworfen.

Juni

  • Berlin: Mit einer Plakataktion machen Kunststudenten auf die antisemitische Geschichte des Stadtteils aufmerksam. Die Polizei entfernt die Plakate.

Juli

  • Frankfurt/Oder:Gegen den Neonazi Sven Ruda wird wegen Verdachts der Schändung eines jüdischen Friedhofes in Müncheberg im September 1992 Anklage erhoben. Eine Anklage aufgrund §129a (Bildung einer terroristischen Vereinigung) im Zusammenhang mit Rudas Wehrsportgruppe "Kameradschaftsbund Deutschland" wird von Generalbundesanwalt Alexander von Stahl abgelehnt.
  • Berlin: Der Franzose Raymond R. wird zu einer Geldstrafe verurteilt. Er hatte am 20. April 1992 eine Tüte mit Kot auf das jüdische Mahnmal an der Putlitzbrücke in Berlin-Tiergarten geworfen.

August

  • Falkensee: Die ehemalige Lagerhalle des KZ Sachsenhausen wird mit Hakenkreuzen besprüht.
  • Sachsenhausen: Im Sachsenhausen-Prozess berichtet Sven S. von organisierten Strukturen einer Wehrsportgruppe, mit der er und der Angeklagte H. im brandenburgischen Wald Nahkampf und Schießen unter Anleitung eines ehemaligen NVA-Fallschirmjägers namens "Dragon" trainiert haben.
  • Berlin: Auf dem Friedhof der jüdischen Gemeinde Adass Jisroel werden erneut Grabsteine umgeworfen.

September

  • Wriezen: Der Jüdische Friedhof wird geschändet, die Grabsteine mit FAP und NDAP besprüht. Drei 14-jährige werden ermittelt und gestehen die Tat- Sie bereuen nichts und geben rassistische und antisemitische Bemerkungen von sich.
  • Das sowjetische Ehrenmal wird mit Hakenkreuzen und "Jude verrecke" beschmiert.
  • Sachsenhausen: In das Kondolenzbuch der Gedenkstätte Sachsenhausen werden Hakenkreuze und rechtsextreme Sprüche geschmiert.

Oktober

  • Berlin: Zum vierten Mal wird das Wahlkreisbüro von Gregor Gysi mit antisemitischen und NS-Parolen besprüht.
  • Ravensbrück: Drei Rechtsextremisten bedrohen eine Beschäftigte in der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück und beschmieren das Gästebuch sowie den Krematoriumsofen.
  • Berlin: Das Mahnmal für deportierte Juden am S-Bahnhof Grunewald wird mit zwei Schweineköpfen geschändet.

November

  • Berlin: Bombendrohung gegen einen Vortrag von Ignaz Bubis.
  • Oranienburg: Antisemitische Parolen und Hakenkreuze werden in Oranienburg, Wittenberge und an der Bundesstrasse 167 zwischen Alt-Ruppin und Neuruppin gesprüht.
  • Berlin: Bereits zum vierten Male werden bei der Synagoge in Berlin-Kreuzberg die Scheiben eingeschlagen. Die Polizei ermittelt erfolglos.
  • Berlin: Die jüdische Gemeinde Berlin verweigert wegen der unsäglichen Inschrift die Teilnahme an der Einweihung der Neuen Wache durch Bundeskanzler Kohl. Mit der Inschrift wird pauschal der Toten gedacht, Unterschiede ob sie Täter oder Opfer waren werden nicht gemacht.
  • Eisenhüttenstadt: Friedhöfe in Schönfließ und Koppeln werden geschändet.
  • Falkensee: Der Ort wird nächtens mit NPD-Zeichen, Hakenkreuzen, Davidsternen und der Parole "Schlesien bleibt unser" vollgeschmiert.

Dezember

  • Mahnwache für eine Gedenktafel, die an die jüdischen Besitzer des Hotel Kempinski erinnert. Das Kempinski wurde 1937 "arisiert", in den folgenden Jahren mussten Juden und Jüdinnen dort Zwangsarbeit unter P. Spethmann leisten Spethmann und die Hotelbetrieb GmbH übernahmen 1953 die Reste des Hotels. Die Gedenktafel wurde auf den Wunsch eines heute noch lebenden Kempinski angebracht. Die Hotelangestellten reagierten auf ein in diesem Zusammenhang an der Hoteltür angebrachtes Plakat aggressiv.
  • Berlin: Zum wiederholten Male wird das Grab von Marlene Dietrich beschmiert und mit Kot und Unrat beschmutzt.
  • Oranienburg: Antisemitische Pöbeleien gegen Lehrer mit vermeintlich jüdisch klingendem Namen in der Zeitung "Schülerrevolte" des rechtsextremen Förderwerks Mitteldeutsche Jugend (FMJ).

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