Sezession
Gründungsjahr: 2003
Herausgeber: Metapolitik Verlags UG, vertreten durch Erik Lehnert (Steigra, Sachsen-Anhalt), bis 2024 Verein für Staatspolitik e.V.; Vorsitzende (zuletzt): Erik Lehnert, Götz Kubitschek (Steigra)
Erscheinungsweise: zweimonatlich
Auflage: 4.500 verkaufte Exemplare (eigene Angabe)
Redaktion und Autor*innen (Auswahl): Götz Kubitschek (Redaktion), Erik Lehnert (Redaktion und V.i.S.d.P.), Ellen Kositza (Redaktion), Felix Dirsch, Benedikt Kaiser, Martin Lichtmesz (bürgerlich Semlitzsch), Erik Lommatzsch, Stefan Scheil, Günter Scholdt, Martin Sellner, Caroline Sommerfeld, Thor von Waldstein, Volker Zierke
Die Sezession hat sich seit ihrer Gründung 2003 zu einem zentralen Periodikum der sogenannten Neuen Rechten entwickelt. Im Zusammenspiel mit dem assoziierten (ehemaligen) Institut für Staatspolitik (IfS) und dem Verlag Antaios wendet sie sich an eine betont rechtsintellektuelle Klientel.
Das Institut für Staatspolitik (seit 2024: Menschenpark Veranstaltungs UG) bietet seit Beginn der 2000er Jahre »Akademien«, Vorträge und Seminare für ein rechtsintellektuelles Publikum und hat damit auch ein Angebot für junge Rechte geschaffen, die mit den Lebenswelten der NPD oder neonazistischen Subkulturen wenig anfangen können. Zu den Referent*innen zählen neben den Autor*innen des eigenen Kosmos auch Funktionäre der AfD wie Alice Weidel, Maximilian Krah, Björn Höcke oder Alexander Gauland. Die Schrift Sezession widmet sich der Aufgabe, ihre Leser*innen an die Ideen, Begrifflichkeiten und Konzepte der Neuen Rechten sowie der »Konservativen Revolution« heranzuführen. Der Begriff »Konservative Revolution« wurde wesentlich von Armin Mohler geprägt, der in seiner 1950 erschienenen Dissertation ein republikfeindliches, nationales und antiliberales publizistisches Milieu der Weimarer Republik beschreibt.
Zu den Gründern des IfS gehört neben dem heute im Fokus der Öffentlichkeit stehenden Götz Kubitschek auch Karlheinz Weißmann, jahrzehntelanger Autor der Jungen Freiheit (JF), Redakteur der Sezession und wissenschaftlicher Leiter des IfS. Im Jahr 2014 verließ Weißmann das Institut aufgrund inhaltlicher Differenzen bezüglich der AfD, die das Verhältnis zwischen dem IfS und dem JF-Milieu bis heute prägen. Während insbesondere Kubitschek vor einer Anbiederung der Partei an System und Politikbetrieb warnte und die Nähe zum Höcke-Flügel suchte, schlug sich Weißmann auf die Seite der JF, die sich der Partei als Sprachrohr zur Verfügung stellte und das Milieu um Höcke als Hindernis für die Etablierung der AfD als Volkspartei begriff. Die Neugründung der Zeitschrift CATO 2017 war nicht zuletzt ein Ergebnis dieses Zerwürfnisses. Trotz des zunächst ambivalenten Verhältnisses des IfS zur AfD spielte das Netzwerk rund um das Institut von Anfang an eine wichtige Rolle für den Höcke-Flügel. Erik Lehnert, Herausgeber und Redakteur der Sezession, fungiert mittlerweile als Geschäftsführer der AfD-Fraktion im Brandenburger Landtag.
Die Sezession ist grafisch schlicht gehalten, Illustrationen und Fotos fungieren als choreografiertes Beiwerk. Inhaltlich wechseln sich Themenhefte und offene Ausgaben ab. Seit 2022 erscheint gelegentlich die Beilage phonophor mit Kurzprosa. Im Editorial der Sezession schreibt Kubitschek über gesellschaftspolitische Aushandlungen oder lässt sich, vielfach anekdotenhaft und mit defätistischem Unterton, zur Lage des eigenen Milieus aus. Dieses befinde sich aufgrund der »Heftigkeit der Abwehr gegen Neudeutungsvorstöße von rechts« im Krieg. Entsprechende Diskussionen werden auch in den Kommentarspalten des Blogs »Sezession im Netz« geführt. Die weitere inhaltliche Ausrichtung der Zeitschrift entspricht im Wesentlichen dem Portfolio des Verlags Antaios und umfasst Texte zu (vielfach historischen) literarischen Werken und Autoren, Erörterungen zu (meist) deutscher Historie oder Debattenbeiträge zu aktuellen gesellschaftspolitischen Fragestellungen, dem Staat und der Rolle, die »das nationale Lager« einnehmen sollte. Wiederkehrende Narrative betreffen die von rechter Seite forcierte Vergangenheitsbewältigung (»Schuldkult«), Migration, die kritisierte Westbindung Deutschlands und die Klage über den Zustand der deutschen Gesellschaft, die zu einer »regierungsunkritischen Volksgemeinschaft« (Kubitschek) verkommen sei. Referenzpunkte sucht man sich auch außerhalb des eigenen Milieus, durch Interviewpartner*innen oder Bezüge auf zeitgenössische Philosophen und Literaten wie etwa Peter Sloterdijk, auf dessen Rede »Regeln für den Menschenpark« die 2024 erfolgte organisatorische Neugründung verweist. Aus Sorge vor einem Vereinsverbot hatte sich der Verein für Staatspolitik, der das Institut und die Zeitschrift bis dahin trug, Anfang 2024 aufgelöst. Die neu gegründete »Menschenpark Veranstaltungs UG«, als dessen Inhaber der einstige IfS-Institutsleiter Erik Lehnert fungiert, setzt die Arbeit unter einer anderen Rechtsform fort.
Obgleich die Sezession im Vergleich mit Periodika wie Compact oder Junge Freiheit eine geringe Reichweite hat, spielt das Konglomerat aus Zeitschrift, Verlag, ehemaligem Institut und digitalen Formaten wie »Kanal Schnellroda« für das rechtsintellektuelle Milieu in Deutschland eine prägende Rolle als Identitätsstifter, Ideengeber und Netzwerker, das mit dem Aufstieg der AfD noch zusätzlich an Bedeutung gewonnen hat.
Text: Vera Henßler, Stand: 01/2025
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