CATO

Untertitel: Magazin für neue Sachlichkeit

Gründungsjahr: 2017

Herausgeber: CATO Verlag GmbH (Berlin), Geschäftsführung: Antje Stein

Erscheinungsweise: monatlich

Auflage: 10.000 (Eigenangabe)

Redaktion und regelmäßige Autor*innen (Auswahl): Ingo Langner (Chefredakteur), Karlheinz Weißmann (Redaktion), Bruno Bandulet, Norbert Bolz, David Engels, Thomas Fasbender, Konstantin Fechter, Jörg Friedrich, Thorsten Hinz, Eva Rex, Ulrich Vosgerau

Die Zeitschrift CATO will die Handreichung zu einem rechtsintellektuellen Lebensstil sein. In der Gestaltung stets um Wertigkeit bemüht, vermittelt sie eine Mischung aus kultureller Wohligkeit und rechten Allgemeinplätzen in hochtrabender Sprache. Beflissen wird so an einer Selbststilisierung gearbeitet, die gehaltvolle Inhalte verspricht und sich an ein elitäres, konservatives Milieu richtet.

CATO hat ihren Ursprung in einem Richtungsstreit am Institut für Staatspolitik (IfS), maßgeblich zwischen Götz Kubitschek und Karlheinz Weißmann. Während Kubitschek in der Nähe von AfD, rechten Straßenmobilisierungen und faschistischen Bewegungen die tagespolitische Praxis sucht, will Weißmann weiter publizistisch im vorpolitischen Raum auf konservative Eliten einwirken. Diesen ›metapolitischen‹ Ansatz verfolgt er seit Frühjahr 2014 abseits des IfS und der Zeitschrift Sezession. Mit Dieter Stein, Geschäftsführer der Jungen Freiheit (JF), und Andreas Lombard, zuvor Leiter des Manuscriptum Verlags, gründete er die CATO Verlag GmbH im Firmennetzwerk der Junge Freiheit Verlag GmbH & Co. KG. Zu den überwiegend männlichen Autor*innen gehören neben Weißmann, Lombard und Langner weitere Beitragende aus dem neurechten Milieu um JF, Tumult und Sezession. CATO gelingt es zudem immer wieder auch Externe einzubinden. So ist der Medienwissenschaftler Norbert Bolz regelmäßiger Autor. Interviews führte die Redaktion unter anderem mit Boris Palmer und Hans-Georg Maaßen sowie mit Personen aus dem rechten Katholizismus (u. a. Kardinal Brandmüller).

Ihre Leser*innenschaft beschreibt die Zeitschrift als »selbstbewusste Elite mit Lebensstil auf höchstem Niveau«, der die Lektüre verrät, wohin die Welt sich entwickelt und was »abseits des Mainstreams gerade ›in‹ ist«. Doch offenbar hat CATO diese auf »Eleganz« und »Erfolg« bedachte Leser*innenschaft nie in der Breite erreicht. Die Startauflage von 50.000 aus dem Herbst 2017 stürzte schnell ab, zwischenzeitlich lag die Auflagenhöhe bei 11.500 und bewegt sich heute nach Eigenangaben um die 10.000. Hinzu kommt ein hoher Rücklauf unverkaufter Exemplare aus dem Zeitschriftenhandel, der zeitweise bei 80 Prozent lag. Die Zahl der Abonnements für sechs Ausgaben im Jahr bewegte sich 2020 oberhalb von 4.000. Diesem starken Rückgang in der Nachfrage steht eine deutliche Preissteigerung für das Einzelheft – von ursprünglich 6 auf heute 17,50 Euro – gegenüber. So stellt sich letztlich die Frage, ob ein journalistisches Projekt mit diesen Kennzahlen langfristig tragfähig ist. Darüber dürften wohl vor allem die regelmäßigen Anzeigenkund*innen entscheiden. Neben Medien, Verlagen und Einrichtungen aus dem rechten Milieu – Junge Freiheit, Manuscriptum, Bibliothek des Konservatismus – finden sich immer wieder Anzeigen, deren Weg in die Hefte weniger offensichtlich ist. Dazu zählen das Logistikunternehmen HOYER Group und dessen Chairman Thomas Hoyer, der auch Selbstporträts neben kulturpessimistischen Zitaten abdrucken lässt, oder Max Otte, ehemals WerteUnion und Desiderius-Erasmus-Stiftung, der Werbung für seine Kapitalprodukte in CATO platziert. Gerade solche Finanzierungen von sympathisierenden Einzelpersonen dürften das Projekt CATO am Leben erhalten.

CATO ist Teil eines neurechten Biotops im Berliner Westen. Nachdem die JF 2012 ihre Redaktionsräume im bürgerlichen Umfeld von Charlottenburg-Wilmersdorf einrichtete, bezog etwas nördlich davon, in der Fasanenstraße die Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung (FKBF) ein Bürogebäude, dessen Kauf ein Hamburger Reeder finanzierte. Heute sind dort die Redaktionsräume von CATO und die Bibliothek des Konservatismus (BdK) untergebracht. Die Räume bieten Vernetzungs- und Veranstaltungsmöglichkeiten in bürgerlich-zentraler Lage. Von hier aus wollen Weißmann, Stein und ihr Netzwerk Hegemoniepolitik betreiben und dabei »einerseits in die politische Landschaft der gegenwärtigen radikalen Rechten hinein begriffsbildend und intellektualisierend wirken […] und anderseits revolutionär-konservative Ideologien im ›Mainstream‹ rehabilitieren und kanonisieren«[1]. Trotz aller Konflikte wirken die Akteure letztlich zusammen – Kubitschek mit dem einstigen IfS, Antaios und der Sezession einerseits und Weißmann mit der JF, der BdK und CATO andererseits – und ergänzen sich. Während Ersterer in seinen Medien und Formaten die tagespolitische, häufig ruppig-faschistische Karte spielt, gibt sich Letzterer gemäßigt konservativ und auf kulturelle Eloquenz bedacht, um die vermeintlich schreckhafte Entscheidungs- und Bildungselite nicht zu verprellen. Für die neurechte Strategie ergibt sich daraus ein »doppelter Boden«[2], der in CATO und Sezession nachzulesen ist[3].

Text: Johann Braun, Stand: 01/2025

 

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  1.  Domann, Valentin/Naumann, Matthias/Nettelbladt, Gala 2025: Infrastrukturelle Territorialisierung: von unpolitischen Umgehungsstraßen und vereinnahmten Plattformen. In: Autor*innenkollektiv Terra-R: Das Ende rechter Räume. Zu Territorialisierungen der radikalen Rechten. Münster: Westfälisches Dampfboot, S.136.
  2.  Ebd., S. 137.
  3.  Für weitere Informationen zur CATO vgl. Becker, Andrea/Knappe, Lana: Zeitschriftenportrait CATO: Ein »Magazin für neue Sachlichkeit« im »heilsgeschichtlichen Kampf«? Online unter: www.diss-duisburg.de/2022/08/zeitschriftenportraet-CATO