Aufgewacht!

Untertitel: Magazin des Widerstands (seit 2024, zuvor: Das Politikmagazin für Sachsen)

Gründungsjahr: 2022

Herausgeber: SVM Sächsische Versand und Medien UG

Erscheinungsweise: zweimonatlich

Redaktion und regelmäßige Autoren: Jochen Stappenbeck (Chefredakteur und Texte), Robert Andres (Geschäftsführer), Martin Kohlmann (Parteivorsitzender), Michael Brück, Arne Schimmer

Mit dem im zweimonatlichen Rhythmus erscheinenden Magazin Aufgewacht! legt die im Februar 2021 gegründete, extrem rechte Kleinstpartei Freie Sachsen seit Frühsommer 2022 ein eigenes Printmedium auf. Ausgewiesenes Ziel des selbst erklärten »Magazin des Widerstands« ist es, »durch Zuspitzung Frontstellungen deutlich zu machen und die Dinge in Fluss zu bringen«.

Die Partei Freie Sachsen

Die Gründung der noch jungen, extrem rechten Partei Freie Sachsen lässt sich nicht losgelöst von der Corona-Pandemie erklären. Zwar dominieren Neonazi- bzw. NPD/Die Heimat-Funktionäre die Führungsriege. Es wirken aber auch Personen mit, die sich vornehmlich über Pegida oder die Corona-Pandemie radikalisiert haben. Im Kern geht es den Freien Sachsen um die radikale Überwindung des liberal-demokratischen Rechtsstaates, gegen den sie beanspruchen, den »Widerstand« zu organisieren. Wichtige Bezugspunkte sind dabei völkischer Nationalismus, Ungleichwertigkeitsideologien und Antipluralismus. Die sich als Dach einer extrem rechten Bewegung gerierende Kleinstpartei konnte von den teilweise selbst mit initiierten Protestdynamiken ab dem späten Frühjahr 2020 profitieren. Sie schaffte es mit einer geschickten Mischung aus Online- und Offline-Vernetzung, die extreme Rechte in Sachsen neu zu mobilisieren. Im Jahr 2024 trat sie bei den Kommunal- und Landtagswahlen in Sachsen an und verfügt seitdem über knapp hundert Sitze in verschiedenen kommunalen Gremien. Damit blieb sie hinter den eigenen hohen Ansprüchen zurück, bei den Landtagswahlen konnte sie zumindest die Wahlkampfkostenerstattung sichern.

Das Magazin Aufgewacht!

Über das Magazin Aufgewacht! lassen sich die thematischen Schwerpunktsetzungen der Kleinstpartei exemplarisch nachzeichnen. Die meisten Hefttitel enthalten einen Aufruf zur Tat oder explizit zum Widerstand. Die Erstausgabe griff die Selbstwahrnehmung der sächsischen Protestszene auf, eine Avantgarde in Deutschland darzustellen (Pegida: »Dresden zeigt wie’s geht!«), wobei sie den Begriff Widerstand zentral in Szene setzte. Auf den weiteren Aufgewacht!-Titelblättern wird der Begriff mit verschiedenen Themen verbunden, etwa mit der angeblichen »Asylflut«, gegen die es sich zu wehren gelte, oder auch mit der Energiepolitik. Die Bandbreite der Widerstandsbegriffe in der Agitation der Freien Sachsen reicht dabei von einer diffusen Suche nach »Auswegen« bis hin zu expliziten Formulierungen wie »Sachsen wehrt sich« oder »Aufstand«. In Interviews werden einzelne Aktivisten als bodenständige, ehrliche Vorbilder vorgestellt, die nicht aus ideologischen Überzeugungen, sondern aus ehrlicher Sorge um sich, Familie und Gemeinschaft handeln.

Innerhalb des Magazins gibt es offenbar eine thematische Aufgabenteilung: Während Michael Brück (ehemals Die Rechte in NRW, nun Freie Sachsen) vor allem über politische Gegner und das Demonstrationsgeschehen schreibt, sind die Texte von Chefredakteur Jochen Stappenbeck stärker der angeblichen Aufklärung über Verschwörungen und (statistische) Zusammenhänge gewidmet. Der dritte regelmäßige Autor ist Arne Schimmer (Die Heimat, einst Chefredakteur der Zeitschrift Hier und Jetzt und langjähriger Autor der Deutschen Stimme). Als Stichwortgeber für die monarchistische Folklore der Freien Sachsen tritt Martin Kohlmann hervor, der sonst als Parteivorsitzender wenig Platz im Heft einnimmt. In der positiven Bezugnahme auf die Monarchie in Parteilogo und Heftinhalten sehen die Freien Sachsen ihre strikt hierarchische Vorstellung einer Gesellschaft der Ungleichheit umgesetzt, in der wenige über viele herrschen und die lästige Demokratie beseitigt ist.

Wenngleich die Auflage des Magazins vermutlich begrenzt ist, dient die Veröffentlichung doch der Unterfütterung der Agitation auf digitalen Plattformen (insbesondere Telegram) und der Straße. Hier haben es die Freien Sachsen geschafft, zum bis dato wichtigsten Bewegungsakteur in Sachsen zu werden. Damit haben sie der neonazistischen Szene und allgemeiner der extremen Rechten eine neue Dynamik verschafft.

Text: Johannes Kiess, Michael Nattke, Stand: 12/2024

 

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