Arun-Verlag

Gründungsjahr: 1989

Inhaber: Stefan Ulbrich (Uhlstädt-Kirchhasel, Thüringen)

Autor*innen (Auswahl): Kris Kershaw, Nigel Pennick, Jonas Trinkunas, Voenix aka Thomas Vömel

 

Der auf den ersten Blick unpolitisch wirkende »Fachverlag für Naturreligion, Schamanismus und Spiritualität« weist bis heute eine Vielzahl von thematischen oder ideologischen Bezügen zur extremen Rechten auf. Dabei werden einerseits Anknüpfungspunkte in der Alternativ- und Ökobewegung gesucht, andererseits rechtskonservative und »ethnopluralistische« bzw. extrem rechte Positionen präsentiert.

1989 gründete Stefan Ulbrich (*1963) den Arun-Verlag mit Sitz im bayerischen Vilsbiburg. Ulbrich war in seiner Jugend Horstführer der 1994 verbotenen Wiking-Jugend und später kurzzeitig Redakteur der Zeitung Junge Freiheit. Nahezu alle Veröffentlichungen des selbsterklärten »Verlags der Traditionen und Kulturen« lassen sich in die »neurechte« Strategie einordnen, die darauf zielt, Kernideologeme der extremen Rechten zu popularisieren, während gleichzeitig ein offener Bezug zu einer am Nationalsozialismus orientierten extremen Rechten vermieden wird. Zu dieser Strategie gehört es auch, Bücher zu veröffentlichen, die Wissenschaftlichkeit suggerieren, diesen Anspruch aber nicht einlösen.

Während in den frühen 1990er Jahren noch Publikationen von extrem rechten Autoren zum Verlagsprogramm zählten, darunter die Werke Richard Wagner, Visionen von Karl Richter (1993), der Nachdruck von Sigrid Hunkes Das Nach-Kommunistische Manifest (1995) sowie zwei von Ulbrich herausgegebene Sammelbände, hat der Bezug auf das Kernmilieu der extremen Rechten seitdem stetig abgenommen. Dennoch erfüllen etliche Veröffentlichungen auch heute noch eine Brückenfunktion zu diesem Milieu.

Zum frühen Verlagsprogramm zählen Nachdrucke grundlegender Schriften zum esoterisch begründeten Faschismus sowie Bücher, die eine Nähe des Nationalsozialismus zur okkulten, germanischen oder indoarischen Tradition behaupten, etwa von Julius Evola oder Otto Rahn. Zu dieser Sparte zählt auch der 1991 veröffentlichte verschwörungstheoretische und antisemitische Roman Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo (Russell McCloud), den Ulbrich zur Popularisierung und Vermarktung des Symbols der »Schwarzen Sonne« nutzte, deren Form einer Bodenintarsie in der von der SS genutzten Wewelsburg entlehnt ist.

Seit Beginn der 2000er Jahre veröffentlicht der Verlag Bücher mit esoterisch oder alternativ-religiösen Inhalten aus den Bereichen »Indianermystik«, weibliche Spiritualität, Naturreligionen oder Tarot. Bis heute erscheinen außerdem Veröffentlichungen zu natur-, germanisch- und nordisch-religiösen Vorstellungen oder Religionsentwürfen, die vor dem Hintergrund der Idee einer sogenannten arteigenen Religion zu beurteilen sind, auch wenn einzelne Werke mit diesem rassistischen Religionsentwurf nicht in Verbindung stehen. Ulbrich ist dem Konzept einer arteigenen nordischen, germanischen und paganen Religiosität verhaftet, wobei er und weitere Autoren des Verlags oftmals auf völkische Vertreter wie Rudolf John aka Rudolf John Gorsleben, Otto Höfler, Heinrich Pudor und Otto Huth zurückgreifen.

Die besondere Bedeutung des Arun-Verlags liegt darin, dass dieser nicht auf den ersten Blick als Verlag der extremen Rechten wahrgenommen wird. Das betrifft sowohl Bildsprache und Layout als auch die Inhalte. Verlagsleiter Ulbrich war in den 1990er Jahren einer der Strategen einer Modernisierung der (extremen) Rechten. Aufgrund der langen Kontinuität darf davon ausgegangen werden, dass die heute im Verlagsprogramm vorhandenen Elemente extrem rechter Ideologie der ideologischen Überzeugung Ulbrichs entsprechen. Dabei wandelt sich das Angebot des Verlags beständig, bleibt jedoch dem ideologischen Kern, der Vermittlung extrem rechter Ideologieelemente, treu. Im Gegensatz zu Verlagen der extremen Rechten, in deren Werken ein geschlossenes Weltbild mit entsprechend engem Fokus präsentiert wird, popularisiert der Arun-Verlag einzelne Kernelemente wie traditionelle Rollenbilder oder archaische Gesellschaftsbilder. Anders als noch in den 1990er Jahren finden sich in den einschlägigen Medien der extremen Rechten heute keine Anzeigen mehr für den Verlag. Seine Publikationen werden nur noch selten in Zeitungen wie der Jungen Freiheit rezipiert. Inwieweit der Arun-Verlag seine Bücher aufgrund einer metapolitischen Strategie publiziert oder ob nicht vielmehr der finanzielle Gewinn das handlungsleitende Interesse ist, lässt sich schwer abschätzen.

Text: Jan Raabe, Stand: 01/2025

 

Zurück zur Übersicht