Volk in Bewegung
Titel: Volk in Bewegung – Der Reichsbote (seit 2008, zuvor: Vierteljahresschrift für eine neue Ordnung)
Gründungsjahr: 2000
Herausgeber: 2000–2010 Verlag und Medienhaus Hohenberg (Ellwangen, ab 2009 Fretterode), in 2010 kurzzeitig Volk in Bewegung – Verlag und Medien OHG (Fretterode), seit 2011 Nordland-Verlag (Fretterode), Thorsten Heise
Erscheinungsweise: 5-6 Ausgaben im Jahr
Redaktion: Roland Wuttke, Ulf Bergmann, Reinhard Heuschneider
Autoren (Auswahl): Gernot Bachmann, Ulf Bergmann, Reinhard Heuschneider, Rainer Jetter, Gunther Kümel, Roland Wuttke
Die Zeitschrift Volk in Bewegung (ViB) sieht sich »dem Wunsch und dem Willen verpflichtet die Volksgemeinschaft aller Deutschen wiederherzustellen!« Das voll und ganz auf ihr neonazistisches Stammklientel ausgerichtete Blatt lässt sich in der Holocaustleugner- und Reichsbürgerszene verorten.
Die Texte in dem grafisch wenig ansprechenden Magazin bedienen traditionelle neonazistische Diskurse und verschiedene Narrative wie offenen Antisemitismus, Geschichtsrevisionismus und Reichsbürgerideologie. Beispielhaft für die antisemitische Ausrichtung der ViB ist ein mehrteiliger Artikel über die »Geschichte der Hochfinanz«, in dem die Akteur*innen mit einem schwarzen Balken unkenntlich gemacht wurden – wohl in Anspielung auf eine von rechts gern behauptete vermeintliche Zensurpolitik in Deutschland. Der Herausgeber der ViB, Thorsten Heise, prägt seit Jahrzehnten die militante Neonaziszene in Deutschland und Europa mit, er organisiert RechtsRock-Konzerte und produziert Musik, die er über seinen Versandhandel vertreibt. Heise war Kopf mehrerer Kameradschaftsstrukturen und ist derzeit stellvertretender Vorsitzender der Partei Die Heimat (ehemals NPD). Als Autor der ViB tritt Heise nicht in Erscheinung. Über viele Jahre publizierten ältere, darunter einige mittlerweile verstorbene Protagonisten der deutschsprachigen Holocaustleugner-Szene wie Horst Mahler, Gerd Honsik, Gerhard Ittner oder Bernhard Schaub in der ViB. Zudem steht Björn Höcke im Verdacht, vor seiner Zeit als AfD-Politiker unter dem Pseudonym Landolf Ladig zwei Artikel in der ViB verfasst zu haben. Höcke bestreitet dies.
Der ehrenamtlich arbeitenden Redaktion gelingt es kaum, neue Autoren zu gewinnen. Etwa die Hälfte der in aktuellen Ausgaben enthaltenen Texte sind Nachdrucke von Onlineveröffentlichungen diverser Blogs, Reden oder Schriften des Holocaustleugner-Milieus aus früheren Jahrzehnten. Gelegentlich setzt man sich auch mit anderen Strömungen der eigenen Szene auseinander, wobei sich die ViB stets als einzig aufrechtes Blatt geriert. So wirft Roland Wuttke im Rahmen einer Rezension von Martin Sellners Buch Regime Change der sogenannten Neuen Rechten und beiläufig auch dem Compact-Magazin vor, die »Umerziehungspropaganda« bereits verinnerlicht zu haben: »Wer sich von den Erkenntnissen germanisch-deutscher Weltanschauung distanziert um eine Nische im liberalkapitalistischen System zu ergattern, betrügt sich selbst.«
Einmal jährlich findet ein Lesertreffen statt – darüber hinaus wird aber wenig geboten: Auf dem Blog sind kaum aktuelle Artikel zu finden, Social Media wird gar nicht bespielt. Die Reichweite der ViB ist als gering einzuschätzen – aus Sicht der Herausgeber ist dies auch ein Grund dafür, dass die Zeitschrift bisher von strafrechtlicher Verfolgung verschont geblieben ist.
Text: Vera Henßler, Stand: 12/2024
Zurück zur Übersicht