Jungeuropa Verlag
Gründungsjahr: 2016
Inhaber: Philip Stein (Dresden)
Verlegte Autoren (Auswahl): Alain de Benoist, Robert Brassilach, Pierre Drieu la Rochelle, Guillaume Faye, Benedikt Kaiser, Dominique Venner, Volker Zierke
Der Jungeuropa Verlag um Inhaber Philip Stein (auch: Ein Prozent e.V.) verlegt sowohl ältere eurofaschistische Schriften als auch aktuelle politische Streitschriften und richtet sich damit insbesondere an ein junges, faschismusaffines Klientel.
Nach seiner Gründung im Jahr 2016 widmete sich der Jungeuropa Verlag zunächst der Aufgabe, ältere Werke eurofaschistischer und nationalistischer Autoren mit Schwerpunkt Frankreich neu herauszubringen. Den Auftakt der Verlagstätigkeit bildete ein Roman von Pierre Drieu la Rochelle (1939), es folgte eine in den 1960er Jahren verfasste politische Streitschrift von Dominique Venner, die damit erstmals auf Deutsch erschien. Venner war in den 1950er und 1960er Jahren militanter Aktivist der extremen Rechten Frankreichs und zentrale Figur der sich etablierenden »Nouvelle Droite«. Neben Venner hat Jungeuropa mit der Herausgabe von Schriften des französischen Vordenkers der »Nouvelle Droite«, Alain de Benoist, dafür gesorgt, dass dessen Konzepte auch im deutschsprachigen Raum vermehrt rezipiert werden.
Die mittlerweile einige Dutzend Veröffentlichungen des Verlags umfassen politische Streitschriften aus Vergangenheit und Gegenwart, rechte gesellschaftspolitische Betrachtungen einzelner europäischer Länder, Romane und (historische) Berichte, etwa über die kriegerischen Auseinandersetzungen des 20. Jahrhunderts. Heldentum, Kampf und Opferbereitschaft sind hier wiederkehrende Motive. Neben den Neuauflagen älterer Werke verlegt Jungeuropa auch Bücher jüngerer Autoren, die häufig gleichzeitig für den Verlag aktiv sind, darunter Benedikt Kaiser und Volker Zierke. Die Bücher erscheinen in kleiner Auflage, vielfach greift man für die Cover auf Illustratoren aus dem eigenen Netzwerk zurück.
Über seinen »Netzladen« vertreibt Jungeuropa zudem Publikationen anderer Verlage zu verschiedenen Themenschwerpunkten wie »J.R.R. Tolkien, Nahostkonflikt, Schöne Literatur oder Weltanschauung«. Zudem produziert Jungeuropa einen Podcast mit dem Titel »Von rechts gelesen«. Darin unterhalten sich in jeweils unterschiedlicher Besetzung Philip Stein, Volker Zierke und Benedikt Kaiser über neue Bücher und Filme, historische Themen (»Die Freikorps«) oder politische Strategien für die Rechte. Im Frühjahr 2023 übernahm Jungeuropa den ebenfalls in Dresden ansässigen Oikos-Verlag einschließlich dessen Periodikum Die Kehre. Jungeuropa ist seitdem für organisatorische und logistische Aufgaben sowie das Buchgeschäft beider Verlage verantwortlich.
Der Jungeuropa Verlag steht mit seinem Programm in der national-revolutionären Tradition der sogenannten Neuen Rechten, die eine nationale Neuordnung Europas anstrebt. Publizistik sowie Vortragstätigkeiten etwa von Benedikt Kaiser werden als Teil einer Metapolitik nach dem Konzept des italienischen Philosophen Antonio Gramsci verstanden, rechtes Denken soll zunächst im vorpolitischen Raum etabliert werden. Jungeuropa wird von wenigen Personen getragen, die allesamt zur jüngeren Generation neurechter Aktivisten zählen. Während Philip Stein neben dem Verlag auch für das extrem rechte Kampagnennetzwerk »Ein Prozent« verantwortlich zeichnet, arbeitet Kaiser für den AfD-Bundestagsabgeordneten Jürgen Pohl. Jungeuropa ist vernetzt mit anderen extrem rechten Projekten und Akteuren wie Götz Kubitschek, der Identitären Bewegung, dem rechten Burschenschaftsmilieu und den radikalnationalistischen Kräften in der AfD bzw. der Jungen Alternative. Der Verlag präsentierte sich auf der Frankfurter Buchmesse 2021 sowie auf verschiedenen »alternativen Buchmessen«, die von AfD-Parteifunktionären ausgerichtet wurden, so etwa im Oktober 2023 in Mainz unter der Schirmherrschaft von Sebastian Münzenmaier (MdB) oder im Frühjahr 2024 in Berlin. Eingeladen hatte der Berliner AfD-Abgeordnete Torsten Weiss im Rahmen des von ihm initiierten »Debatten-Netzwerkes« idearium, u. a. mit dem Ziel, die Partei und ihr »Vorfeld« zusammenzubringen. International pflegt Jungeuropa u. a. Kontakte zum französischen Institut Iliade, das seit 2014 analog zum ehemaligen Institut für Staatspolitik (IfS) Veranstaltungen für die »Nouvelle Droite« ausrichtet und publizistisch tätig ist.
Text: Vera Henßler, Stand: 12/2024
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