Medienschau: Mutmaßliche extrem rechte Anschlagsserie in Berlin
Verschiedene Medien berichten aktuell über eine Reihe von Brandstiftungen und anderen Straftaten in Berlin. Bekenner*innenschreiben deuten auf dieselben Täter*innen sowie ein extrem rechtes Tatmotiv. Unser Mitarbeiter Ulli Jentsch sprach mit der taz über einen Vorfall mit einem ähnlichem Schreiben, der dem apabiz im Januar gemeldet wurde.
Update: Wie die taz aktuell berichtet, wurde inzwischen ein Tatverdächtiger festgenommen, welcher die Taten der letzten Tage einräumt. Mehr dazu hier: taz vom vom 16.08.2023.
Die »Kassandros«-Serie
Rechtsextreme Anschläge in Berlin
Viel spricht dafür, dass drei antisemitische und queerfeindliche Brandanschläge auf das Konto eines Täters gehen. Doch die Serie ist noch größer.
BERLIN taz | Seit Anfang Januar kommt es in Berlin immer wieder zu rassistischen, antisemitischen und antifeministischen beziehungsweise homophoben Taten, die alle auf denselben Täter – oder dieselbe Tätergruppe – hinweisen. Wie bei dem Brandanschlag am vergangenen Samstag auf die Bücherboxx am Gleis 17 im Grunewald, das an die Deportation von Jüd:innen erinnert, finden sich an den Tatorten Zettel oder Schmierereien ähnlichen Musters mit antisemitischen Vernichtungsfantasien und Geraune von einem Tag X.
Sie alle tragen dieselbe Unterschrift: »Kassandros«, teilweise mit dem Zusatz »Berolinensis«. Nach Recherchen der taz gibt es berlinweit bereits mindestens acht, womöglich sogar mehr Taten, die mutmaßlich zu der Serie gehören.
Ein erster Zettel dieser Art tauchte bereits am 3. Januar am Museum Treptow auf. Darauf hatte zunächst das Antifaschistische Presse- und Bildungszentrum (Apabiz) hingewiesen. Dokumentiert hat das Schreiben das Register Treptow-Köpenick. […]
Mehr: taz vom 15.08.2023
Mögliche Serienstraftat
Antisemitismus in Berlin
Das antisemitische Bekennerschreiben zum Brandanschlag im Grunewald passt in ein Muster. Zuletzt wurde ein solches im vergangenen Januar gemeldet.
BERLIN taz | Das Bekennerschreiben zum Brandanschlag auf die Gedenk-Bücherbox am S-Bahnhof Grunewald, am Samstag zeugt von einem geschlossenen rechtsextremen und antisemitischen Weltbild. Julia Kopp, Projektreferentin der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS Berlin) analysiert auf Anfrage der taz: »Auf aggressive Weise wird die Erinnerung an die Schoa in Wort (und Tat) abgewehrt, die Schoa geleugnet und gleichzeitig eindeutige Vernichtungsfantasien formuliert«, so Kopp. Dieses Weltbild wiederum sei eingewoben in eine umfassende antisemitische Verschwörungserzählung.
Am Samstagmorgen zündete ein Unbekannter die Gedenk-Bücherbox unweit des Holocaust-Mahnmals »Gleis 17« am S-Bahnhof Grunewald an. Die Feuerwehr konnte die Bücher in der Box, viele mit Bezug zum Nationalsozialismus und der Deportation jüdischer Menschen aus Berlin, jedoch nicht mehr retten. Der Staatsschutz übernahm die Ermittlungen, um ein antisemitisches Tatmotiv zu prüfen.
[…]
Dem Antifaschistischen Pressearchiv apabiz wurde im Januar dieses Jahres ein Vorfall mit ähnlichem Bekennerschreiben gemeldet. Studierende hatten es am Eingang des Museums am Sterndamm entdeckt. Der Unterzeichner war derselbe und auch hier wurde die Vernichtung »im Namen des Volkes« in einem nächsten Weltkrieg angedroht.
»Das damalige und das aktuelle Schreiben stammen unzweifelhaft von der gleichen Person oder dem gleichen Personenkreis«, so Ulli Jentsch, Mitarbeiter des apabiz. Eine bisher unerkannte Serie von Straftaten könne daher nicht ausgeschlossen werden.
»Das damalige und das aktuelle Schreiben stammen unzweifelhaft von der gleichen Person oder dem gleichen Personenkreis«, so Ulli Jentsch, Mitarbeiter des apabiz.
Mehr: taz vom 14.08.2023