apabiz erhält Förderung für Digitalisierung
Im Rahmen des Programms »WissensWandel« fördert der Deutsche Bibliotheksverband erstmalig ein Digitalisierungsprojekt des apabiz. Ziel ist es, Materialien der antifaschistischen Bewegung in Deutschland nach 1945 zu erschließen und für Nutzer*innen leichter zugänglich zu machen.
Von Patrick Schwarz
Seit Anfang 2021 fördert der Deutsche Bibliotheksverband (DBV) den digitalen Auf- und Ausbau nichtstaatlicher Archive und Bibliotheken. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie will der DBV den ortsunabhängigen Zugang für Nutzer*innen ausweiten. Dafür wurde mit Mitteln der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien unter dem Titel »WissensWandel – Digitalprogramm für Bibliotheken und Archive innerhalb von Neustart Kultur« ein Förderprogramm gestartet. Unter den zahlreichen Bewerber*innen war eine Vielzahl kleinerer Archive und Bibliotheken, die bisher kaum Chancen auf eine Förderung ihrer Arbeit hatten. Neben einigen Stadtarchiven wurden beispielsweise auch der Studienkreis Deutscher Widerstand 1933 – 1945 und das apabiz berücksichtigt.
Das apabiz beantragte die Digitalisierung von Beständen innerhalb der Teilsammlung »Antifaschistische Bewegung nach 1945«. Diese besteht unter anderem aus Zeitungen und Zeitschriften, die aus antifaschistischer Perspektive über rechte Entwicklungen berichten. Im Fokus der Digitalisierung sollen jedoch Flugblätter und Plakate der Sammlung stehen. Die Urheber*innen dieser Veröffentlichungen reichen von Gewerkschaften bis hin zu regionalen autonomen Antifa-Gruppen.
Dieses Bewegungsgedächtnis stellt eine notwendige Ergänzung zu den Beständen ›offiziellen Schriftguts‹ staatlicher und kommunaler Archive dar.
Der zuletzt auf internationaler Ebene gestiegene Einfluss der extremen Rechten – verwiesen sei u.a. auf die Entwicklungen in den USA, Brasilien, Ungarn, Österreich, Italien und Deutschland – führt sowohl auf zivilgesellschaftlicher als auch auf sozial- und geisteswissenschaftlicher Ebene zu einem verstärkten Interesse an (zeithistorischem) Erfahrungswissen im Umgang mit extrem rechten Bewegungen. Schriftdokumente der unabhängigen antifaschistischen Bewegung in Deutschland können wichtige Erkenntnisse über mögliche Strategien politischen Handelns liefern. Beispielsweise sind die in den 1990er Jahren gemachten Erfahrungen politischer Aktivist*innen angesichts aktueller Herausforderungen im Umgang mit rechten Argumentationen bezüglich Migration und Flucht von enormer Bedeutung. Auch mit Blick auf rechtsterroristische Gefahren sind zeithistorische Quellen der antifaschistischen Bewegung aktueller denn je. Anhand archivierter Materialien lassen sich wichtige Erfahrungen und Diskurse aus diesen Prozessen der politischen Selbstorganisierung gegen Rechts nachzeichnen. Dieses Bewegungsgedächtnis stellt eine notwendige Ergänzung zu den Beständen »offiziellen Schriftguts« staatlicher und kommunaler Archive dar.
In der ersten Arbeitsphase konnten wir die Kolleg*innen von biblio-copy als Partner*innen für die fachgerechte Digitalisierung gewinnen. Nach der Erschließung durch uns werden die entstandenen Digitalisate u.a. auf der Internetseite der Deutschen Digitalen Bibliothek zugänglich gemacht und sind natürlich auch in unseren Räumlichkeiten vor Ort einsehbar.
Der Fokus bei der Digitalisierung wird zunächst auf Veröffentlichungen älteren Datums, Material in schlechtem Zustand und auf besonders häufig nachgefragten Unterlagen liegen.
Durch das Projekt kann das apabiz außerdem Erfahrungen in der (eigenständigen) Digitalisierung größerer Bestände verschiedenster Medienarten sammeln. Dieses neu gewonnene Wissen wollen wir zukünftig gerne mit anderen (kleineren) Archivprojekten teilen. Mit der für uns erstmaligen Förderung eines Digitalisierungsprojektes können wir endlich einen wesentlichen Teil des apabiz-Bestandes, den die Sammlung »Antifaschistische Bewegung« darstellt, unter verbesserten Bedingungen für die Zukunft überliefern und unser Angebot barriereärmer gestalten.
In den nächsten Monaten werden wir hier sowie auf Facebook und Twitter über den Verlauf des Projekts berichten.