Thomas Wulff beim Aufmarsch der Neonazi-Kleinstpartei Der III. Weg am 01.05.2017  Foto: © apabiz

„Unsere Waffe ist das Wort“ – Neonazis wenden sich öffentlich gegen Verdächtigungen

Beim diesjährigen 1. Mai-Aufmarsch der neonazistischen Kleinpartei „Der III. Weg“ in Gera äußerte sich mit Thomas Wulff erstmals ein Nazi öffentlich zu den Presseberichten über eine angebliche Terrorgruppe „Zweiter Frühling“. In der letzten Aprilwoche hatte das Magazin „Der Spiegel“ über ein Ermittlungsverfahren berichtet, das in den Jahren 2012 bis 2016 gegen eine Gruppe von neun Neonazis geführt worden sei.[1] Das Magazin berief sich dabei auf Unterlagen von verschiedenen Verfassungsschutzämtern, jedoch ohne die Namen der Beteiligten zu nennen.

Wie Thomas Wulff in seiner Rede auf der Abschlusskundgebung nun mitteilte, seien neben ihm selber auch „langjährige Weggenossen“ wie Matthias Fischer, Uwe Meenen und Ralph Tegethoff sowie „andere langjährige aktive Kader“ von diesen Anschuldigungen betroffen. Wenig überraschend wies Wulff diese Anschuldigungen auch im Namen der anderen „Kampfkader“ von sich und bezeichnete die Geschichte als den „zweiten größten Staatsskandal seit dem NSU“. Wulff bezeichnete das Wort als seine Waffe und sagte: „Das interessante an dieser Geschichte ist – und deswegen machen wir sie hier öffentlich -, dass der Generalbundesanwalt jetzt sehr enttäuscht darüber ist, dass die Presse darüber berichtet hat, denn das Ganze sollte scheinbar geheim bleiben.“

Thomas Wulff (rechts) und Matthias Fischer (Hintergrund, Mitte) am 01.05.2017 beim Aufmarsch der Neonazi-Kleinstpartei Der III. Weg

An diesem Tag zogen circa 450 Neonazis durch Gera. Damit war die Veranstaltung erneut die größte Veranstaltung aus dem extrem rechten Spektrum am 1. Mai. Neben internationalen Beiträgen aus Ungarn, Norwegen und Schweden sprachen als Vertreter der Kleinstpartei Julian Bender, Matthias Fischer, Nico Metze und Tony Gentsch.

 

Im Folgenden ist Wulffs Rede im Wortlaut dokumentiert. (Transkript als pdf herunterladen)

 

Kameraden, Volksgenossen, Mitkämpfer!

Von mir auch ein Lob zunächst erst einmal an die Organisatoren des diesjährigen 1.-Mai-Marsches, der wieder einmal in hervorragender, disziplinierter Art durchgeführt wurde. Ihr alle habt ein hervorragendes Bild abgegeben und das ist genau das, wovor unsere Gegner Angst haben, dass wir in den Zeiten der allgemeinen Zerrüttung, die begonnen haben und die sich entsprechend fortsetzen werden, ein Quell der Ordnung, der Disziplin und der inneren Geschlossenheit darstellen. Eure Stärke// Unsere Stärke wird es auch zukünftig sein, diszipliniert im Rahmen unseres politischen Kampfes aufzutreten.

Unsere Waffe ist das Wort und genau deshalb haben wir uns während des Marsches kurz entschlossen, dass ich hier noch einmal das Wort ergreife, denn seit dem Wochenende gibt es eine neue Veröffentlichung in Welt und Spiegel.

Meine Kameraden, langjährige Weggenossen, und ich wurden am Donnerstag vom Spiegel per E-Mail angeschrieben mit einer Fristsetzung bis 15 Uhr Redaktionssitzung. In dieser E-Mail wurde uns nahegelegt, dass dem Spiegel Unterlagen sechs deutscher Geheimdienstämter und des Bundesverfassungsschutz vorgelegt wurden. Aus diesen Papieren würde angeblich deutlich hervorgehen, dass sowohl ich als auch Kamerad Matthias Fischer, der gerade hier auf der Bühne stand, Uwe Meenen und andere langjährige aktive Kader eine Terrorgruppe gegründet haben im Jahre 2012. Ich betone: Aus diesen Unterlagen des Verfassungsschutzes geht eindeutig hervor, wir hätten eine Terrorgruppe gegründet mit dem illustren Namen ‚Zweiter Frühling‘.

Meine lieben Kameraden, da fällt mir etwas ganz anderes zu ein und wir wussten alle nicht ob wir zunächst einmal weinen oder lachen sollen, als wir diese E-Mail des Spiegel bekommen haben. Aber keiner von uns hat jemals von dieser seltsamen Gruppe ‚Zweiter Frühling‘ gehört. Keiner von uns hat jemals vorgehabt, die Waffe des Wortes, welche ich seit nunmehr über 30 Jahren in die Öffentlichkeit trage, einzutauschen gegen eine Waffe des Mordes. Angeblich hätten wir uns den NSU zum Vorbild genommen. Meine lieben Kameraden, wer uns kennt, diese alten Kampfkader Ralph Tegethoff, Matze Fischer, meine Wenigkeit und andere, die dort genannt waren, der weiß, dass wir den NSU allenfalls als ein Konstrukt des tiefen Staates sehen, als eine ganz miese Geschichte irgendwelcher Geheimdienste, aber sicher nicht als Vorbild für unser Handeln.

Das interessante an dieser Geschichte ist – und deswegen machen wir sie hier öffentlich -, dass der Generalbundesanwalt jetzt sehr enttäuscht darüber ist, dass die Presse darüber berichtet hat, denn das Ganze sollte scheinbar geheim bleiben. Seit 2012 ist von mehreren Bundesämtern gegen uns ermittelt worden wegen Gründung einer terroristischen Mord-Vereinigung, weil wir angeblich vorgehabt haben, Zigeuner umzubringen. Das ist so weit entfernt von Gut und Böse, dass ich hier nur noch von einem kriminellen Akt deutscher Geheimdienste sprechen muss. Anders ist das nicht erklärlich, was da zu Papier gebracht wurde und wir stellen hiermit Öffentlichkeit her, denn wir wollen nicht, dass diese üble Geschichte im Sande verläuft. Ich habe dem Spiegelredakteur Herrn Knubbe deutlich gemacht, dass er an dieser Sache dran bleiben soll. Jawohl, er soll diese Unterlagen nehmen und er soll dran bleiben an dieser Geschichte, denn es handelt sich hier um den zweiten größten Staatsskandal seit dem NSU. Was wir hier erleben, ist der zweite größte Staatsskandal von Geheimdiensten in der Bundesrepublik. Vier Jahre lang ermitteln und letztlich kein Wort darüber gegenüber den Betroffenen. Zufall, dass uns der Spiegel gefragt hat, was wir von der Geschichte halten. Vier Jahre Ermittlungen nach den Terrorgesetzen. Ihr könnt euch ungefähr vorstellen was das bedeutet. Und nicht ein Wort davon ist wahr, vier Jahre Geheimdienstarbeit und nicht ein Wort davon stimmt.

Ich will das nicht tiefer ausführen, weil es ist erst seit vorgestern in den Medien, heute im Spiegel und in der Welt. Ihr könnt es lesen. Wir werden – das kann ich euch versprechen – zum Schutze unserer Familien, zum Schutze aber auch der ganzen nationalen Bewegung mit allen Mitteln gegen diesen Skandal des tiefen Staates vorgehen. Das verspreche ich euch. ((Applaus))

Die Vorgehensweise zeigt, welche Angst sie haben vor unserem Wort. Denn unser Wort ist unsere Waffe, unsere Argumente, denen sie nichts mehr entgegenzusetzen haben außer einem Haufen Schreihälse, die nicht wissen was sie tun und unterstützt mittlerweile von einer immer größeren Zahl von Fremden, weil sie kaum noch eigene Leute auf die Beine kriegen. Vielleicht hat der Asylbetreuer ja einen ausgegeben, damit diese Leute da heute mit der Fahne stehen. Aus fernen Ländern uns in unserer Heimat erzählen, was wir zu tun und zu lassen haben.

Wir haben diesen Kampf begonnen in der heiligen Überzeugung, dass wir für unser Volk alles tun, dass wir für unser Volk unser eigenes Leben geben, wenn wir angegriffen werden, gegen eine Übermacht von Feinden. Wir haben aber auch immer gesagt: Wir werden ihnen nicht den Gefallen tun, auf ihre Tricks hereinzufallen. Wir werden nicht den Terror verbreiten, den sie gerne hätten, den ihre Einwanderer teilweise inzwischen ins Land geschleppt haben. Wir werden nicht auf die Schleimspur des Systems gehen, weil wir wissen, dass unsere Argumente, unsere Liebe zu unserem Volk am Ende der Sieg geschenkt wird. Wir stehen auf der richtigen Seite unseres Volkes. ((Applaus))

Seit 1996, als ich diesen Sprechchor in die Menge rief erstmalig, kämpfen wir für Deutschland in unserer Bewegung nationaler Sozialisten FREI, SOZIAL UND NATIONAL! [Parolen aus dem Publikum: FREI, SOZIAL und NATIONAL!]

Und wir werden uns nicht auf euer Niveau begeben. Wir werden nicht den Terror verbreiten, den ihr gerne hättet. Wir kämpfen mit dem Herzen und dem Verstand und unserem Wort. Dankeschön.

 

 

  1.  http://www.spiegel.de/spiegel/terrorismus-nach-nsu-vorbild-zweiter-fruehling-a-1145537.html (€)