Nachlass von Barbara Reimann, Widerstandskämpferin und KZ-Überlebende
Barbara Reimann (geb. Dollwetzel), 1920 in Hamburg geboren, war schon als Jugendliche im Jugendverband der KPD, dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands aktiv. In ihrer Schulzeit wurde sie von Mitschülerinnen, die im BDM organisiert waren, verprügelt. Ihr Vater wird im September 1933 in der Gestapo-Haft ermordet. Ihre Brüder Heinrich und Erich gehen ins Exil in die Sowjetunion. Barbara und ihre Mutter sind aktiv im Widerstand gegen die Nazis, bis sie 1942 verhaftet werden. Nach einem Jahr Untersuchungshaft in Hamburg Fuhlsbüttel werden sie in das Frauen-KZ Ravensbrück verschleppt, auf dem Nazidokument steht »Rückkehr unerwünscht«. Doch beide überleben die KZ-Haft, vor allem durch Solidarität von Mithäftlingen.
1946 organisiert Barbara Reimann die Umbettung von 29 ermordeten Widerstandskämpfern in einen neu errichteten Ehrenhain für antifaschistische Widerstandskämpfer_innen nach Hamburg/Ohlsdorf. Sie ist weiterhin politisch aktiv, unter anderem in der VVN und der Lagerarbeitsgemeinschaft Ravensbrück (DDR). Ab 1946 lebt sie in Ost-Berlin. Nach einem Kurs an der Richterschule wird Barbara Reimann Staatsanwältin, später arbeitet sie in der Rechtsabteilung im Ministerrat. Noch zu ihrer Arbeitszeit spricht Barbara regelmäßig vor Schulklassen und Jugendgruppen über ihre Geschichte und den Widerstand gegen die Nazis. Nachdem sie in Rente geht tut sie dies noch häufiger, so dass sie manches Mal nicht alle Anfragen beantworten und auch nicht an allen Veranstaltungen teilnehmen kann. Im April 2013 ist Barbara Reimann gestorben.
Über das Leben von Barbara Reimann gibt es ein Buch von Heike Kleffner und Franziska Bruder, die mit Barbara lange Interviews geführt haben. Die Erinnerung darf nicht sterben…Barbara Reimann – Eine Biografie aus acht Jahrzehnten Deutschland, Unrast Verlag, Hamburg 2000, für Fördermitglieder auch im apabiz auszuleihen. Das apabiz ist sehr froh, den Nachlass bekommen zu haben und somit die Widerstandsgeschichte einer ganzen Familie, die lange vor 1993 begonnen hat, zu erhalten. Dokumente wie Akten der Gestapo, Fotos und Briefe, aber auch den Winkel mit Häftlingsnummer, den Barbara an ihrem Kleid im Frauen-KZ Ravensbrück tragen musste sind zu sortieren und zu katalogisieren. Eine sehr spannende und interessante Aufgabe, für die unser Team leider im Moment nicht die Kapazitäten hat. Daher freuen wir uns sehr über Unterstützung dabei. Wer Interesse hat, meldet sich bei uns.
Paula Tell