Medienschau: Deutschlands Rechtsradikale nutzen die Flüchtlingskrise für ihre Ziele

Für seine Politik der offenen Grenzen für Flüchtlinge wird Deutschland gegenwärtig in der Presse viel gelobt. Doch heizen landauf landab rechtsradikale Gruppen die Stimmung gegen Flüchtlinge an, vor allem in kleineren Städten.

Joshua Hersh von BuzzFeed News berichtet.

Monate, bevor die Flüchtlinge erst zu Tausenden, dann zu Zehntausenden auf Deutschlands Bahnhöfen ankamen, wurden für die Kleinstadt Freital in Ostsachsen 280 Menschen zu einem Problem.

Noch im Frühjahr 2015 hätte niemand damit gerechnet, dass es in Freital, einer kleinen Stadt mit hohem Arbeiteranteil südwestlich von Dresden, zu Protesten gegen Flüchtlinge kommen würde, und zwar Proteste in einem Ausmaß, das sie eine landesweite Kontroverse auslösten.

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Ulli Jentsch ist der Leiter von Apabiz (Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin), einer Organisation, die den Rechtsextremismus in Deutschland beobachtet. Er vergleicht die aktuelle Atmosphäre mit der Stimmung im Jahr 1992, als kurz nach der Wiedervereinigung pöbelnde Neonazis in Ostberlin und Rostock-Lichtenhagen Wohnhäuser von Migranten angriffen. Damals war die Regierung wegen ihrer zögerlichen Reaktion stark kritisiert worden, erklärt Jentsch. Ein bis heute berühmtes Foto zeigt Angela Merkel, die damalige Jugendministerin, bei einem Treffen mit einer Gruppe Rostocker Skinheads. Dass den Sorgen der randalierenden Demonstranten viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet wurde als der Sicherheit der Migranten, sehen viele heute als eine moralische Fehleinschätzung.

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BuzzFeed 24. September 2015