Die 1970er Jahre als schwarzes Jahrzehnt
Massimiliano Levi, Daniel Schmidt, Michael Sturm (Hg.): Die 1970er Jahre als schwarzes Jahrzehnt – Politisierung und Mobilisierung zwischen christlicher Demokratie und extremer Rechter, Campus Verlag, Frankfurt / New York, 2010.
Die 1970er Jahre werden all zu oft als »rotes Jahrzehnt« nach dem Wendepunkt »1968« wahrgenommen. Selbst bei der zeitgeschichtlichen Forschung finden die gesellschaftlichen Entwicklungen fernab von linker Studentenbewegung und Terrorismus wenig Interesse. Die Herausgeber des Sammelbandes versuchen einige neue Aspekte dieser Dekade aufzuzeigen.
Es wird hauptsächlich Deutschland betrachtet, daneben als weitere Schwerpunkte die Nouvelle Droite in Frankreich und der »akademische Kulturkampf« an österreichischen Hochschulen.
Neben der Organisationsgeschichte des Bund Freiheit der Wissenschaft oder der Aktion Widerstand werden für Deutschland auch rechte Strategiedebatten nachgezeichnet. Die Beiträge zu Italien stehen ganz im Zeichen neofaschistischer Entwicklungen der 1970er Jahre. Die verschiedene Aufsätze beschreiben verschiedene (extrem) rechte Erscheinungen der 1970er Jahre in Westeuropa, ohne die auch aktuelle Entwicklungen der (extremen) Rechte nur unzureichend zu verstehen sind.
Obwohl versucht wird, die Differenzen und Gemeinsamkeiten zwischen Italien und Deutschland herauszuarbeiten, bleiben diese oft mehr im Dunkeln, als dass sie klar markiert werden. Das »schwarze Jahrzehnt« bleibt dann auch vielleicht wegen der angestrebten europäischen Perspektive zu fragmentarisch.