Foto: Barbara Dietl/dietlb.de

Zwischen Bewegung und Wissenschaft

Das antifaschistische Pressearchiv- und Bildungszentrum Berlin (APABIZ)

Das Antifaschistische Pressearchiv- und Bildungszentrum Berlin (apabiz) verfügt über eine der größten Materialsammlungen von und über rechte Parteien und Strukturen in Deutschland. Der zeitliche Schwerpunkt der Primär- und Sekundärquellen wie Bücher, Broschüren, Zeitschriften und Flugblätter liegt in dem Zeitraum seit den 1980er-Jahren bis heute. Ergänzend konnte das apabiz in den letzten Jahren immer wieder Sammlungen aus früheren Jahrzehnten in das Archiv aufnehmen und somit durch seinen Bestand ein vielschichtiges Gesamtbild der deutschen Rechten seit 1945 aufzeigen. Als Ergänzung wird die Bibliothek mit Veröffentlichungen aus der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus kontinuierlich ausgebaut.

Der inhaltliche Schwerpunkt des apabiz liegt auf dem gesamten extrem rechten Politikspektrum in Deutschland, welches unter anderem Konservatismus, Parteien, Vertriebenenverbände, Sekten und rechte Jugendkulturen einschließt. Aber auch Materialien von ausländischen extrem rechten oder faschistischen Organisationen sind im apabiz zahlreich vorhanden.

Neben der Erhaltung und Pflege des Archivs ist die Tätigkeit als Bildungszentrum das zweite Standbein des apabiz. Hierzu gehört neben der Erstellung von Bildungsmaterialien vor allem die Vermittlung von ReferentInnen. In den vergangenen Jahren konnten ReferentInnen für durchschnittlich über 100 Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet vermittelt werden. Das Spektrum der Veranstalter reicht von lokalen antifaschistischen Initiativen oder Bündnissen gegen Rechts über antirassistische Projekte bis hin zu Schulen, Lehrerkollegien, anderen Professionellen und regionalen Parteistrukturen. Für diese führen wir Podiumsdiskussionen, Workshops oder interne Weiterbildungen durch.

Entstehungsgeschichte & Unabhängigkeit

Die Vorgeschichte des apabiz hat ihren Anfang als Teilbereich „Antifaschismus“ im Papiertiger – Archiv & Bibliothek der sozialen Bewegungen in Berlin. Aufgrund des zunehmenden Bestandes trennte sich das spätere apabiz als „Antifa Presse-Archiv“ vom Papiertiger und gründete 1994 einen eigenen Trägerverein.

Seitdem baut das apabiz kontinuierlich seine Bestände aus und stellt diese allen Interessierten zur Verfügung. Zum NutzerInnenkreis gehören neben JournalistInnen, AkademikerInnen und StudentInnen auch von rechten Aktivitäten Betroffene sowie Initiativen und Einzelpersonen, die gegen rechte Gruppierungen arbeiten.
Den Grundpfeiler für die Finanzierung des Projektes apabiz bildet seit der Gründung des gemeinnützigen Trägervereins ein Kreis von Fördermitgliedern, der die Arbeit des apabiz ermöglicht. Erfolgte in den ersten Jahren die Mitarbeit auf rein ehrenamtlicher Basis, konnte in den letzten Jahren zumindest eine Finanzierung für zwei Stellen durch den Berliner Senat gefunden werden.

Mit dem seit 2001 erscheinenden Mitgliederrundbrief „monitor“ informiert das apabiz zweimonatlich nicht nur seine Fördermitglieder über aktuelle Entwicklungen im rechten Spektrum und die Arbeit des apabiz, sondern auch eine Reihe von verschiedensten Kooperationspartnern.

Das apabiz steht seit seiner Gründung im Austausch mit unterschiedlichsten Archiven, die einen ähnlichen thematischen Schwerpunkt haben. Darüber hinaus beteiligt es sich am zweijährlichen Workshop „Bewegungsarchive“ als Kommunikationsplattform verschiedenster „Archive von unten“ sowie seit April 2010 an der Arbeitsgemeinschaft der Gedenkstättenbibliotheken (AGGB).

Bestand und Sondersammlungen

In der Fachbibliothek, die etwa 15.000 Bücher und Broschüren umfasst, sind Primär- und Sekundärliteratur zum Thema Nationalsozialismus und rechte Ideologien im Nachkriegsdeutschland zu finden. Hinzu kommt ergänzend ein umfangreicher Bestand rechter und nichtrechter Zeitschriften und Zeitungen sowie eine Flugblatt- und Plakatsammlung des gesamten rechten und antifaschistischen Spektrums.

In der Vergangenheit wurden verschiedene Sammlungen und Bestände von Projekten und Einzelpersonen übernommen und Sondersammlungen in den Bestand integriert. Die bedeutendste Schenkung war die übernahme einer Sammlung des Rechtsextremismusexperten Richard Stöss vom Otto-Stammer-Institut (Freie Universität Berlin) im März 2008. Diese umfasste über 150 laufende Meter einzigartige Primär- und Sekundärquellen des gesamten rechten Spektrums von den 1950er bis in die 1990er Jahre. Diese Sammlung konnte damit nicht nur vor der Vernichtung durch die Universität bewahrt, sondern vor allem wieder der (wissenschaftlichen) Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Patrick Schwarz, Berlin
Erschienen in: Der Archivar, 63. Jahrgang, Heft 3, Juli 2010