Das neonazistische Netzwerk Blood & Honour ruft öffentlich zum bewaffneten Kampf auf!
Hamburger Polizei leistet Beihilfe zur Organisierung der militanten Neonaziszene!
Das Antifaschistische INFO-Blatt (AIB) und das Antifaschistische Pressearchiv und Bildungszentrum e.V. (APABIZ) warnen
Seit 14 Tagen ruft das internationale Neonazinetzwerk Blood & Honour zum bewaffneten Kampf auf. Auf den Webseiten der Blood & Honour Sektion Skandinavien verbreitet das Netzwerk unter dem Titel „The Way Forward – Der Weg in die Zukunft“ ein mehrseitiges Strategiepapier, das mit der Aufforderung endet: „Die Zeit des Geredes ist wirklich vorbei. Wir haben ein Stadium erreicht, in dem JEGLICHE Form der Aktion der Inaktivität vorzuziehen ist. (…) Laßt uns unsere Schreibtische verlassen und das multikulti, multikriminelle Inferno von ZOG zerstören.“
Autor des Strategiepapiers, das mit dem Pseudonym „Max Hammer“ unterzeichnet ist, ist der in Norwegen geborene langjährige Neonazikader Erik Blücher. Blücher lebt seit mehreren Jahren in Schweden und betreibt gemeinsam mit dem deutsch-dänischen Neonazikader Marcel Schilf den Versand von Blood & Honour Skandinavien, über den Rechtsrock, Propagandamaterial und die notorischen „Kriegsberichter“- Videos vertrieben werden. Zweidrittel aller Kunden, die dem AIB und APABIZ bekannt sind, sind deutsche Neonazis, die das in Deutschland mehrheitlich indiziierte Material oft kiloweise in Schweden ordern. Erik Blücher verfügt über enge Kontakte zur norddeutschen Neonaziszene, u.a. zum Hamburger Neonazianführer Christian Worch, und zu Combat 18. In der ersten Jahreshälfte den letzten Monaten besuchten mehrere langjährige deutsche Neonazikader ihre schwedischen Gesinnungsgenossen bei Konzerten und Versammlungen.
In „The Way Forward“ gibt Erik Blücher die Strategie für den militantesten Arm der internationalen Neonazibewegung vor: „Die englische Terrororganisation „Combat 18 muß als bewaffneter Arm der Blood & Honour Bewegung agieren“, schreibt Blücher. Dieser bewaffnete Arm wird in dem Text auch als „Armee von Blood & Honour“ bezeichnet. Vorbild für Blood &Honour sei die Waffen-SS: „Das Konzept der Waffen-SS enthält alle Prinzipien sowie den wahren Geist unserer Überzeugung in seiner reinsten Form, von der wir unsere Inspiration zur Organisierung einer neuen Legion arischer Gladiatoren beziehen müssen.“
Auch die Angriffsziele werden in dem Text benannt: In der antisemitischen Verschwörungstheorie der Neonazis stehen staatliche RepräsentantInnen, JournalistInnen und PolitikerInnen im Dienst einer „jüdischen Weltverschwörung“, die sogenannte „ZOG – Zionistische Besatzungsregierung.“ Das AIB und APABIZ weisen ausdrücklich auf den explizit antisemitischen Charakter der Blood &Honour Publikationen, Musik- und Videoproduktionen hin: Niemand sollte sich von der vermeintlich antistaatlichen Haltung von Blood &Honour täuschen lassen: Kern Herzstück ihrer neonazistischen Ideologie ist ein eliminatorischer Antisemitismus. Dass die Botschaft von B&H bei den jugendlichen KonsumentInnen und rechtsextremen Aktivisten längst angekommen ist, zeigen die steigende Zahlen antisemitischer Grabschändungen, die Sprengstoffanschläge auf das Grab von Heinz Galinski in Berlin und u.U. auch der Bombenanschlag von Düsseldorf.
Ulli Jentsch, Sprecher des AIB und APABIZ erklärt: „Bei dem Strategiepapier von Blood and Honour handelt es sich um einen eindeutigen Aufruf zum bewaffneten Kampf, der in dieser Form einmalig ist. Zu derartigen Aktionen wird per Internet aufgerufen. Die Waffenfunde bei Blood & Honour Kadern, die eindeutige Propaganda für die Waffen-SS in der Ausgabe Nr. 9 der deutschen Blood&Honour Progandazeitschrift im Frühjahr diesen Jahres und die Drohungen der Blood&Honour Sektion Weser-Ems, dem Vorbild von Kay Diesner zu folgen und gewaltsam gegen Polizeibeamte vorzugehen, zeigen, dass die aus Skandinavien vorgegebene Strategie in Deutschland längst Fuß gefaßt hat. Das Bundesamt für Verfassungsschutz verharmlost die Bedeutung und den Einfluß von Blood & Honour innerhalb der rechtsextremen Szene Deutschlands systematisch. Wir warnen ausdrücklich davor, die Bedrohung, die vom Blood & Honour Netzwerk ausgeht, zu unterschätzen.“
Ein Beispiel dafür, dass sämtliche Diskussionen von politischen Verantwortlichen über den Umgang mit militanten Neonazis Schall und Rauch sind, die von den Exekutivbehörden vor Ort keineswegs ernst genommen werden, ist das Blood&Honour Konzert in Hamburg-Billstedt am 5. August 2000. Nach wie vor verharmlost die Polizei die Tatsache, dass sich 400 militante Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet ungestört zu einem Konzert mit der britischen Blood & Honour Band „Legion of St. George“ und der deutschen Band „Noie Werte“, deren CD »Kraft für Deutschland« schon 1992 indiziiert wurde, unter dem Schutz von 300 Polizeihundertschaften versammeln konnten. Die Hamburger Polizei behauptet, es habe sich um eine private Verlobungsfeier gehandelt. Einer der Konzertorganisatoren, Torben Klebe, der zum engen Kreis um das Neonazimagazin „Hamburger Sturm“ gehört, ist eine wichtige Verbindungspersonen von Blood & Honour Deutschland zu skandinavischen Gesinnungsgenossen. Er hatte schon am Wochenende 22/23.7. im niedersächsischen Holvede ein Konzert mit der Magdeburger Blood & Honour Band „Sperrfeuer“ organisiert. Bei dem Versuch der niedersächsischen Polizei, das Konzert zu beenden, wurden die Beamten vom rechtsextremen Publikum angegriffen. Sechs Polizeibeamte wurden verletzt.
Ulli Jentsch sagt dazu: „Bei Blood & Honour Konzerten handelt es sich nicht nur um die Verbreitung antisemitischer und nationalsozialistischer Propaganda per Musik. Derartige Konzerte dienen auch dazu, Kampagnen und Aktionen der militanten Neonaziszene vorzubereiten. Das Vorgehen der Hamburger Sicherheitsbehörden am vergangenen Wochenende muß daher als Beihilfe zur Organisierung der militanten Neonaziszene bewerten werden.“
Für weitere Informationen über Blood & Honour verweisen wir u.a. auf: „White Noise – Rechts-Rock, Skinhead-Musik, Blood & Honour – Einblicke in die internationale Neonazi-Musik-Szene“, Hamburg, 2. Auflage Juli 2000, Hrsg. „reihe antifaschistischer texte“, Searchlight, Antifaschistische INFO-Blatt und „Enough is Enough“ sowie auf das Antifaschistische INFO-Blatt Nr. 49, Oktober/November 1999 u. Nr. 50, April/Mai/2000.