CSU-Generalsekretär Thomas Goppel im Gespräch mit militanten Neonazis
Auf einer Veranstaltung der „Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg“ findet Kontakt zwischen der Neonazipublikation „Zentralorgan“ und dem CSU-Generalsekretär Thomas Goppel statt.
In der Anfang Mai erschienen Ausgabe Nr. 9/2000 des bundesweit führenden Neonazipublikation „Zentralorgan“ ist ein Interview mit dem CSU-Generalsekretär Thomas Goppel zur „Spendenaffäre“ veröffentlicht. Geführt wurde das Interview im Februar 2000 im Berliner Hilton-Hotel am Rande einer Veranstaltung der Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg, an der sowohl Goppel als auch mindestens zwei Mitarbeiterinnen aus der Redaktion des „Zentralorgans“ teilnahmen.
Das Zentralorgan ist eine bundesweite Publikation des neofaschistischen Spektrums, insbesondere der sogenannten Freien Kameradschaften. Diese Strukturen werden von den langjährigen Hamburger Neonazikadern Christian Worch, Thomas Wulff und Torben Klebe angeleitet, die eng mit militanten Neonazikreisen aus Berlin um den Berliner Anti-Antifa-Koordinator Oliver Schweigert zusammen arbeiten. Gegen das „Zentralorgan“ wurde auch polizeilich vorgegangen. So erschien beispielsweise die Ausgabe Nr. 8/1999 mit dem unmißverständlich antisemitischen Titelbild „Juden raus aus Österreich“ – was zu polizeilichen Durchsuchungen von Redaktionsräumen in Ludwigslust und Hamburg führte.
Die „Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg“ tritt nach eigenen Angaben für die „Wahrung und Pflege preußisch-frederizianischen Gedankengutes und preußischer Tugenden gegen den allgemeinen Werte- und Sittenverfall in Deutschland ein.“ In ihrer Programmatik bietet die Gesellschaft folgende rassistische Argumentation: “Deutschland wird gerade auf kulturellem Gebiet – einschließlich der deutschen Sprache – überfremdet und wird damit Teile seiner nationalen Identität beraubt.“(Schreibweise im Original) Die Gesellschaft bietet mit ihrem Eintreten für „preußische Tugenden“ ein ideologisches Scharnier zwischen bürgerlich-konservativen, rechts-konservativen und rechtsextremen Kreisen. Zu Gastautoren bei der Gesellschaft gehörten in der Vergangenheit u.a. auch Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm; in der April-Ausgabe des Mitteilungsblatts der Gesellschaft findet sich ein Gastbeitrag von Uwe Greve, der auch für die Rechtsaußen-Magazine Junge Freiheit und Criticon geschrieben hat. Thomas Goppel bestreitet nach uns vorliegenden Informationen nicht, dass er dem Zentralorgan das jetzt veröffentlichte Interview gegeben hat.
Ein Mitarbeiter des Antifaschistischen Pressearchivs und des Antifaschistischen Infoblatts erklärt dazu: „Wir fordern die Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg auf, möglicherweise bestehende Kontakte zum militanten Neonazispektrum offenzulegen. Und wir fordern CSU-Generalsekretär Thomas Goppel, stellvertretend für die Gesamtpartei CSU auf, eindeutig gegen Rechtsextremismus und Neonazis Stellung zu beziehen und nicht in braunen Gewässern nach neuen WählerInnenschichten zu fischen. Wir erwarten, dass Vertreter demokratischer Parteien sämtliche Kontakte zur Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg abbrechen und dass Thomas Goppel sich öffentlich und unmißverständlich von seinen Kontakten zu Neonazis distanziert.“