Rechtsextremes Darkwave-Festival mit europaweiter Beteiligung in Spanien
EU unterstützt Auftritt extrem rechter Musikgruppen
Vom 14.-15.Juli 2000 plant eine spanische Veranstaltungsgruppe ein Konzertwochenende „Arcana Europa“ in Tarancon (80 km südöstlich von Madrid). Im nahe gelegenen Amphitheater Segobriga werden eine Reihe maßgeblicher Vertreter der europäischen rechtsextremen Musikszene auftreten. Den Internetseiten des Veranstalters „Los Cantos de Maldoror“ (www.seduced.to/arcana-europa) ist zu entnehmen, daß diese Veranstaltung u.a. von der Europäischen Union und spanischen Regionalverwaltungen unterstützt wird.
Einige der teilnehmenden Musiker und Musikerinnen repräsentieren den rechtsextremen Flügel der Dark-Wave- oder Neofolk-Szene in ihren Ländern. Viele auftretende Gruppen eint eine kulturelle Rückbesinnung auf traditionelle Werte und die damit verbundene Kritik an den Errungenschaften der Moderne. So wird u.a. die religiöse Rückbesinnung auf ein dem Christentum entgegengestelltes Neuheidentum und ein gegen den Gleichheitsgedanken gerichtetes Elitedenken propagiert. Mehrere Formationen und Einzelpersonen haben in der Vergangenheit belegbare Kontakte zu einschlägigen rechtsextremen oder neofaschistischen Kreisen unterhalten. (siehe unten)
Offensichtlich gibt es bei den betroffenen Institutionen keine Sensibilität bezüglich einer Musikszene, die sich in den letzten Jahren vermehrt einer Einflußnahme durch Rechtsextremisten erwehren muss. Die rechtsextremen Protagonisten sind europaweit vernetzt und sehen in der Durchdringung dieser Jugendkultur eine Möglichkeit, ihre gesellschaftliche Randposition zu überwinden. Eine Förderung von Festivals mit rechtsextremer Beteiligung konterkariert die europaweiten Versuche, menschenverachtende faschistische oder rechtsextremistische Ideologien in der Jugendkultur zurückzudrängen.
Die UnterzeichnerInnen erwarten von den oben erwähnten Institutionen die Förderung von Veranstaltungen im Bereich der Jugendkultur, die sich der Völkerverständigung verpflichten. Sollte sich die direkte oder indirekte Unterstützung des Festivals in Tarancon durch spanische und europäische Institutionen bestätigen, fordern wir (die Unterzeichner) diese auf, ihre Unterstützung sofort und unmißverständlich zurückzuziehen.
Einige Hinweise zu den auftretenden Musikern und Bands:
- Tony Wakeford von der britischen Gruppe Sol Invictus, Headliner der Veranstaltung, war in den 80er Jahren sehr eng in das englische Netzwerk der extremen Rechten eingebunden. So berichtete die englische antifaschistische Zeitung SEARCHLIGHT (November 1997, S.6), daß Wakeford Mitglied einer Gruppierung namens IONA war, die Veranstaltungen mit der extrem rechten Zeitschrift Scorpion finanzierte.
- Der Österreicher Kadmon (alias Gerhard Petak) von Allerseelen, der ebenfalls für das Festival angekündigt ist, publiziert seit mehreren Jahren in diversen Zeitschriften der rechtsextremen Szene in der BRD. So waren seine Beiträge bereits in dem neofaschistischen Periodikum STAATSBRIEFE, der „neurechten“ JUNGEN FREIHEIT oder der extrem rechten OPPOSITION zu finden. Zudem produzierte er in der Vergangenheit eigene Pamphlete, in denen er maßgeblichen Vertretern des Nationalsozialismus (u.a. Karl-Maria Willigut, XXX) huldigte. Symptomatisch für die ideologische Ausrichtung von Allerseelen ist die Ankündigung für das jetzige Festival in Spanien. Diese schloß Kadmon mit einem Zitat des lateinamerikanischen Hitler-Verehrers Miguel Serrano.
- Sängerin der italienischen Gruppe Ataraxia ist Francesca Nicoli, die in der Vergangenheit auch in der Formation Camerata Mediolanense mitwirkte. Deren von faschistischen Vordenkern wie Julius Evola inspirierte Weltanschauung kann in der aktuellen Ausgabe der deutschen Zeitschrift Blood&Honour (Ausgabe 9, S.6) nachgelesen werden. Dieses Interview in einer der führenden neofaschistischen Zeitschriften Deutschlands zeigt anschaulich, wie groß die ideologischen Überschneidungen des extrem rechten Flügels der Darkwave-Szene mit diesen Kreisen sind.
- Sangre Cavallum wurden durch ihren Auftritt als Vorband der offen faschistischen Gruppe Blood Axis 1998 in Portugal weiten Kreisen bekannt.
- Auf der Homepage sind ebenfalls Kontaktadressen für den Kartenerwerb angegeben. Für litauische Interessierte wurde die Adresse von Ramuva benannt. Ramuva hat sehr enge Kontakte zur Synergies Européennes, dem europaweiten Zusammenschluß der sogenannten „Neuen Rechten“ sowie zur rassistischen Heidenszene in Europa.