Thule-Seminar e.V. -
Arbeitskreis für die Erforschung und das
Studium der europäischen Kultur
Stand des Artikels: 1996
Gründung: 1980
Sitz: 34065 Kassel
Zahl der Mitglieder: ca. 50
Funktionäre: Gründungsmitglieder
waren ->Pierre Krebs, ->Wigbert Grabert, Marielouise Grabert, Hans-Günther
Grimm, Claude Michel, ->Hans-Michael Fiedler, Guy Mompert, Uda Wilke
Struktur: War das Thule-Seminar seit der Gründung
1980 eng mit dem ->Grabert-Verlag verbunden, kommt es 1983 offiziell
zur Trennung. Die Stiftung Kulturkreis 2000 verbleibt beim Grabert-Verlag,
der in seiner Tochter-Gesellschaft, dem Hohenrain-Verlag, weiterhin Beiträge
des Thule-Seminars veröffentlicht. Eine direkte Untergliederung des
Seminars ist der Ariadne Kunst- und Buchversand (gegründet 1988).
Laut einer Selbstdarstellung versucht sich das Thule-Seminar 1995 neu
zu strukturieren: Je nach finanziellem Einsatz kann man nach Absegnung
durch den Vorstand Mitglied werden in einem Muninnkreis für reguläre
und Fördermitglieder (Jahresbeitrag 250
DM), einem Huginnkreis für aktive Mitglieder (500 DM) oder einem
Gunkirkreis (1500 DM). Die Mitglieder von Letzterem werden einmal im Jahr
zu einer internen Sitzung auf eine Burg eingeladen. Alle Geldgeber gehören
zu einem Konvent, der sich einmal im Jahr zu einem Kolloquium trifft.
Aktivitäten: Das Thule-Seminar wirkt nach außen
durch seine Zeitschrift, den für den Rechtsextremismus grundlegenden
Buchveröffentlichungen und durch die rege Vortragstätigkeit
des Pierre Krebs.[1]
Periodika: Seit 1986 gibt der Verein die Zeitschrift
Elemente heraus, die unregelmäßig
bislang in fünf [sechs] Ausgaben (letztmalig
1990 [1998]) erschien. Weitere Ausgaben sind
seit längerem angekündigt. Chefredakteur ist mit Unterbrechungen
Burkhard Weeke. Wichtigste Buchveröffentlichungen des Thule-Seminars
waren Das unvergängliche Erbe. Alternativen zum Prinzip der Gleichheit
(1981 im Grabert-Verlag) und Mut zur Identität. Alternativen zum
Prinzip der Gleichheit (1988 im ->Verlag für ganzheitliche Forschung
und Kultur). 1994 erscheint die Selbstdarstellung Das Thule-Seminar. Geistesgegenwart
der Zukunft in der Morgenröte des Ethnos. In der Reihe Forum, Veröffentlichungen
der Stiftung Kulturkreis 2000, erschienen im Hohenrain-Verlag Bände
u.a. der Autoren Alain de Benoist, Pierre Krebs, -> Karl Höffkes,
Rudolf Künast, Wolfram Hormann, Hans Burkhardt, Bernhard Willms,
Erich Schwinge, Karl Salm, Guillaume Faye und Felix Buck. Weitere Reihen
bildeten Thule-Alternativen und Thule-Rhetorik. Veröffentlichungen
von Krebs erschienen auch in der Thule-Bibliothek des Burkhard Weeke-Verlags.
Neben den Veröffentlichungen werden jedoch auch Aufkleber wie »Rasse
ist Klasse« oder »Entdecke die Wurzeln Deines Volkes«
versandt.
Programmatik: Programmatisch lehnt sich das Thule-Seminar
an sein organisatorisches und geistiges Vorbild, die Nouvelle Droite (Neue
Rechte) aus Frankreich, an und bearbeitet die gleichen Ideologiefragmente.
Im Zentrum steht ein biologistisches Menschenbild, welches die Ungleichheit
betont und einen positiv gewerteten Rassismus propagiert. Juden- und Christentum
werden wie die Frankfurter Schule als gleichmacherische Ideologien abgelehnt.
Selbst greift es auf vorchristliche Religionen zurück, die die Herausbildung
eines heidnisch-germanischen Fundamentalismus erlauben und bedient sich
ihrer als Grundlage für eine neue nationale Identität. Hauptfeind
bleibt der »Meltingpot« Amerika und alles, was es darstellt.
Nach dem Ende des Ost- West-Konfliktes treten völkische und antisemitische
Elemente stärker hervor.
Zusammenarbeit: Das Thule-Seminar unterhält über
seine Vortragstätigkeit Kontakte vom militant neofaschistischen Spektrum,
wie der Nationalistischen Front, bis zur konservativen,
FDP-nahen Thomas-Dehler-Stiftung. Die Selbstdarstellung als Teil von »europäischen
Synergien«, wie Krebs das Netzwerk von »eng verbundenen Denkzirkeln«
und »Zellen geistigen Widerstands« nennt, läßt
auf eine Anlehnung an den neu entstandenen europäischen Zusammenhang
Synergies Europeennes schließen. Als Vertreterin der deutschen Fraktion
nennt DESG-inform die ehemalige -> Junge
Freiheit- Mitarbeiterin Gerlinde Gronow, und als Ansprechpartner für
Österreich wird -> Jürgen Hatzenbichler aufgeführt.
Bedeutung: Das Thule-Seminar e.V. stellt sich durch
die direkte Bezugnahme auf den historischen Thule-Mythos in dessen Tradition.
Es versteht sich als Elite zur Modernisierung des Rechtsextremismus und
versucht, ihm durch Veröffentlichungen ein aktualisiertes theoretisches
Fundament zu geben. Die Schriften und besonders die Zeitschrift Elemente
- ungeachtet dessen, daß bereits seit einigen Jahren keine neue
Ausgabe des Blattes erschienen ist - werden bis heute vom Rechtsextremismus
in seiner ganzen Bandbreite rezipiert. Die Bedeutung des Thule-Seminars
dagegen hat in den 90er Jahren abgenommen. (B)
Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli
Jentsch, Kurt Ohrowski
Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher
Rechtsextremismus,
Berlin 1996, S. 311 - 313
Anmerkungen:
[1] Zur geschichtlichen Entwicklung vgl. AK Neue Rechte: Thule-Seminar.
Spinne im Netz der Neuen Rechten. Kassel 1990.
Weitere Materialien:
Weiterführende Literatur:
© für alle: 2005 antifaschistisches pressearchiv und bildungszentrum
berlin e.v.
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