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Profil: Der Märkische Heimatschutz (MHS)

 

Der MHS entwickelt sich zu einer der bedeutendsten Gruppen in Brandenburg

von Ulli Jentsch & Michael Weiss

Die Neonazi-Szene im Land Brandenburg befindet sich im Umbruch. Nachdem in den vergangenen Monaten der NPD wichtige Strukturen wegbrachen, scheint die Bedeutung von regionalen, größeren Kameradschaften weiter zu steigen. Ein exponiertes Beispiel für die relativ erfolgreiche, parteiungebundene Aufbauarbeit in Brandenburg ist der Märkische Heimatschutz (MHS), der vor allem im Nordosten des Landes aktiv ist.

Der MHS beteiligt sich regelmäßig an Aufmärschen von Neonazis im ganzen Bundesgebiet.Vor nunmehr fast zweieinhalb Jahren gründete sich der MHS mit dem Anspruch, die zersplitterte Neonazi-Szene zu vereinen, Impulse zu setzen und um perspektivisch auch »an Wahlen teilzunehmen«. Vorläufer waren einige kleinere Kameradschaften. Die Gruppe, die der 24jähriger Anführer Gordon Reinholz um sich geschart hat, wird auf 35 bis 50 Mitglieder geschätzt und ist in Städtchen wie Angermünde, Prenzlau, Strausberg, Eberswalde und Oranienburg aktiv. Vorbild war der Thüringer Heimatschutz (THS), der ebenfalls städtegebundene Sektionen unterhielt und – eher untypisch für die Kameradschaften – eng mit der NPD kooperierte. Gleiches gilt für den MHS. Auch hier wurde der Bruch zur NPD nie vollends vollzogen, obwohl Anführer Reinholz, der zeitweise sogar Beisitzer im Vorstand der NPD-Jugendorganisation JN war, 2001 aus der Partei ausgeschlossen wurde. Zu eng sind die Verknüpfungen mit dem Berliner NPD-Bundesvorstand Frank Schwerdt, der bei THS wie MHS wichtiger Ideengeber und Berater ist.

Die politische Agenda des MHS bewegt sich innerhalb des szenetypischen Rahmens. Es wird für den Aufbau eines "nationalen Jugendzentrums" geworben und zu Daten wie dem 8. Mai per Flugblatt Geschichtsrevisionismus betrieben ("Der schlimmste Tag in der deutschen Geschichte"). 2003 agitierte der MHS mit antisemitischen und antiamerikanischen Plattitüden massiv gegen den Irakkrieg. Unter anderem gelang es, sich ungestört an einer von PDS und Kirche organisierten Kundgebung in Eberswalde zu beteiligen.

Gerne gibt sich der MHS seriös und versucht sich so als kommunaler Gesprächspartner zu etablieren. Im März nahmen zum Beispiel 20 MHSler an einer Diskussionsveranstaltung linker SPDler zur Agenda 2010 in Oranienburg teil. Solche Auftritte dienen darüber hinaus der Einschüchterung vermeintlicher und tatsächlicher Gegner und sind willkommene Anlässe zur Anti-Antifa-Recherche.

Teilweise scheint das Konzept, sich in der Region zu etablieren, aufzugehen, denn die Voraussetzungen sind günstig: Weiterhin ist mit einer größeren rechtsgeprägten Jugendszene viel potentieller Resonanzboden für neonazistische Politik vorhanden. So ist es der Gruppierung problemlos möglich, Seminarräume in einem uckermärkischen Hotel zu mieten; in MHS-Publikationen finden sich Anzeigen lokaler Handwerksbetriebe. Nur selten wird wie jüngst die Idylle getrübt, als dem MHS die schon zugesagte Turnhalle für ein »nationales Fußballturnier« kurzfristig gekündigt wurde.

Daher fürchtet der MHS, in der Öffentlichkeit als Neonazi-Gruppe geoutet zu werden: Über Jahre wurde die alternative Jugendinitiative Pfeffer und Salz aus Angermünde terrorisiert, weil diese immer wieder auf die regionalen Probleme mit Rechtsextremismus hingewiesen hatte. Aktuell sieht sich der MHS durch eine antifaschistische Veranstaltungsreihe (siehe S. 1 ff.) bedroht, in der über den MHS aufgeklärt wird.

Quelle: monitor Nr.15, Mai 2004

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