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Profil: La Plata Ruf

 

Der "La Plata Ruf"

von Ulli Jentsch

Auslandsdeutschtum in Argentinien

Der »LA PLATA RUF« (La Voz del Plata) war eine Monatszeitung der »deutschsprachigen Gemeinschaft« in Argentinien und erschien fast zehn Jahre lang mit insgesamt 106 Ausgaben. Herausgegeben wurde die Monatsschrift von einer Aktiengesellschaft unter EDUARDO A. AUMANN[1] und ALFREDO A. KÖLLIKER FRERS[2]. Von der Nullnummer im Dezember 1967 bis zur Einstellung im Februar 1977 begleitete sie das Leben der vielen, oft wirtschaftlich etablierten deutschsprachigen ImmigrantInnen. Auf 28 bis 40 Seiten berichtete die Redaktion, geführt von HANS-JÜRGEN WÖHLER, vom Leben der Kultur- und Sportvereine, aus der Wirtschaft oder über die argentinische Politik ebenso wie über die Situation in den Heimatländern Deutschland, Schweiz und Österreich.
Volkstümlich und NS-nostalgisch: Der La Plata Ruf In vielfältigen Berichten wird aus dem Gemeindeleben in Buenos Aires und in den Provinzen erzählt. Hier stechen die Namen Villa Belgrano, Bariloche und Rumipal hervor, in denen die »Deutschstämmigen« wohl auch heute noch in der Mehrzahl sind. Ein ERICH PRIEBKE, JUAN MALER und andere tauchen eher beiläufig im »LA PLATA RUF« auf. Im Kulturleben fallen die extrem rechten bis völkischen Traditionen auf. Berichtet wurde von den Lagern für die »deutschstämmige Jugend«, von den jährlichen Sonnenwendfeiern oder den »Carl-Diem-Sporttagen«. Die Zeitung begleitet die Gründung der »VEREINIGUNG EHEMALIGER DEUTSCHER FRONTKÄMPFER« und titelt über den »Reichsbauernführer aus Argentinien«, WALTHER DARRÉ[3].

Legendärer »Ruf«

Bekannt wurde der »LA PLATA RUF« aber durch seinen Hauptautoren und Chefredakteur WILFRED VON OVEN[4], aus dessen »DEUTSCHEN KOMMENTAREN« der »LA PLATA RUF« entstand. Der ehemalige Referent im NS-Propagandaministerium unter JOSEF GOEBBELS befeuerte von der ersten Nummer an mit seinen Artikeln die völkische Ausrichtung der deutschen Auslandsgemeinde. Unter dem Kürzel »v.O.« lieferte er die Artikel und Kommentare über die Entwicklungen in Deutschland und anderswo. VON OVEN war in jener Zeit allgemein bekanntes und geachtetes Aushängeschild der deutschen Gemeinde. Vor allem über ihn führten die Verbindungen zu den rechtsextremen Organisationen in der Bundesrepublik. Auffallend war die Nähe zu dem von Alt-Nazis geführten DEUTSCHEN KULTURWERK EUROPÄISCHEN GEISTES (DKEG) und der GESELLSCHAFT FÜR FREIE PUBLIZISTIK (GfP), über die intensiv berichtet wurde.
Legendär ist ein Zitat aus dem Jahre 1973 von THORA RUTH, das seit Jahrzehnten für die Modernisierungsbemühungen des Rechtsextremismus herhalten muss: »Wir müssen unsere Aussagen so gestalten, daß sie nicht mehr ins Klischees des 'Ewiggestrigen' passen. Eine Werbeagentur muß sich auch nach dem Geschmack des Publikums richten und nicht nach den eigenen. (...) In der Fremdarbeiter-Frage etwa erntet man mit der Argumentation 'Die sollen doch heimgehen' nur verständnisloses Grinsen. Aber welcher Linke würde nicht zustimmen, wenn man fordert: 'Dem Großkapital muß verboten werden, nur um des Profits willen ganze Völkerscharen in Europa zu verschieben. Der Mensch soll nicht zur Arbeit, sondern die Arbeit zum Menschen gebracht werden.' Der Sinn bleibt der gleiche: Fremdarbeiter raus! Die Reaktion der Zuhörer aber wird grundverschieden sein.«
Bekannte und/oder häufige Autoren waren ALPHONSE MAX (Politologe aus Uruguay), HENNING EICHBERG, BOLKO FREIHERR VON RICHTHOFEN, JACQUES DE MAHIEU. Dem apabiz liegen 56 Ausgaben des »LA PLATA RUF« vor.


1) Konteradmiral a.D.
2) Prof. Dr., Rektor der Argentinischen Universität für Sozialwissenschaften.
3) Darré wurde 1895 in Buenos Aires geboren.
4) Gestorben am 13. Juni 2008 in Buenos Aires. In der Literatur oft fälschlich »Wilfried« genannt.

 

Quelle: monitor Nr.39, Februar 2009

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