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Profil: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)

 

Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)

Stand des Artikels: 1996

Gründung:1972

Sitz: 60329 Frankfurt a.M.

Zahl der Mitglieder: ca. 3.600

Funktionäre: Karl Hafen (geschäftsführender Vorsitzender), Nachfolger des von 1972-1994 tätigen Iwan I. Agrusow (Mitglied im Bund russischer Solidaristen (NTS)); weitere Mitglieder: Leonid Müller (Ex-Schatzmeister, NTS-Mitglied, ehemals stellvertretender Vorsitzender der -> Deutsch-Russländischen Gesellschaft), Konrad Löw, -> Otto von Habsburg, -> Lothar Bossle, Nikolaus Lobkowicz, Ludek Pachmann, -> Caspar von Schrenck-Notzing, Gerhard Löwenthal

Struktur: Die Führungsgruppe der IGFM bestand und besteht zum Teil noch heute aus Mitgliedern des NTS. Die Gesellschaft wirbt v.a. im rechtskonservativen Spektrum. Es bestehen Sektionen in vielen Ländern, wobei die Sektion der BRD eine der aktivsten ist.

Aktivitäten: Am 8. April 1972 wird die Gesellschaft für Menschenrechte (GFM) unter Federführung des NTS gegründet. Dieser entstand in den 30er Jahren und galt als die bedeutendste russische Exilorganisation. In der Folge konzentriert sich die GFM-Arbeit fast nur auf Länder des Ostblocks. Anläßlich des Breschnew-Besuches im Mai 1978 initiiert die GFM die Bürgeraktion für Menschenrechte. 1981 folgt die Umbenennung in Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). 1982 wird die Kampagne »Handel ja, Sklavengas nein!« gegen das Erdgasgeschäft mit der Sowjetunion gestartet, und 1983 beteiligen sich Mitglieder der IGFM an der Konservativen Aktion. 1985 ist die Gesellschaft Träger einer in Berlin eröffneten antisandinistischen Propaganda-Ausstellung, und 1986 nimmt der IGFM-Mitarbeiter Götz von Houwald an einem Seminar in Madrid teil, in dem eine europäische Strategie für die Unterstützung der lateinamerikanischen Contra diskutiert wird.[1] 1993 verzeichnet die IGFM ca. 3,2 Mio. DM Einnahmen, davon 2,9 Mio. DM aus Spenden.

Periodika: Die seit 1976 erscheinende Zeitschrift Menschenrechte. Dokumente - Schicksale-Informationen erschien 1995 mit sechs Ausgaben und hatte 1990 eine Gesamtauflage von 25.000 Exemplaren. In der Redaktion sind u.a. R. Gnauck und Iwan Agrusow tätig. Verantwortlich zeichnet Karl Hafen. Für die Menschenrechte. Mitteilungen an Freunde und Förderer erscheint zweimonatlich mit sechs Ausgaben 1995. Redaktion: Karl Hafen. Internationale Publikationen sind Lateinamerika-Info-Brief, African-News, Human-Rights-Worldwide und Mitgliederbrief.

Programmatik: Die IGFM wurde zwar unter dem Mantel strikter politischer Neutralität gegründet, doch weisen ihre Tätigkeiten in eine ganz andere Richtung. Kommunistisch bzw. sozialistisch regierte Staaten werden bekämpft, reaktionäre Diktaturen »befreundeter« Länder unterstützt. Bei einem Kongreß des Bundes der Mitteldeutschen formulierte der ehemalige IGFM-Vorsitzende Hellmut Nitsche, daß es gelte, »das Mittel Menschenrechte« als Kampfmittel einzusetzen.

Zusammenarbeit: Die IGFM arbeitet eng mit dem Brüsewitz-Zentrum zusammen, hat gute Kontakte zur Internationalen Arbeitsgemeinschaft Freiheit und Demokratie sowie engste Beziehungen zur Deutsch-Russländischen Gesellschaft. Weitere Verbindungen bestehen zur Deutschen Hochschulgilde Trutzburg Jena zu Göttingen und zur -> Ludwig-Frank-Stiftung. Die IGFM unterhielt enge Kontakte zu Nationalisten aus Kroatien.[2] Personelle Überschneidungen soll es nach Angaben der jungen Welt zu der Internationalen des Widerstands und der World-Anticommunist League geben.[3]

Bedeutung: Die IGFM ist ein Produkt des Bundes russischer Solidaristen (NTS), der seit Beginn der Entspannungspolitik seinen Schwerpunkt auf die Instrumentalisierung der Menschenrechtsfrage setzte und dabei v.a. oppositionelle Kräfte in den Ostblockstaaten unterstützte. Tat- und finanzkräftige Unterstützer waren hierbei die Gegner der Entspannungspolitik im Umkreis der Unionsparteien. Die Veröffentlichungen der »Menschenrechtsorganisation« werden von konservativen, aber auch von extrem rechten Personen und Gruppen aufgegriffen. Die IGFM bemüht sich bisher vergeblich um die internationale Anerkennung vor der UNO, hat jedoch einen Beobachterstatus. (B)

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Anmerkungen:

[1] Vgl. Christliche Initiative Mittelamerika (Hrsg.): Die Contraconnection. Hamburg 1989, S. 77.

[2] Vgl. junge Welt vom 11.9.1995.

[3] Vgl. junge Welt vom 7.12.1994.

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.197f

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