Evangelische Notgemeinschaft
in Deutschland e.V.
Stand des Artikels: 1996 [enthält
UPDATE]
Gründung: 30. September 1966 in Stuttgart
Löschung: Im Juni 1996 im Vereinsregister gelöscht.
Sitz: 71272 Renningen/Leonberg, von Gründung bis
Juni 1996 in Stuttgart.
Zahl der Mitglieder: ca. 700
Funktionäre [UPDATE]:
Hanns Schrödl (letzter 1. Vorsitzender), Ilsemarie Lorenz (Stellvertreterin);
Mitglieder des Vorstandes waren zwischen 1966 und 1996 u. a. Joachim Freiherr
von Braun, Karl Salm, Fritz Schwammberger, Joachim
Hertz-Kleptow, Albert Hudak, Rolf Sauerzapf, Helmut Matthies, Jens
Motschmann, Klaus Motschmann, Adolf Künneth, Gerhart Groh, Hartmuth
Wenndorff, Walter Rominger.
Ehrenvorsitzender ist der langjährige Vorsitzende (1966 - 1982) Alexander
Evertz, Pfarrer i. R. ->mehr
Struktur: Die Mitglieder der Evangelischen Notgemeinschaft
in Deutschland e.V. sind in Ortsgruppen zusammengefaßt. Obleute
leiten die Ortsgruppen nach Maßgabe des Leitfadens für Obleute.
Ortsgruppen existieren u. a. in Bonn, Lüneburg, Köln, Hannover,
München und Stuttgart. Wo es nicht genügend Mitglieder gibt,
bilden sie Regionalgruppen, z.B. in Südhessen. Als Ideen-Zentrum
gilt ihr Walter-Künneth-Institut e.V.
Aktivitäten: Zu religiösen und gesellschaftspolitischen
Themen organisieren die Gruppen, neben dem »Gemeindeleben«,
Veranstaltungen. Als Hilfe für die Gruppenleiter bieten sie Obleute-Tagungen
an. Regelmäßig führt die Evangelische Notgemeinschaft
bundesweit Studientagungen durch, u. a. 1995 in Bad Pyrmont mit Gastreferent
Alfred Mechtersheimer und 1996 in Coburg mit Günter Rohrmoser. Zu
ihren Aufgaben zählen sie auch die »Unterstützung bedürftiger
Schüler in evangelischen Bekenntnisschulen« und Studenten an
bekenntnistreuen theologischen Akademien.
Periodika: Der Vorstand gibt monatlich Erneuerung und
Abwehr im 31. Jahrgang heraus. Schriftleiter ist Klaus Motschmann. Neben
dem Vorstand publizieren regelmäßig Pater Lothar Groppe SJ,
Hans-Lutz Poetsch und Siegfried Ernst. Zusätzlich erscheinen Beihefte
und Dokumentationen der Tagungen.
Programmatik: Bereits die Gründung als Reaktion
auf die Ost-Denk-Schrift der EKD unter ihrem Motto »Kirche muß
Kirche bleiben« ist charakteristisch. Im Artikel 2 der Satzung skizzieren
sie ihre Intention: »Zweck des Vereins ist die Besinnung auf den
Auftrag der Kirche, der in der rechten Verkündung des Evangeliums
besteht. Daraus ergibt sich notwendig auch die Treue im Umkreis der irdischen
Pflichten zur Familie, zum Nächsten, zu Volk und Vaterland.«
Als geistige Mentoren gelten, neben Evertz, u. a. Pastor Werner Petersmann,
von 1934 bis 1945 bei den Deutschen Christen aktiv, dann in der evangelischen
Vertriebenenarbeit engagiert und Bundestagskandidat der Nationaldemokratischen
Partei Deutschlands (NPD). Weiterhin Künneth, der dem NS-Staat darin
zustimmte, »Sonderrechte für Juden« zu schaffen. Mit
Bezug auf Luther, die Bibel und die Evangelien warnen sie vor der »Überfremdung«,
fordern die »nationale Identität«, die »Reinheit
der Völker« und »ethnopluralistische Maßnahmen«.
Zusätzlich sorgen sie sich um die Familie und das »ungeborene
Leben«. Die Ostgrenze ist weiterhin Thema, ebenso wie die »Gefahren«
der Homosexualität, des Feminismus und Sozialismus.
Zusammenarbeit: Seit Anbeginn bewegen sie sich in konservativen
bis rechtsextremistischen Kreisen. Im Bayernkurier und der Deutschen
National-Zeitung fanden sich Beitrittsformulare. Die Welt berichtete
über die Gründung, in der die NPD »ein mutiges Zeichen«
sah. Kontakte laufen über persönliche Wege und Doppelmitgliedschaften,
u. a. zum Hilfskomitee Südliches Afrika, der Europäischen
Ärzteaktion, der Berliner Kulturgemeinschaft
Preußen e.V. und der Konservativen Kultur und Bildung e.V/Konservatives
Büro um Löwenthal und Groppe. In Mut und
Junge Freiheit finden sich Autoren der Evangelischen Notgemeinschaft.
Klaus Motschmann gehört zur Redaktion von Criticon.
Als Organisation ist die Evangelische Notgemeinschaft u. a. Mitglied in
der Konferenz Bekennender Gemeinschaften in der Evangelischen Kirche.
Bedeutung: Die Evangelische Notgemeinschaft gilt als
»äußerster rechter Rand« der Evangelischen Kirche
Deutschlands, die sie als »sehr konservative Laienorganisation«
einstufte. Sie vereint konservatives und rechtsextremistisches Gedankengut
und diesem nahestehende Personen. (AS)
Autor: Andreas Speit (Update Ulli Jentsch)
Anmerkungen:
Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher
Rechtsextremismus,
Berlin 1996, S.381-382
Weitere Materialien:
© für alle: 2005-2009 antifaschistisches pressearchiv und bildungszentrum
berlin e.v.
|