apabiz logo
antifaschistisches pressearchiv und bildungszentrum berlin e.v.
home | eMail | English
 
Archiv Bildung Publikationen Verein Netz
Bibliothek Materialien Sondersammlungen apabiz en detail

Profil: Deutsches Seminar e.V.

 

Deutsches Seminar e.V.

Stand des Artikels: 1996

Gründung: 4. Juli 1970

Geschäftsstelle: 72622 Nürtingen

Zahl der Mitglieder: ca. 40

Funktionäre: Im Vorstand des Deutschen Seminars sitzen Walter Staffa (Vorsitzender), Franz Jungwirth (stellvertretender Vors.), Rolf Kosiek (Kassenprüfer), Carl Müller (Beisitzer), Ferdinand Lukas (Beisitzer) und Karl Baßler.[1]

Struktur: Das Deutsche Seminar (im folgenden DS) entsteht 1970 aus einem Mitte der 60er Jahre gegründeten Arbeitskreis des Witikobundes. Es sollte zu einem geistigen Mittelpunkt in der Arbeit des Bundes werden und die »wissenschaftliche Auseinandersetzung mit historischen, staatsrechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Fragen und Problemen« führen.[2] Als »Denkfabrik« verfügt das Deutsche Seminar von daher über wenige Mitglieder und bündelt die Kräfte in seiner publizistischen und bildungspolitischen Tätigkeit. Teilweise tritt das Deutsche Seminar seit 1986 auch unter dem Namen Süddeutsches Seminar[3] oder Süddeutsches Forum auf.

Aktivitäten: Seit 1970 konzentriert sich das DS auf die Herausgabe der Zeitschrift Politischer Zeitspiegel und der Veranstaltung jährlich stattfindender Kongresse mit Referenten aus dem rechtsextremen, neurechten und konservativen Lager.

Periodika: Von 1968-1981 erscheint als Publikationsorgan des Deutschen Seminars monatlich der Politische Zeitsspiegel und geht 1982 zusammen mit den Klüter Blättern in den Deutschen Monatsheften auf. Im Politischen Zeitspiegel werden geschichtsrevisionistische und antidemokratische Thesen (»(...) daß wir eine vorübergehende Ausschaltung des parlamentarischen Mehrheit-Gerangels durch Einsetzung eines vollberechtigten Direktoriums für unerläßlich halten«, Nr. 7/1978)[4] vertreten.

Programmatik: Die Gründungsurkunde des Deutschen Seminars beschreibt ihre Funktion: In einer Zeit, die auf die »letzten Entscheidungen« zutreibt, hängt alles »von der geistigen Rüstung, in der die Völker Westeuropas in diesem Ringen um ihr politisches Überleben eintreten«, ab. »Es gilt, der amerikanischen Herausforderung materieller Macht und der östlichen Herausforderung despotischer Menschenverachtung die europäische Herausforderung des schöpferischen Geistes entgegenzustellen.«[5] Wesentlicher Bestandteil der Programmatik des Deutschen Seminars ist die Verbreitung der »Kriegsschuldlüge« und die bei Rechtsextremisten typische Aufrechnung der Verbrechen des Hitler-Faschismus mit den »Verbrechen der Siegermächte«.

Zusammenarbeit: Das Deutsche Seminar unterhält vor allem Verbindungen zur Deutschen Kulturgemeinschaft.

Bedeutung: Das Deutsche Seminar ist eine kleine rechtsextreme Denkfabrik. Ein großer Teil der Vorstandsmitglieder waren/sind in rechtsextremen Organisationen, vor allem der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD), tätig. Die Bedeutung des DS liegt in der Zusammenführung namhafter Referenten aus unterschiedlichsten Spektren des rechten Randes, von Vertretern der »Alten-Rechten« um die NPD, über rechte Ökologen und Führungsfiguren der »Neu-Rechten« bis hin zu Christdemokraten und Konservativen. So referierten u.a. Bernhard Willms, Alain de Benoist, Werner Georg Haverbeck, Bernd Friedmann, Andreas Mölzer, Karl Steinbuch, General-Leutnant a.D. Franz Uhle-Wettler, Karl Richter, Alfred Mechtersheimer, Karl Hahn, General a.D. Günter Kießling, Richard Pemsel, Thor von Waldstein, Franz Pahl, Reinhard Hoffmann, Dekan Michael Ertz, Klas Lackschewitz, Rolf Kosiek, Felix Buck, Horst Rudolf Übelacker, Bernd Dröse u.a. Mit Themen zur Bedeutung der Konservativen Revolution, den Problemen des EG-Zusammenschlusses, zu Fragen der Ökologie und der nationalen Identität stellt das Deutsche Seminar für Rechtsextremisten ein wichtiges Diskussionsforum dar. (HS/UJ)

Autoren: Helmut Schröder, Ulla Jelpke

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.256-258

Anmerkungen:

[1] Auszug aus dem Vereinregister, letzte Eintragung 1988.

[2] G. Herde; A. Stolze: Die Sudetendeutsche Landsmannschaft. Köln 1987, S. 139.

[3] Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der PDS »Das “Deutsche Seminar e.V.” und der Rechtsextremismus«. Bundestags-Drucksache 13/1121 vom 12.4.1995.

[4] Zitiert nach: Rechtsextreme Vernetzung in Nürtingen. O.J., o.O.

[5] Zitiert aus: Beiheft des Politischen Zeitspiegels. Dezember 1974.

Weitere Materialien:

 

© für alle: 2005 antifaschistisches pressearchiv und bildungszentrum berlin e.v.

Seitenanfang

 

Zurück

 

© 2002-2006 antifaschistisches pressearchiv und bildungszentrum berlin e.v.

http://www.apabiz.de | mail@apabiz.de
Impressum