Bund für Gotterkenntnis Ludendorff e.V.
Stand des Artikels: 1996
Gründung: 1951
Geschäftsstelle: Wielenbach/Witzhofen
Zahl der Mitglieder: ca. 12.000 (Eigenangabe), 240 (laut
Verfassungsschutzbericht Hamburg 1995).
Funktionäre: Günther Duda leitet den Bund
für Gotterkenntnis Ludendorff e.V. (im folgenden BfG), Maria Schwägerl
ist in der Geschäftsleitung und Gundolf Fuchs im Vorstand. Gisela
Stiller und Lothar Grünkorn sind im Vorstand des Ferienheims Schönhagen
des BfG. Weitere zentrale Persönlichkeiten sind Franz Karg von Bebenburg,
Günther Lehneking, Godela Dittrich.
Struktur: In einem Entnazifizierungsverfahren stufte
die Spruchkammer Mathilde Ludendorff »wegen außerordentlicher
Begünstigung des Nazismus« als »belastet« ein,
und der Bund wurde verboten. Trotzdem reorganisieren sie sich nach 1945
und treten ab 1951 wieder in Erscheinung. 1961 wird der BfG durch die
Innenminister der Länder als »verfassungsfeindlich« eingestuft
und erneut verboten. Ein bayerisches Verwaltungsgericht hebt 1977, aufgrund
von Verfahrensfehlem, das Verbot auf. Der BfG besteht aus Einzelmitgliedern
sowie einem Vorstand mit Beirat. Flankiert wird der Bund von diversen
Institutionen und Organisationen, u.a. Tagungsstätte Tutzingen, Ferienheim
Schönhagen; Weltanschauungsgemeinschaft Gotterkenntnis Mathilde Ludendorff
e.V., Ludendorff Gedenkstätte e.V. und Arbeitskreis für Lebenskunde
e.V. Von besonderer Bedeutung ist der Verlag Hohe Warte GmbH, der vor
1945 Ludendorff Verlag hieß und den Franz Karg von Bebenburg leitet.
Aktivitäten: Die Geschichte des BfG, auch Ludendorffer
genannt, reicht in die 20er Jahre. Der Namensgeber General a.D. Erich
Ludendorff (1865-1937) marschierte beim sogenannten Hitler-Ludendorff-Putsch
am 9. November 1923 mit an der Spitze. Rivalitäten um den Führungsanspruch
führen zu Differenzen, und Ludendorff sammelt seine Anhänger,
über 100.000, 1926 im Tannenbergbund. Im selben Jahr heiratet er
Mathilde von Kemnitz (1877-1966). Sie übernimmt die ideologische
Ausgestaltung und Organisation In den 30er Jahren nähert sich Ludendorff
Hitler wieder an, so daß Hitler zum Tode Ludendorffs ein Staatsbegräbnis
anordnet. Neun Monate zuvor, am 30 März 1937, gründen sie, nach
einer Unterredung mit Hitler, den Verein Deutsche Gotterkenntnis. 1951
wird er als BfG neugegründet. Neben Tagungen und Vortragen organisiert
der BfG Jugendtreffen und Sonnenwendfeiern. Nach außen treten seine
Mitglieder über den Verlag Hohe Warte und die Franz v. Bebenburg
KG in Erscheinung. Hilfreich zur Seite stehen Roland Bohlingers Verlag
für ganzheitliche Forschung und Kultur, die Versandbuchhandlung von
G. Stiller sowie der Lühe-Verlag von Harm Menkens.
Periodika: Bis 1939 verlegte der Bund die Halbmonatsschrift
Am heiligen Quell deutscher Kraft, die dann unter Ludendorffs
Volkswarte, später Der Quell und ab 1957 Volkswarte,
erschien und seit 1961 unter dem Titel Mensch und Maß im
Verlag Hohe Warte zweimonatlich herausgegeben wird. Regelmaßige
Autoren sind u. a. Alfred Schickel und Hans Kopp, Germar Rudolf und Franz
Uhle-Wettler waren u. a. Gastautoren. Über den Verlag werden sowohl
Erich und Mathilde Ludendorffs Publikationen als auch Schriften des »Rassentheoretikers«
Hans Friedrich Karl Günther vertrieben.
Programmatik: Bis heute gelten Mathilde Ludendorffs
Werke als Fundament des BfG. In ihrer Hauptschrift Triumph des Unsterblichkeitswillens
(1921) legt sie die Kernaussage dar. Potentiell habe jeder Mensch die
Disposition, durch »Selbstschöpfung« zu Lebzeiten Gottähnlichkeit
zu erlangen, wobei dieses Potential, wie der »Rassencharakter«,
vererbt wurde. Die Menschen unterteilt sie in Licht- und Schattenrassen.
Die Lichtrassen seien von Freiheitswillen, Mut, heldischer Entschlossenheit
erfüllt, die Schattenrassen dagegen seien erdgebundener und zeichnen
sich durch Sklaventum sowie stumpfe Schicksalsergebung aus. Eine Blutsmischung
führe zum »Volkstod«. Das Christentum gilt als eine Facette
der »weitweiten Verschwörung des Judentums«, und das
»entwurzelte Jüdische Volk« erstrebe durch die »Zersetzung
der Wirtsvölker« die Weltherrschaft. Basierend auf diesen Aussagen
kämpfen sie für eine »Rassenreinheit«, stehen für
einen militanten Antisemitismus und leugnen den Holocaust ebenso wie die
deutsche Kriegsschuld am Zweiten Weltkrieg.
Zusammenarbeit: Als Organisation sucht der BfG keine
Kontakte. Einzelne Mitglieder sind u. a. bei den Republikanern aktiv.
In »neurechten« Periodika und Verlagen lancieren sie ihre
Inhalte.
Bedeutung: Der Bund für Gotterkenntnis vertritt
eine »Rasse-Blut-Boden-Religion«[1] und ist Bestandteil
des rechtsextremen Spektrums. In Schleswig-Holstein haben sie einen Schwerpunkt,
und 1994 schätzte das schleswig-holsteinische Innenministerium ein:
»Diese (Veranstaltungen) ziehen - über kleine und durchweg
überalterte Kreise der BfG-Mitglieder hinaus - auch Angehörige
anderer rechtsextremer Organisationen in nicht unbeträchtlicher Zahl
an.«[2]
(AS)
Autor: Andreas Speit
Anmerkungen:
[1] Vgl. F. W. Haack: Wotans Wiederkehr. München 1981.
S. 131 ff.
[2] Der Rechte Rand Nr. 37, Nov./Dez. 1995, S. 17.
Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher
Rechtsextremismus,
Berlin 1996, S.374-376.
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